Elian Mayes (25.03.2021)

Interview mit Elian Mayes

Elian Mayes LogoLiteratopia: Hallo, Elian! Kürzlich ist im Amrûn-Verlag Deine Dystopie „Umbrae Noctis – Jäger und Gejagter“ erschienen. Die Menschen leben hier nach Einbruch der Dunkelheit unter der Erde – warum? Welche Gefahren lauern in der Nacht?

Elian Mayes: Die Stadt ist ein doppelt belegtes Territorium. Tagsüber dürfen die Menschen sie nutzen, nachts jedoch haben die Jäger die Herrschaft. Sie sind stärker als Menschen und haben diese zu ihrer Beute ausersehen. Tagsüber halten sie sich versteckt und greifen die Menschen aufgrund eines Deals nicht an, aber nachts gilt dieses nicht. Wer sich nachts an der Oberfläche befindet, wird zur Beute. Unausweichlich.

Literatopia: Inwiefern unterscheiden sich die Jäger von den Menschen? Und was passiert mit ihrer Beute?

Elian Mayes: Vor allem unterscheiden Jäger sich von Menschen dadurch, dass ihre Sinne viel besser funktionieren und ihre Reaktionszeiten deutlich geringer sind. Um einmal Dr. Carrol zu zitieren, der Kireshs Hörreaktion in einem Experiment beschreibt: „Sobald der Schall die Sinneshärchen in der Cochlea, also der Hörschnecke, erreicht und diese ihn an den Hörnerv weitergeben, ist der Jäger im Vorteil. Die Weiterleitung des Reizes erfolgt um ein Vielfaches schneller als beim menschlichen Ohr. Entsprechend schneller ist auch die Reaktion darauf: Wenn ein Jäger und ein Mensch gleichzeitig entscheiden, etwas zu tun, so wird der Jäger in den allermeisten Fällen der Schnellere sein.“

Was die zweite Frage betrifft: Jäger fressen alles, was einen Herzschlag hat und dabei steht auch der Mensch auf ihrer Speisekarte^^

Literatopia: Dein Protagonist Elias ist an Experimenten an dem Jäger Kiresh beteiligt. Wie kommt es dazu? Und warum beginnt er schließlich zu zweifeln?

Elian Mayes: Hab ich geschrieben, dass man unausweichlich zur Beute wird, wenn man in der Nacht an der Oberfläche landet? Nun, Elias ist da eine Ausnahme. Irgendwie hat er es geschafft, die Nacht zu überstehen und aufgrund dieser Erfahrung fragt ihn das Institut für Genetische Forschung als Laborassistenz an. Inhalt der Forschung sind die Jäger, genauer gesagt Kiresh, den er während seines Ausflugs an die Oberfläche „kennengelernt“ hat.

Zu Anfang hinterfragt Elias nichts, was im Institut geschieht. Kiresh wird als Gegenstand betrachtet, mit dem beliebig verfahren werden kann. Als die Experimente jedoch immer brutaler werden, beginnt Elias an der Rechtmäßigkeit zu zweifeln. Kiresh beginnt ihm leidzutun.

Literatopia: Erzähl uns mehr über Kiresh. Was zeichnet seinen Charakter aus? Und was denkt er am Anfang über Elias?

Elian Mayes: Kiresh ist ziemlich arrogant – zu Beginn. Er sieht sich als den Menschen übergeordnet und daher sieht er sich auch gegenüber Elias als überlegen an. Für ihn sind Menschen nichts anderes als wenig intelligente Beute, die keine andere Daseinsberechtigung hat, als seinen Magen zu füllen. Das Abkommen sieht er als Hindernis und hält sich nur widerwillig dran. Als er dann im Institut landet, sieht er auch in den Menschen dort nur eines: Beute. Und das ist bei Elias nicht anders – zu Beginn.

Literatopia: Wer sind Elias‘ Freunde? Würdest Du sie uns kurz vorstellen?

Elian Mayes: Elias hat zwei engere Freunde. Das sind einmal seine beste Freundin Annie und einmal sein Kumpel Caleb. Annie ist der Grund, warum Elias die Nacht an der Oberfläche verbringt. Ihre kleine Schwester verschwindet nämlich spurlos und Elias hilft ihr bei der Suche.

Allerdings merkt er im Laufe der Zeit, dass ihre Freundschaft nicht so tief geht, wie er das eigentlich angenommen hatte. Nach der Nacht an der Oberfläche verliert er nach und nach die Verbindung zu seinen Freunden. Er trifft sich mit ihnen, aber irgendwas ist nicht mehr so wie vorher.

Literatopia: Im dead soft Verlag erscheint Deine Gay-Romance-Reihe „Die Jungs aus dem Panther“. Was bringen die Protagonisten jeweils mit, dass es in den Geschichten so richtig knistert?

Elian Mayes: Puh, das ist in Kürze gar nicht so einfach zu beantworten.

Bei „Eisprinzessin“ ist es vor allem Jannas kühle Art kombiniert mit Alex‘ Hartnäckigkeit, würde ich sagen. Letztere ist nicht immer ganz unproblematisch, denke ich, denn er geht auch mal über die ein oder andere Grenze hinweg, die Janna dann mit Nachdruck neu zieht.

Bei „Sonnyboy“ ist es die Tatsache, dass Leo und Julian sich einerseits sehr ähnlich sind, andererseits aber sehr unterschiedlich. Julian ist eher eifersüchtig, Leo eigentlich gar nicht. Allgemein ist Leo, was Beziehungen angeht, viel lockerer, WENN er denn einmal eine eingeht. Und genau das ist der Knackpunkt ;-)

Bei „Bitchboy“ knistert es tatsächlich gar nicht so sehr, finde ich. Das ist nicht der Kern des Buches. Im Vordergrund steht viel eher Jays Verzweiflung, die dunklen Seiten seines Lebens und dann irgendwann ganz am Rande hat der kleine Funken der Zuneigung gegenüber Milan vielleicht eine Chance. Milan dagegen kämpft ja eher gegen die Zuneigung, die er für Jay empfindet, denn die bringt sie beide von der einen in die andere schwierige Situation.

eisprinzessinLiteratopia: Im ersten Band, „Eisprinzessin“, gibt es auch einen spannenden Krimiplot rund ums Jannas Verschwinden. Kannst Du uns da etwas mehr verraten?

Elian Mayes: Ich versuche mal, nicht zu sehr spoilern XD

Janna hat als Eisprinzessin einen besonderen Ruf. Er gilt als unnahbar und distanziert und es gibt jemanden, der auf gefährliche Weise besessen vom dieser Art ist – oder eher von der Vorstellung, ihm diese Maske herunterzureißen. Als sich eine Gelegenheit ergibt, zögert der Entführer daher nicht und Janna verschwindet.

Literatopia: Du bist auf verschiedenen Social Media unterwegs – wo kommst Du am ehesten mit Deinen Leser*innen in Kontakt? Und welche Vorteile haben Facebook, Twitter oder Instagram?

Elian Mayes: Ich muss ehrlich zugeben, dass ich aktuell kaum Zeit dafür habe, aktiv irgendetwas zu posten. Ich schreibe mal einen kurzen Tweet oder Post und zeige auch mal ein Bild von meinem neu renovierten Wohnzimmer oder so, aber so richtig in Kontakt komme ich aktuell kaum. Wenn, dann am ehesten auf Facebook und Instagram; Twitter ist für mich eher eine Informationsquelle und ein Ort, wo ich mal meine Gedanken ablade. Außerdem ist Fanfiktion.de für mich ein sehr wichtiger Austauschort gewesen und ist es teilweise heute noch. Dort hab ich das erste Feedback überhaupt erhalten und ohne das wäre Eisprinzessin ziemlich sicher niemals veröffentlicht worden.

Literatopia: Zu welchen Romanen, Comics oder Filmen/Serien hast Du denn Fanfictions geschrieben?

Elian Mayes: Fanfictions habe ich eigentlich noch nie wirklich geschrieben. Ich habe genau eine zu Marvels „Thor“-Universum geschrieben, in Mittelstufenzeiten 2-3 zu „Dragonball Z“ und eine zu „Yu-Gi-Oh!“. Auf Fanfiktion.de gibt es nur eine (Marvel); dort habe ich vor allem freie Arbeiten veröffentlicht.

Literatopia: Du schreibst Geschichten, seit Du schreiben kannst. Erinnerst Du Dich noch an Deine ersten Werke? Wovon handelten sie?

Elian Mayes: Ja, tatsächlich :D Ich such es bis heute, aber vermutlich ist es verschwunden. Es war ein Din-A5-Heft, dem ich einen hübschen Einband aus Geschenkpapier verpasst hatte. An den Namen erinnere ich mich nicht mehr so wirklich, es war irgendwas mit „Geschichten...“. „...garten“ oder „...truhe“ oder so ähnlich. Darin waren verschiedene kleine Geschichten, meistens über Löwen oder Katzen, weil das meine Lieblingstiere waren (und eigentlich immer noch sind). Die erste Geschichte handelte zum Beispiel von einem kleinen Löwen, der mit seiner Familie in der Savanne Abenteuer erlebt. Rückblickend war der Plot wohl ziemlich platt *lach*

Ich weiß noch, wie ich meine Mutter fragen musste, wie mein ein ß schreibt, denn das konnte ich damals noch nicht :D

Literatopia: Wie viele Deiner Geschichten sind in der Schublade verschwunden, bis Du Dich entschieden hast, etwas zu veröffentlichen?

Elian Mayes: Wirklich verschwunden ist tatsächlich gar keine, glaube ich (abgesehen von den allerallerersten in der Grundschule). Das bringe ich einfach nicht über‘s Herz. Mein allererster Versuch eines Romans landete vor über 15 Jahren bei Carlsen. Ich war 12 oder 13 und sooo stolz. Natürlich wurde das Buch nicht genommen, aber die Antwort, die ich bekam, war total lieb und aufbauend (auch wenn ich das damals nicht so empfunden habe *lach*). Die Geschichte gibt es immer noch. Vollkommen anders als damals, aber die Welt ist noch dieselbe und die Charaktere existieren auch noch (wenn auch teilweise unter anderem Namen). Ein Teil der Geschichte, quasi eine Nebengeschichte, die von einem der Hauptcharaktere der Hauptgeschichte erzählt wird, hat unter dem Titel „Nichts ist Ewig“ bereits das Licht der Welt erblickt.

Literatopia: Auf Deiner Website schreibst Du, Bücher seien Dein Leben. Welche haben Dich besonders begeistert/berührt?

nichts ist ewigElian Mayes: Das ist auf jeden Fall „Der Clan der Otori“ von Lian Hearn (Gillian Rubinstein). Ich kann nicht einmal genau sagen, warum, aber ich liebe die Reihe. Ich habe sie mehrmals in verschiedenen Sprachen gelesen und könnte sie immer wieder lesen – es würde nicht langweilig werden. Die Atmosphäre in den Büchern ist der Wahnsinn. Das letzte (in Erscheinungsreihenfolge; chronologisch ist es das erste) ist ein klein wenig abgehoben im Vergleich, aber ich find‘s dennoch gut.

Als Kind / Teenager hab ich alles gelesen, was ich in die Finger kriegen konnte. Damals hab ich besonders die Reihe „Voll Fies Verzaubert“ (Debi Gliori) geliebt. Es ist theoretisch ein Kinderbuch, aber ich lese es heute noch gern, weil es voller Wortwitz und Situationskomik steckt, die ich teilweise heute erst zur Gänze erfassen kann.

Literatopia: Würdest Du uns abschließend noch etwas über zukünftige Veröffentlichungen verraten? Hast Du den zweiten Band von „Umbrae Noctis“ schon beendet? Und was kommt danach?

Elian Mayes: „Umbrae Noctis 2“ ist leider noch nicht beendet. Da hat mir Corona einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Ich spare zwar aktuell Fahrzeit im Homeoffice, aber dafür fallen gefühlt zehn Millionen andere Dinge an. Zum Beispiel geht mein Kind seit fast einem Jahr coronabedingt nicht mehr in den Kindergarten, sondern ist zu Hause. Die Organisation frisst ziemlich viel Zeit (aber noch mehr Reserven), sodass ich aktuell kaum zum Schreiben komme. Der Plot steht immerhin weitestgehend und muss „nur“ noch niedergeschrieben werden. Kann nur noch eine Frage der Zeit sein^^

Abgesehen davon habe ich ziemlich viele Ideen in der Pipeline. Eine davon dystopisch, ein paar mehr davon eher fantastisch, etwas weniger „ganz normale Alltagsromanzen“.

Eine davon lade ich in unregelmäßigen Abständen auf Fanfiktion.de hoch. Ganz ohne Druck, ohne Perfektionsanspruch (der mir ansonsten aktuell das Schreiben erschwert). Auch die will ich vielleicht eines Tages „richtig“ veröffentlichen, aber das sehe ich dann, wenn es soweit ist. Bis ich dazu komme, wird es sowieso noch dauern, aber ich habe ja hoffentlich noch ein paar Jahre Zeit :D

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!


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Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.