Blackbeard Bd.1 – Hängt sie höher! (Jean-Yves Delitte)

Verlag: Splitter; (2021)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3-96219-590-8

Genre: Piraten/ Abenteuer


Klappentext

Wer erinnert sich noch an die Vitalienbrüder, die im Mittelalter über die Nordmeere zogen? Oder an die Barbaresken und ihre verheerenden Beutezüge? Die Piraterie ist ein Teil unserer Geschichte. Schon der römische General Gnaeus Pompeius hatte die Piraten, die die blauen Gewässer des Mittelmeeres heimsuchten, gnadenlos bekämpft.

Mit Beginn der Aufklärung zog sich die Piraterie nach Ost- und Westindien zurück, je nachdem, ob sie östlich oder westlich von Europa lagen. Dort schien es ein Leichtes zu sein, zu Reichtum zu kommen. Warum also sollte ein Freibeuter der Meere dort nicht sein Glück versuchen in Zeiten, in denen man sich ungestört am Eigentum anderer Leute vergreifen, sie bestehlen, ihr Land rauben und seine eigene Legende schaffen konnte?
Wie jede Geschichte, so beginnt auch diese Erzählung mit:

Es war einmal in der Karibik ...


Rezension

1721 besucht der Schriftsteller Daniel Defoe im Verlies einen Gefangenen. Dieser war mit Edward Teach alias Blackbeard gemeinsam auf See. Defoe verspricht dem Gefangenen sich für ihn einzusetzen, aber nur wenn er von ihm alles über Blackbeard erfährt, was er weiß.
1718. Beim Aufbringen eines Schiffes fällt Blackbeard und seinen Männern die Frau und Tochter von Mr. Lauwers, einem Plantagenbesiter, in die Hände und das verspricht ein großes Lösegeld. Aber nicht nur das, ein gefangener Verwalter der Lauwers berichtet von einem Schatz. Im Austausch für seine Notizen, die zum Schatz führen, will er die Freiheit. Aber das ist so eine Sache bei Blackbeard und seinen Männern. In den Notizen des Mannes finden sie jede Menge Informationen und eine davon führt nach Charles Town.

Blackbeard dürfte zu den bekanntesten Piraten gehören, die jemals gelebt hatten. Häufig schon war er in der ein oder anderen Form Thema eines Filmes, Serie, Romans oder Comics. Und sogar bei den Drei ??? fällt sein Name in einem wichtigen Zusammenhang. Nun widmet sich ihm Jean-Yves Delitte in einer zwei Bänden umfassenden Comicreihe. Und der Pirat ist im Prinzip eine Steilvorlage für den Künstler, schließlich ist er offizieller Marinezeichner. Ein maritimes Thema müsste ihm also perfekt liegen. Im Prinzip tut es dies auch. Delitte arbeitet in seine Geschichte Fakten ein und vermischt sie mit Fiktion. Dies ist legitim und gerade bei einem Piraten wie Blackbeard, bei dem vieles im Unklarem liegt, eigentlich schon fast ein Muss. Und dennoch scheint etwas zu fehlen. Irgendwie wirkt dieser Blackbeard fast handzahm. Sicher es fließt Blut und es werden gleich mehrere Menschen ermordet, aber so richtig furchteinflößend will Blackbeard nicht sein. Was nicht heißen soll, dass er kein interessanter Charakter ist, aber Delitte versäumt es, tiefer in sein Wesen hineinzusehen. Es gibt Andeutungen, die eigentlich der ideale Ausgangspunkt gewesen wäre, die lässt Delitte bis jetzt jedoch links liegen. Die Geschichte selbst ist nicht immer vollkommen rund. Da gibt es z.B. an einer Stelle einen Sturm. Es wird angedeutet, dass dieser verheerend für das Schiff und Blackbeard sein könnte und dann wird das alles im nächsten Panel in Wohlgefallen aufgelöst, dabei hätte sich hier die Möglichkeit geboten, den Kampf gegen die Elemente spannend und bildgewaltig zu inszenieren. So wirkt diese sehr kurze Episode sehr unmotiviert und fehlplaziert. Sie zeigt das größte Problem bei Blackbeard – die Geschichte ist wenig spannend, sondern plätschert eher vor sich hin. Dabei ist sie im Grunde wirklich gut und interessant. Allein die Frage, wer Blackbeard als Sündenbock nutzen will, ist eine, die für Hochspannung sorgen könnte. Leider nutzt Jean Yves Delitte bisher diese Chancen nicht. So bleibt ein interessantes Thema, gute Charaktere und eine eigentlich gelungene Handlung in einem Comic, der seltsamerweise vor sich hin plätschert und damit bewegt er sich im soliden Mittelfeld. Das er es eigentlich besser kann, hat Jean-Yves Delitte dabei bereits mit Das Blut der Feiglinge bewiesen.

Wenn Jean-Yves Delitte eins kann, dann auf jeden Fall Schiffe zeichnen und dazu hat er in Blackbeard ausgiebig Gelegenheit. Als offizieller Zeichner der belgischen Marine ist er naturgemäß in seinem Element, wenn es darum geht Schiffe jeglicher Spielart zu zeichnen und hat darin auch reichlich Übung. Dennoch kann gar nicht genug unterstrichen werden, wie perfekt und atmosphärisch er Segelschiffe und die See darstellt. Die Wildheit des Meeres und das Knarren der Balken ist förmlich zu spüren. Vermutlich einzig ein Emmanuel Lepage übertrifft ihn in dieser Hinsicht im Comicbereich. Bei Gesichtern und der Anatomie sieht es etwas anders aus. Delittes Figuren wirken immer etwas überzeichnet, hin und wieder etwas grotesk. Zu Blackbeard passt dieser Stil allerdings sehr gut und es wird dadurch noch mehr Piratenatmosphäre verströmt.


Fazit

Blackbeard punktet mit den fantastischen Zeichnungen von Schiffen. Die Geschichte an sich kann da nicht ganz mithalten. Sie ist nicht schlecht, aber auch nichts besonderes. Dennoch ist Blackbeard wegen der Zeichnungen mehr als nur einen Blick wert.


Pro & Contra

+ sehr gute Zeichnungen von Schiffen und Meer
+ eigentlich gute Handlung

0 plätschert vor sich hin

Bewertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Jean-Yves Delitte:

Rezension zu Das Blut der Feiglinge Bd.1 – Yamas Rache
Rezension zu Das Blut der Feiglinge Bd.2 – Der Schlächter
Rezension zu Das Blut der Feiglinge Bd.3 - Die Verschwörung
Rezension zu Blackbeard Bd.2

Tags: Piraten