Geschichten aus dem Hellboy-Universum XI (Mike Mignola, John Arcudi, Tonci Zonjic u.a.)

Verlag: Cross Cult; (März 2021)
Gebundene Ausgabe: 576 Seiten; 50 €
ISBN-13: 978-3-966581-14-1

Genre: Horror/ Mystery/ Drama


Klappentext

Höllisch gute Geschichten aus Mike Mignolas Pandämonium! Begleitet Abe Sapien auf den Pfaden seiner Vergangenheit, werdet aus einer ganz neuen (gar außerirdischen) Perspektive Zeuge von Hellboys Ankunft und erlebt ein neues Abenteuer mit Lobster Johnson.

Aufstieg der Schwarzen Flamme: Der nach Blut dürstende Kult der Schwarzen Flamme scheint sein Unwesen zu treiben … plötzlich werden kleine Mädchen vermisst und über uralte böse Mächte verfügt.

Abe Sapien – Verlorene Leben und andere Geschichten: Dies ist die Geschichte und Vorgeschichte von Abe Sapiens Abenteuern – von seinen frühesten Tagen bei der Behörde mit Hellboy über den Froschkrieg mit einem Auftritt des verstorbenen Homunkulus Roger bis hin zu seiner heutigen, weiterentwickelten Form, in der er auf sein Leben als Mann im England der 1850er Jahre zurückblickt.

Der Besucher – Wie und warum er blieb: 1944 wurde Hellboy in einer Zeremonie beschworen, die Hitler die ultimative okkulte Waffe in die Hände spielen sollte. Glücklicherweise kam alles anders, und Professor Trevor Bruttenholm war zur Stelle, um Hellboy zum weltweit größten Detektiv für paranormale Phänomene auszubilden. Aber Bruttenholm war nicht der einzige Zeuge von Hellboys Ankunft …

Lobster Johnson – Der Piratengeist und Metallmonster von Midtown: Ein Trio von Robotern terrorisiert New York City, und rätselhafter als ihre Herkunft sind nur ihre Motive. Als die geisterhafte Crew eines Piratenschiffs aus dem Nichts auf dem Hudson River auftaucht, schreit das nach einem Job für den Lobster!


Rezension

Der neueste Band mit Geschichten aus dem Hellboy-Universum beschäftigt sich nicht mit den Ereignissen in der Gegenwart der B.U.A.P. und ihrem verzweifelten Kampf, sondern erzählt unter anderem von der Vergangenheit der Schwarzen Flamme und Abe Sapiens. Dazu kommen Lobster Johnson, der immer eine Garantie für gute Geschichten in der Tradition des Pulps steht und etwas ganz besonderes in Form von Der Besucher: Wie und warum er blieb, mit dem ein sehr altes Rätsel von Hellboy aufgelöst wird.

Aufstieg der Schwarzen Flamme

In Burma werden Mädchen entführt. Die einzige Spur ist, dass die Täter schwarze Masken tragen. Sergeant McAllister und sein Untergebener Sandhu versuchen herauszufinden, was passiert ist. Schließlich finden sie Hinweise auf den Kult der Schwarzen Flamme und ihr Weg führt sie nach Siam. Dort treffen sie auf Sarah Jewell und ihre Begleiterin Marie-Thérèse, beide erfahrene Kämpferin gegen das Übernatürliche. Geführt von Raimund Diestel begeben sie sich alle zusammen auf die Suche nach dem Tempel, indem der Kult seine Rituale durchführt. Dafür müssen sie den Dschungel durchqueren und dort warten viele Gefahren auf sie.
Die Schwarze Flamme ist ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil der Geschichte der B.U.A.P.. Mike Mignola und Chris Roberson erzählen hier die Vorgeschichte der Schwarzen Flamme und wie sie auf die Erde kam. Dabei lassen sie die sonstige Kreativität, die Mike Mignola auszeichnet, etwas vermissen. Aufstieg der Schwarzen Flamme ist zwar gut erzählt, aber die Geschichte kommt einem arg bekannt vor und sie wird nicht in einer Form abgewandelt, dass sie aus der Masse herausstechen könnte. Christopher Mitten ist ein ganz guter Zeichner, dem die Landschaften und Gebäude besser gelingen, als die Charaktere.

Abe Sapien - Verlorene Leben und andere Geschichten
 
Das Land der Toten

In Mexiko stößt Dr. Macklin 1983 auf das sagenumwobene Xibalba. Aber der Horror wartet dort bereits und Abe Sapien macht sich an die Erkundung der überfluteten Höhlen von Xibalba, um Dr. Macklins Helfer zu retten.
Das Land der Toten ist eine nahezu klassische Horrorgeschichte. Alte verlassene Ruinen, Ungeheuer im Dunkeln und Opfer die wahnsinnig wurden, die Zutaten stimmen und Michael Avon Oeming schafft eine wohlige Gruselatmosphäre mit seinen Zeichnungen.

Hexerei und Dämonologie

Beim Blick auf die Bücher in Professor Bruttenholms Bibliothek fällt Abe ein von Gustav Strobl geschriebenes Buch ins Auge. Der Professor tut Strobl als Scharlatan ab und das Buch als Schund. Als Abe allein ist, taucht Dr. Mallory auf und erzählt ihm die Geschichte Strobls und des Buches. Aber irgendetwas scheint faul an der ganzen Sache zu sein.
Wer ist Gustav Strobl? In dieser Geschichte gibt es Antworten und die Lebensgeschichte des Gegners der B.U.A.P.. Santagio Caruso liefert hier grandiose Bilder wie Gemälde ab und die einen an Hieronymus Bosch erinnern.

Der Ogopogo

1992 kommen Abe Sapien und Hellboy zum Lake Okanagan. Dort wurde Charlie Heppner gefunden und der soll vom sagenumwobenen Ogopogo getötet worden sein. Das Monster lebt angeblich im See. Abe und Hellboy beginnen zu ermitteln, aber irgendwie scheint hier jeder ein Geheimnis zu haben.
Der Ogopogo vereint viele Elemente zu einer kurzweiligen Geschichte. Und Abe und Hellboy sind sowieso immer ein grandioses Team.

Das Unterbewusste

1994 hatten Hellboy und Abe Sapien eine einschneidende Erfahrung in Cavendish Hall. Seitdem fragt sich Abe Sapien, wer er eigentlich ist. In einem Brief an Hellboy schreibt er über seine Gefühle und Gedanken.
Abe Sapiens Zweifel, an sich und wie er in die Welt der Menschen passt, kommen in dieser Geschichte eindrücklich zur Sprache. Mark Nelson hat hierfür wunderbare Bilder gefunden.

Lost Lives

2005 ist Abe Sapien aus eigenem Entschluss heraus nur noch im Innendienst als Wissenschaftler tätig. Von einer Mission bringen Roger und Agent Vaughn ein vermeintlich totes Wesen mit. Als Abe mit Vaughn allein ist, bricht plötzlich die Hölle los.
Abe muss sich der Frage stellen, was ihn eigentlich ausmacht und dies wird in dieser Geschichte mit einem großen Horroranteil sehr gut verpackt und transportiert.

Icthyo Sapiens

Abe Sapien erinnert sich an eine Zeit, in der er noch ein Mensch mit dem Namen Langdon Everett Caul war und der Oannes Gesellschaft angehörte, in deren Auftrag er eine Forschungsreise unternahm.
Icthyo Sapiens ist ein Blick in die Vergangenheit von Abe Sapien. Umrahmt wird dieser wunderbar von einem Bob Dylan Song. Alise Gluskovas Zeichnungen gehen in Ordnung, mehr leider aber auch nicht.

Der Besucher: Wie und warum er blieb

Als Hellboy auf die Erde kommt, gibt es auch einen außerirdischen Beobachter. Eigentlich soll er Hellboy töten und so die Erde und das Universum vor Unheil bewahren. Aber er bringt es nicht übers Herz und bleibt auf der Erde, um zu beobachten, ob seine Entscheidung richtig war. Im Laufe der Jahre lernt er Hellboy und das Leben auf der Erde kennen. Er verliebt sich sogar und heiratet. Und er bekämpft die Ogdru Hem wo er kann, bis Hellboy für diesen großen Kampf bereit ist.
In Saat der Zerstörung tauchten Außerirdische auf und in Sieger Wurm hatte Hellboy Kontakt zu einem von ihnen. Aber wer sie waren, darauf mussten die Leser sehr lange warten. In dieser Geschichte gibt es Antworten und doch steht etwas ganz anderes im Mittelpunkt. Mike Mignola und Chris Roberson beschäftigen sich mit den Fragen des Lebens. Sie schreiben über Liebe, Verlust, Sterblichkeit, Erinnerungen, warum jemand gut oder böse ist und wie Erfahrungen uns bestimmen. Kurz gesagt, sie schreiben über das Leben an sich. Hellboy ist hier eine Randfigur und ist ursprünglich der Grund für den Besucher, sich mit all diesen Themen zu beschäftigen. Der Besucher: Wie und warum er blieb ist ruhig erzählt und eigentlich eine kleine, feine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, und gerade deswegen eine ganz große Geschichte innerhalb des Hellboy-Universums. Paul Grist hatte hierfür gezeichnet und fängt die Geschichte in stimmungsvollen emotionalen Bildern ein.
Der Besucher: Wie und warum er blieb ist definitiv die beste Geschichte in diesem Band.

Gott hab euch selig

1961. Kurz vor Weihnachten muss Hellboy gegen einen durchgedrehten Weihnachtsmann mit übernatürlichen Kräften antreten. Ein Mann, der zufällig ebenfalls da ist, gibt ihm den entscheidenden Hinweis für den Sieg.
Gott hab euch selig ist kurz, humorvoll und passend zu Weihnachten.

Lobster Johnson - Der Piratengeist und Metallmonster von Midtown:

Metallmonster von Midtown

Mai 1936. Drei riesige Roboter werden für einen Banküberfall benutzt. Nichts kann sie aufhalten. Selbst Granaten halten sie stand. Nach einem ersten Versuch sie so zu zerstören, beginnt der Lobster zu ermitteln und eine Spur führt ihn zu einem Ingenieur von Zinco, Emin Aliyev. Von dessen Frau erfährt Lobster Johnson, woher die Roboter stammen, was die Hyperboreer mit ihnen zu tun haben und wer die Roboter steuert. Aber damit beginnt der Kampf erst.
Der Lobster gegen Roboter, allein die Ausgangslage verspricht schon ein unterhaltsames Abenteuer. Und tatsächlich sind alle Zutaten des Pulpgenres vorhanden. Metallmonster von Midtown zeigt Lobster Johnson und seine Helfer in Bestform.

Der Piratengeist

Ein Geisterschiff fährt in den Hafen von New York ein. Zumindest wirkt es so. Während die Menschen abgelenkt sind, wird Cindy, Reporterin und Freundin von Harry, einem Helfer von Lobster Johnson, entführt. Dahinter stecken Isog und Arnie Wald, die endlich mit dem Lobster abrechnen wollen. Aber sie haben nicht die Rechnung mit einem außergewöhnlichen Phänomen gemacht.
Geister, Piraten, Mafioso und der Lobster mittendrin. Was will man mehr? Auch hier ist Lobster Johnson in Bestform und atmet den Zeitgeist der 30er-Jahre. Tonci Zonjic erweist sich als perfekter Zeichner. In seinen Zeichnungen findet sich die ironische Grundhaltung wieder, die in den Geschichten über Lobster Johnson steckt.

Die Zeichnungen sind überwiegend richtig gut. Herausragen tut aber Santiago Caruso, dessen Zeichnungen stark an die Gemälde eines Hieronymus Bosch erinnern. Sie sind ein optischer Leckerbissen, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Wie alle bisherigen Bände der Reihe hat auch dieser jede Menge Bonusmaterial an Bord, welches die Geschichten ergänzt.


Fazit

Der mittlerweile elfte Band der Reihe ist auf gewohnt hohem Niveau und hat mit Der Besucher – Wie und warum er blieb eine ganz besondere Geschichte an Bord, wegen der es sich allein bereits lohnt, diesen Band zu lesen. Dazu kommen ein Lobster Johnson in Hochform und Hintergründe zu der Schwarzen Flamme und Geschichten über Abe Sapien. Das größte Argument für diesen Band ist aber ein Santiago Caruso und seine großartigen Bilder.


Pro & Contra

+ Der Besucher beantwortet so manche Frage
+ Lobster Johnson ist richtig gut
+ grandiose Bilder von Santiago Caruso

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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Rezension zu Hellboy Bd.6 - Sieger Wurm
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Rezension zu Hellboy Bd.9 – Ruf der Finsternis
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Rezension zu Hellboy Bd.11 – Der Krumme
Rezension zu Hellboy Bd.12 – Der Sturm
Rezension zu Hellboy Bd.13 – Abstieg zur Hölle
Rezension zu Hellboy Bd.14 – Hellboy und die B.U.A.P. 1952
Rezension zu Hellboy Bd.15 – Die Todeskarte
Rezension zu Hellboy Bd.16 – Hellboy und die B.U.A.P. 1953
Rezension zu Hellboy Bd.17 – Hellboy und die B.U.A.P. 1954
Rezension zu Hellboy Bd.18 – Hellboy und die B.U.A.P. 1955
Rezension zu Hellboy Bd.19 – Hellboy und die B.U.A.P. 1956


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