Verlag: Cross Cult; (2020)
Taschenbuch: 630 Seiten; 16€
ISBN-13: 978-3-966583-15-2
Genre: Fantasy
Klappentext
Auf dem Fireach Speuer herrscht Krieg. Das lang vergessene Reich der Xoconai hat den Menschen westlich der Berge den Krieg erklärt und ihr erstes Ziel sind die Völker rund um Loch Beag. Nur Aoleyn, Talmadge und einige Verbündete stehen den Eroberungsplänen des einzigartigen Gottkönigs im Weg.
Aber noch ist nicht alles verloren. Weit entfernt vom Fireach Speuer entdeckt Bruder Taddeus von der abellikanischen Kirche ein uraltes Grab. Darin verbirgt sich etwas Mächtiges. Könnte man damit den Angriff der Xoconai zurückschlagen, vielleicht sogar die Welt neu erschaffen?
Rezension
Die Xoconai haben den Fireach Speuer überrannt und sind jetzt auf dem Weg das Königreich Honce der Bär zu erobern, um das Meer im Osten zu erreichen. Dabei gehen die Invasoren mit einer ungeheuren Brutalität vor. Aber nicht alle aus ihren Reihen sind mit diesem Kurs einverstanden. Tuolonatl, die Heerführerin der Xoconai sieht vieles anders als ihr Gott und dessen oberste Augur. Sie will, dass die Menschen mit Respekt behandelt werden und unnötiges Blutvergießen vermeiden. Allerdings sind Scathmizzane, der Gott der Xoconai, und Pixquicauh, der oberste Augur, unnachgiebig.
Währenddessen fliehen Aoleyn, Talmadge, Aydrian und ihre Verbündeten nach Honce der Bär, um die Menschen dort zu warnen und auf den kommenden Krieg vorzubereiten. Aber der Kampf scheint aussichtslos, schließlich haben die Xoconai einen Gott auf ihrer Seite und die Städte Ursal und Palmaris fallen rasch. Aber dann haben Aoleyn und Aydrian eine Idee, die den Krieg wenden könnte.
Die Hexenzirkel-Trilogie begann in einem kleinen Rahmen. Im ersten Band konzentrierte sich R.A. Salvatore fast ausschließlich auf den Fireach Speuer und Aoleyn. Mit dem zweiten Band öffnete er seine Geschichte und führte die Xoconai ein, die sich als sehr große Bedrohung herausstellten. Dabei ließ er sich in beiden Fällen viel Zeit und stellt Charaktere und Hintergrund ausführlich vor. Und dies trägt Früchte, denn er kann die Handlung gleichzeitig epischer und intimer gestalten, in dem Sinne, das er viele Charaktermomente einbauen und sogar neue Charaktere einführen und Schlachten inszenieren kann, bei denen der Leser regelrecht mitfiebert. Eigentlich hätte erwartet werden können, dass das Ende abrupt erscheint und 600 Seiten bei weitem nicht ausreichen, um diese Geschichte über zwei Religionen und Völker, die im Krieg liegen, zu einem Ende zu führen. Manch ein anderer Autor würde hierfür vermutlich noch fünf weitere Romane benötigen. Aber Salvatore genügt genau einer, ohne dass der Eindruck entsteht, irgendetwas käme zu kurz. Er schreibt effektiv und dennoch eindringlich.
R.A. Salvatore ist also anscheinend wie guter Wein. Je älter er wird desto besser wird er. Das Lied des auferstandenen Gottes kann dafür gut als Beweis herhalten. Was sich durch den Klappentext, wie ein einfaches Sword & Sorcery-Abenteuer anhört, entpuppt sich unter den Oberfläche als vielmehr. Unter dem Deckmantel eines Fantasyromans geht er gleich mehreren Fragen nach. Was bedeutet Religion? Wer hat die Deutungshoheit? Wie werden Menschen dazu manipuliert in den Krieg zu ziehen? Ist das eine wirklich besser als das andere oder gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede? Manches davon tritt deutlich zutage, manches weniger, aber diese Fragen schwingen immer mit. Trotzdem bleibt Das Lied des auferstandenen Gottes selbstverständlich ein Fantasyroman und ist keine dröge, philosophische Abhandlung. R.A. Salvatore schreibt packend und spannend. Und obwohl es in der Natur der Sache liegt, dass es viele Schlachten gibt, ist der Roman davon nicht bestimmt, sondern von den Charakteren, ihren Gedanken und ihren Taten. Bestes Beispiel ist hierfür Tuolonatl, die in der Wahrnehmung des Lesers von einer zwar besonderen, aber dennoch gegnerischen Xoconai, zu einer vielschichtigen und wichtigen Figur wird, deren Gedanken und Gespräche die Handlung und die Aussage des Romans bestimmen und zusammenfassen.
Das Lied des auferstandenen Gottes ist ein Roman der in R.A. Salvatores eigener Fantasywelt Corona spielt. Hier bestimmt er das Spielfeld und die Regeln und dies ist jederzeit zu merken, denn in diesem Roman nutzt er seine Freiheiten und schreibt, was ihm anscheinend wichtig ist auszusagen. Dabei bleibt er sich treu und erzählt spannend und mitreißend und hat gut ausgearbeitete und vor allem interessante Charaktere zu bieten. Zusammen mit Der Piratenkönig aus der Reihe über den Dunkelelfen Drizzt Do´Urden sein vielleicht bester und ungewöhnlichster Roman bisher.
Fazit
Das Lied des auferstandenen Gottes ist ein spannender und epischer Abschluss der Hexenzirkel-Trilogie und gleichzeitig hat er beim genauen Hinsehen auf einer tieferen Ebene sehr viel zu bieten. Aus einem kleinen Beginn ist etwas viel größeres geworden und Das Lied des auferstandenen Gottes ist mehr als nur eine klare Leseempfehlung.
Pro & Contra
+ Charaktere
+ beschäftigt sich mit wichtigen Fragen
+ bringt alles auf den Punkt und weitet nichts aus
+ Abschluss der Reise für einen bekannten Charakter
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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