Aldobrando (Gipi, Luigi Critone, Francesco Daniele, Claudia Palescandolo)

Verlag: Carlsen; (Januar 2021)
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten; 28 €
ISBN-13: 978-3-551-75106-5

Genre: Märchen/ Fantasy


Klappentext

Lass das Schwert!
Du hast deine zwei Arme, deine Spinnenbeinchen!
Weißt du noch, was ich dich gelehrt habe?
Dein einziges Glück ist es, einen Meister zu haben!
Und nun lauf!
Lauf, Aldobrando.
Finde das Wolfskraut!
Verlasse das Haus.
Geh in die Welt.
Wie es im großen Buch geschrieben steht.

Manchmal braucht es den Mut eines reinen Herzens, um die Tyrannei zu stürzen.


Rezension

Als kleiner Junge wird Aldobrando von seinem Vater in die Obhut eines Meisters der Zauberei gegeben. Dieser soll ihn aufziehen und zu einem guten Mann erziehen, denn Aldobrandos Vater wird ein Duell ausfechten müssen und mit ziemlicher Sicherheit den Tod finden. Einziges Erbstück, das er Aldobrando hinterlässt, ist ein Ring an einer Kette.
Jahre später ist Aldobrando nahezu erwachsen und lernt weiterhin bei seinem Meister. Eines Tages aber geht ein Experiment schief und Aldobrando ist gezwungen die Sicherheit der Hütte zu verlassen, um das Wolfskraut zu finden, welches die einzige Rettung für das Auge seines Meister ist. Auf seiner Reise begegnet der naive Junge mit dem reinen Herzen den unterschiedlichsten Menschen, bis er es endlich schafft zu seinem Meister zurückkehren und zuvor gegen einen Tyrannen angetreten zu sein.

Es ist eine seltsame und märchenhafte Reise auf die Gipi Aldobrando schickt. Eine, die den etwas naiven und einfachen Jungen mit dem goldenen Herzen viel über die Natur des Menschen lehren wird – und über die Liebe. Er lernt ihre guten und schlechten Seiten kennen und ist doch nur auf der Suche nach dem Wolfskraut, das für das Auge seines Meisters die Rettung ist.
Gipi und sein Zeichner Luigi Critone nehmen den Leser mit auf eine Reise in ein mittelalterliches Land, welches stark an Italien erinnert. Und wie diese Reise für Aldobrando ungewöhnlich ist, ist sie dies ebenso für den Leser. Sobald es in Richtung Fantasy und Tyrannen geht, ist es in der Regel so, dass viel gekämpft wird und dies durchaus auch dargestellt wird. Darauf verzichten die beiden Künstler jedoch größtenteils. Sie zelebrieren nicht die Gewalt und die Intrigen, sondern die Menschlichkeit Aldobrandos und die Liebe, die alles bewirken kann - sogar einen erfolgreichen Aufstand gegen einen tyrannischen König und seinen sadistischen Sohn, ohne dass großartig Blut vergossen werden muss. Gipi erzählt in einem märchenartigen Tonfall und schickt Aldobrando durch viele Ereignisse, die so auch mitunter in Märchen vorkommen.
Seine Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und gerade Aldobrando regt zum Nachdenken an. An seiner Seite finden sich vor allem Beniamino und Viola. Die zwei Verliebten, die getrennt waren, zeigen dem Zauberlehrling, was Liebe ist, woraus er seine eigenen Schlüsse zieht und so wieder etwas mehr Gutes in die Welt tragen kann.
Beniamino ist zudem eine sehr interessante Figur. Der Mörder, der keiner mehr sein will, offenbart mehr Mitleid und Empfindungsfähigkeit, als die, die ihn verurteilt haben und seine Frau Viola ist eine ebenso starke Persönlichkeit, die Aldobrando viel beibringt.
Das Ende des Comics ist zwar erwartbar, aber das schmälert in keinster Weise das Lesevergnügen. Aldobrando ist ein Märchen, ein Märchen für Erwachsene, welches den Leser sich gut fühlen lässt und trotzdem nachdenklich macht. Inhaltlich ist Aldobrando ein wunderschöner Comic.

Und auch auf die graphische Gestaltung trifft genau dies ebenso zu. Luigi Critone überhöht alles etwas und gibt seinen Zeichnungen den Anstrich eines Märchens. Seine Charaktere sind klar als das auszumachen, was sie sind. Klar spielt er dabei immer wieder mit den Erwartungen des Lesers, aber im Großen und Ganzen kommt dies recht gut hin. Er verzichtet auf eine explizite Gewaltdarstellung und überlässt vieles der Phantasie des Lesers. Seine Figuren und ihre Welt sind lebendig und wunderschön anzusehen. Er profitiert dabei von der unglaublich stimmungsvollen und stimmigen Kolorierung von Francesco Daniele und Claudia Palescandolo. Für jede Szene, für jedes Bild haben sie die passende Farbgebung. Was die Geschichte in einem Moment braucht, wird ihr von den Beiden gegeben. Ohne ihre Farben wäre Aldobrando vielleicht nur halb so gut und könnte nicht seine Wirkung entfalten.


Fazit

Aldobrando ist ein Märchen für Erwachsene, in dem ein naiver Junge mit goldenem Herzen, das wichtigste erreicht und lernt. Die wunderbare Geschichte wird mit ebenso wunderschönen Bildern und in den perfekten Farben erzählt. Aldobrando ist ein Fest für Augen und Herz.


Pro & Contra

+ Märchen mit Aussage
+ perfekt erzählt
+ wunderbare Bilder

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5