Nachts sind alle Gedanken grau (Silvia Klein)

Periplaneta (Februar 2020)
Paperback
234 Seiten, 13,80 EUR
ISBN: 978-3959961646

Genre: Belletristik, New Adult


Klappentext

„Ich willl dir etwas erzählen und du darfst nichts sagen, bis ich fertig bin. Sonst kriege ich das nicht hin.“

Eine dramatische Geschichte über Vergangenheitsbewältigung, Depression und Liebe.

Callie zieht für ihr Studium nach Amsterdam. Sie will dort ein neues Leben beginnen. Doch zwischen Unistress, Nebenjob und neuen Freundschaften muss sie feststellen, dass es nicht so einfach ist, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen – seien es andere Personen oder die eigenen Prägungen und Abgründe.


Rezension

Callie fällt als allen Wolken, als sie ein Stipendium der Uni in Amsterdam erhält und zieht dorthin, aber ihre Probleme folgen ihr: Sie läuft Mark über den Weg, von dem sie sich erst vor kurzem getrennt hat und entscheidet sich wider besseres Wissen, die Beziehung wieder aufleben zu lassen. Auch hat sie nach wie vor keinen Kontakt zu ihrer Familie, trgt offensichtlich schwer an einer Erinnerung, und bald schleicht sich auch ihre Depression wieder an. Schlechte Entscheidungen und Misserfolge drohen, Callie in eine Abwärtsspirale zu ziehen. Zwar findet sie unter Ihren Kolleg*innen in dem Café, in dem sie jobbt, Freunde, aber bald steht in Frage, ob diese Freundschaften Callies Selbstsabotage überleben werden.

Callie ist eine von zwei Figuren, aus deren Perspektive erzählt wird. Der andere Erzähler ist Wesley, der seinen Alltag weitaus besser bewältigt, aber in dessen Verhalten auch viel auf nicht verarbeitete Probleme hinweist. Nach seiner ersten spontanen Antipathie gegenüber Callie verändern sich seine Gefühle. Er schaut hinter ihre Fassade und bekommt nach und nach mit, wie schlecht es um sie steht.

Viel in „Nachts sind alle Gedanken grau“ bleibt skizzenhaft. Über alle Figuren außer Wesley und Callie erfahren die Lesenden gerade so genug, und auch die Kapitel aus Wesleys Sicht sind sehr minimalistisch gehalten, so dass lange kaum Nähe aufkommt. Dafür glänzt der Roman mit seiner schmerzhaft präzisen Schilderung von Callies Auseinandersetzung mit ihren psychischen Problemen: Die ersten Anzeichen ihrer Depression sind ebenso überzeugend geschildert wie die dramatischeren Symptome, die später im Buch auftauchen. Die Sprache des Romans bleibt flüssig und sparsam, aber zieht Lesende trotzdem kraftvoll in Callies Perspektive.

Der Roman erzählt auch eine auf den ersten Blick recht klassische Liebesgeschichte: Junge Frau kann Ex-Freund zunächst nicht loslassen, aber langsam wandeln sich ihre Gefühle gegenüber einem geheimnisvollen neuen Bekannten in etwas, das Liebe sein könnte. Doch die Konsequenz, mit der die Gefühle und auch die Selbstsabotage der Figuren beschrieben wird, reißt die Geschichte aus den vertrauten Bahnen. „Nachts sind alle Gedanken grau“ ist eine Liebesgeschichte – aber auch eine Geschichte darüber, was Liebe nicht bewirken kann.


Fazit

Silvia Kleins Debütroman „Nachts sind alle Gedanken grau“ ist ein sparsam erzähltes, aber dennoch eindringliches Buch über junge Menschen, die sich im Erwachsensein zurechtfinden, über Liebe und das Leben im Schatten einer psychischen Erkrankung.


Pro und Contra

+ fühlt sich realistisch und authentisch an
+ eindringliche, überzeugende Schilderung des Lebens mit psychischen Erkrankungen
+ flüssiger Schreibstil

- viel bleibt etwas blass und skizzenhaft

Wertung

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis-Leistung:3/5