Verlag: Splitter; (März 2021)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3-96219-484-0
Genre: Krimi
Klappentext
Martin Bec
Paris, 1932. Die Leiche einer Frau wird im Innenhof ihres Wohnblocks gefunden, offensichtlich aus einem Fenster gestoßen. Der Verdacht fällt sofort auf einen alten Obdachlosen aus dem Viertel – der ideale Schuldige. Etwas zu ideal, findet der berühmte Kommissar Martin Bec. Vor allem, da keiner der Anwohner etwas gesehen oder gehört haben will. Irgendjemand verheimlicht etwas – das will dem Kommissar gar nicht gefallen. Und während sich sein Tabakdunst mit dem Nebel der Metropole vermischt, kommt Bec einem so finsteren wie erstaunlichen Verbrechen auf die Spur..
Rezension
Im Innenhof eines Pariser Wohnblocks liegt eine Frauenleiche. Obwohl jede Wohnung Fenster zum Hof hat, will niemand etwas gesehen haben. So fällt der Verdacht auf den Obdachlosen Guerry. Der gesteht sogar den Mord, aber Kommissar Martin Bec ist damit nicht zufrieden. Eine innere Stimme lässt ihn weiter ermitteln, denn er will den Grund wissen, warum die Frau sterben musste. Als sich Guerry umbringt, ist das für ihn nur ein Grund mehr, den wahren Mörder zu finden.
Nach Miss Crumble, die mehr dem klassischen Krimi à la Agatha Christie verpflichtet war, Richard Monroe, der seine Vorlage im Hardboiled-Genre fand und Ernest Pattison, der seine Wurzeln in der Mystery und der Schauerromantik hatte, tritt mit Martin Bec der nächste Ermittler auf die Bühne der 7 Detektive. Und auch er hat selbstverständlich ein großes Vorbild. Niemand anderes als Kommissar Maigret dürfte bei ihm Pate gestanden haben. Viele Parallelen lassen sich von Herik Hannas Martin Bec zu Georges Simenons Schöpfung finden. Angefangen von der Pfeife, dem Mantel und der allgemeinen Statur, bis hin zur unerschütterlichen Persönlichkeit haben beide viele Gemeinsamkeiten. Selbst Ess- und Trinkgewohnheiten entsprechen sich. Damit hat sich Herik Hanna selbstverständlich selbst so manche Schwierigkeit aufgehalst, schließlich gilt Georges Simenon als Meister seines Faches. Eine Hommage muss also hohen Ansprüchen genügen und vor allem den Kern der Erzählungen treffen und um diesen die Geschichte entwickeln. Dies vollbringt Herik Hanna jedoch bravourös. Sein Martin Bec ist intuitiv, aber vor allem ist er daran interessiert die Tat verstehen zu wollen. Er will das Warum wissen, das Wer ist fast schon ein Nebenprodukt dabei.
Kommissar Bec zeigt Mitgefühl und Verständnis, kann aber ebenso unnachgiebig sein, wenn er das Gefühl hat, verschaukelt zu werden. Und dies ist beim vorliegenden Fall gleich mehrmals der Fall. Herik Hanna lässt seine Geschichte ihren Höhepunkt in einem Verhörzimmer finden und es könnte keinen besseren Ort hierfür geben, denn von Angesicht zu Angesicht entfaltet sich die Persönlichkeit von Martin Bec am Besten und Hanna kann so ein sehr genaues Bild des Kommissars zeichnen.
Fenster zum Hof ist ein richtig guter und spannender Krimi, dessen Auflösung zu Beginn unter Umständen vermutet werden kann, aber die erst am Ende wirklich ihre Bestätigung findet und bietet zudem interessante Charaktere und einen Blick in das Milieu einer scheinbaren heilen Hausgemeinschaft.
Thomas Labourot arbeitet immer wieder mit interessanten Perspektiven. Kommissar Bec verleiht er durch sein Aussehen eine Mischung aus Kühle, Härte und Mitgefühl. Je nach dem wie er seinem Gegenüber eingestellt ist, kommt die eine oder andere Seite von ihm zum Vorschein. Richtig gut und atmosphärisch sind von Labourot die Verhöre gestaltet, die teilweise sehr intensiv herüberkommen. Das Duell zwischen Kommissar und Verdächtigem ist spannend inszeniert. Thomas Labourot ist für diese Hommage an einen Kommissar Maigret genau der Richtige. Denn schon auf der ersten Seite fängt er das Wesen von Martin Bec in einer ganzseitigen Zeichnung ein, der kurz darauf eine Doppelseite folgt, die dann den Ton für den gesamten Krimi setzt und den Mikrokosmos des Mietshauses zeigt.
Fazit
Mit Martin Bec verbeugt sich Herik Hanna auf gelungene Art vor Georges Simenons Kommissar Maigret. Der Fall ist eher klein, bietet Hanna jedoch die Möglichkeit sich das Milieu des Wohnblocks anzusehen und dadurch erschafft er eine Vielfalt von Charakteren, mit jeweils eigenen Persönlichkeiten.
Pro & Contra
+ cleverer Kommissar
+ stark inszeniert
+ Hommage an Maigret
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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