Sieben Verlag (Oktober 2009)
broschiert, 204 Seiten, 14,90 EUR
ISBN: 978-3-940235-40-4
Genre: Phantastik-Anthologie
Klappentext
Die Rose, das edle Gewächs, das für dornige Eleganz, für die Farbe der Liebe, aber auch – schwarz – für den Tod steht. Ist es der betörende Duft, die samtige Beschaffenheit der Blütenblätter, die formschöne Erscheinung oder die edle Schlichte? Die Rose scheint über alle andere Pflanze erhaben zu sein. Nicht umsonst wurde sie in der griechischen Antike als „Königin der Blumen“ bezeichnet.
Ob sie nun wirklich das Überbleibsel der Morgenröte auf Erden oder aus dem Blut von Adonis entstanden ist – die Rose steht meist für Liebe und Leid. Denn ihre Dornen bedeuten Kummer und Schmerz.
So haben sich die Autoren dieser Anthologie den „Traurigen Rosen“ verschrieben und entführen Sie in phantastische Welten, die dieses Thema in einem sehr breiten Spektrum gewürdigt haben.
Die Grafiken der Künstlerin Gaby Hylla gaben dazu die Inspiration und sind der Rosenstock jedes Textes – seien Sie gewiss, auch SAD ROSES können blühen!
Rezension
Bei den „Sad Roses“ fällt positiv auf, dass sich nicht alle Autoren auf die blutig rote Rose stürzen, sondern die Blume der Liebe in all ihren Facetten darstellen. Und genauso wie sich die Farben der Rosen unterscheiden, so bieten auch die Geschichten viel Abwechslung – sowohl thematisch, als auch den Einfluss der Rosen betreffend. Mancher stellt das Motiv der Rose bewusst in den Mittelpunkt, andere weben sie eher subtil in ihre Texte ein.
Leider können vor allem die ersten Geschichten nicht gänzlich überzeugen, wodurch der Einstieg in die Anthologie etwas mühsam wird. Doch spätestens ab „Deanors Traum“ wird dem Phantastik-Liebhaber wieder einiges geboten. Insbesondere Christoph Marzi, Katja Brandis und Dave T. Morgan glänzen in dieser Anthologie mit kreativen und sprachlich ausgereiften Beiträgen.
„Amelie“ von Desirée und Frank Hoese spielt mit gängigen Horrormotiven und letztlich mit dunklen Kapiteln der deutschen Vergangenheit. Wirklich Spannung will nicht aufkommen und die Auflösung lässt den Leser durch die Vorhersehbarkeit der Ereignisse leider relativ kalt.
„Die Geschichte des Andor Rose“ von Sabine Ludwigs punktet mit schamanischer Mythologie. Die Krafttiere in ihrer Geschichte sind erschreckend real - und besitzergreifend. Interessant zu lesen, viel mehr aber nicht.
Tanya Carpenter und Mark Staats lehnen ihre „Rose der Versuchung“ an die christliche Mythologie an und vertauschen die Seiten. Hier ist Gott grausam und ohne Liebe, während der Todesengel eben diese findet und um sie kämpft. Ein wenig übertrieben, aber immerhin schwer romantisch.
Ascan von Bargens „Euphoria“ ist leider viel zu schnell zu Ende und so kann sich auch seine Sprachgewalt nicht recht entfalten. Eine schöne Grundidee, die an der geringen Seitenzahl scheitert und zu viele Fragen offen lässt.
„Lilly Rose“ von Jennifer Schreiner ist die Geschichte über ein unglückliches Geburtstagsgeschenk. Lillys Wunsch nach einem Liebhaber wird von den Rosen erfüllt, doch die Blumen sind eifersüchtig …
Dave T. Morgans Geschichte „Deanors Traum“ zählt zu den wirklich kreativen Beiträgen dieser Anthologie und überzeugt sowohl mit Sprachfertigkeit und Ideenreichtum. Ein echter Lesegenuss.
In „Die Ballade von Thorndike Crescent“ schickt Christoph Marzi Dornröschen in die Wüste. Ein modernes Märchen über die wahre Liebe und das Leben - und nicht nur sprachlich das Highlight dieser Anthologie.
„Die Rosen der Afaris“ von Katja Brandis blühen intensiv gelb und stehen für den Tod. Ein mutiges Mädchen kämpft gegen sein Schicksal und ein Diener der Göttin stellt sich gegen seine Herrin – doch Afaris bekommt letztlich ihr Opfer. Das erschreckende Lesevergnügen glänzt vor allem durch die okkulten Elemente.
Erik Hausers „Rosenblut“ schafft eine spannende Rollenspielatmosphäre und lässt den Leser mit seinen Charakteren mitfiebern. High Fantasy-Elemente und Spannung machen die Geschichte zu einem angenehm auffallenden „Außenseiter“ in dieser Anthologie.
„Blutender Garten“ von Timo Bader erzählt eine Geschichte einer Liebe, die zu spät erkannt wird. Sehnsüchtig, melancholisch und ebenfalls ein kleines Highlight.
„Der Rosengarten“ von Arcana Moon bringt die beliebtesten Kreaturen der Dark Fantasy ins Spiel: Vampire. Und in ihrem Beitrag zur Anthologie wird schnell klar, dass diese nicht nur heiße Verführer sind, sondern auch blutrünstig und grausam.
Wem das stimmungsvolle Cover in Farbe gut gefallen hat, wird im Buch schnell merken, dass die Bilder von Gaby Hylla in Graustufen einfach nicht funktionieren. Den Geschichten merkt man oft an, dass sie vom zugehörigen Bild inspiriert wurden, aber darüber hinaus haben die Bilder hier leider wenig zu bieten.
Die Aufmachung ist alles in allem wieder sehr durchdacht und schön: Zu jedem Autor finden sich Infos zur Person und ein Link zur Homepage. Die Rose findet sich zudem auch optisch immer wieder als Motiv, sei es bei den Autoreninfos oder um Absätze voneinander zu trennen. Die Schrift ist relativ klein (jedoch gut lesbar), sodass die Anthologie mehr Inhalt bietet, als es auf den ersten Blick scheint.
Fazit
„Sad Roses“ bietet viel Abwechslung, doch leider schwankt auch die Qualität der Geschichten. Nichtsdestotrotz enthält die Anthologie einige Highlights und wer seine Ansprüche nicht allzu hoch schraubt, wird mit den traurigen Rosen seine Freude haben.
Pro & Contra
+ abwechslungsreich
+ verschiedenste Rosen
+ mythologische Hintergründe
+ richtige Highlights
- große qualitative Schwankungen
- Grafiken überzeugen in schwarz-weiß nicht
Wertung:
Texte: 3,5/5
Grafiken: 2,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5
Rezensionen zu anderen Anthologien von Alisha Bionda:
Rezension zu "Unter dunklen Schwingen"
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Rezensionen zu Romanen der "Sad Roses"-Autoren:
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Interviews mit "Sad Roses"-Autoren:
Interview mit Christoph Marzi (Dezember 2008)
Interview mit Ascan von Bargen (Februar 2009)
Interview mit Alisha Bionda (Dezember 2008)