Verlag: Cross Cult; (Juni 2021)
Gebundene Ausgabe: Seiten; 25 €
ISBN-13: 978-3-966584-31-9
Genre: Endzeit
Klappentext
Rückwärts ist was für alte Männer und Feigling.
Nach vorn ist die richtige Richtung, Mann, gerade wie ein Pfeil.
- Holden Peterson -
Rezension
Zack, Archer, Yuki und Salim sind in der Gewalt der Verlorenen, die planen, Fort Apache anzugreifen. Zum Glück ist da Yukis Vater, der ihnen zur Hilfe eilt. Währenddessen wird die Lage innerhalb der Siedlung immer prekärer. Holden und eine Gruppe Jugendlicher haben die Vorratshalle unter ihre Kontrolle gebracht, sich dort verschanzt und sich von den Erwachsenen als unabhängig erklärt. Zusätzlich drohen sie Bagster zu erhängen, wenn jemand näher kommt. Die Erwachsenen wissen nicht, was sie tun sollen und hoffen, dass Holden und seine Gruppe bald gelangweilt sind und dann aufgeben. Als dann die Reißer angreifen, scheint alles verloren.
Die weiße Flut ist nicht nur ein weiterer Band von Gung Ho, sondern er ist der Abschlussband der gesamten Reihe. Dementsprechend ist er gleich doppelt interessant. Wie setzt er die Geschichte fort und vor allem, wie schließt er sie ab? Gelingt es Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant Gung Ho ein Ende zu verpassen, welches zur Geschichte passt und nicht die Handlung aus dem Blick verliert?
Die Antwort ist ganz klar ja. Benjamin von Eckartsberg nimmt den Erzählfaden direkt dort auf, wo er ihn in Zorn hat fallen lassen und spinnt von dort aus die Handlung weiter, wie er es bisher immer gemacht hat und wodurch er eine fesselnde Handlung schuf, die alle fünf Bände getragen hat.
In Die weiße Flut kulminieren die bisherigen Ereignisse in einer explosiven Lage, die schlimmer nicht sein könnte. Die Reißer greifen an und Holden dreht endgültig durch. Dies erzählt Benjamin von Eckartsberg sehr gekonnt und vor allem auf die Charaktere konzentriert. Alle, die bisher eine wichtige Rolle gespielt haben, entwickeln sich auf ihre Weise weiter und niemand ist am Ende die Person, die er anfangs war, was ganz klar dazu beiträgt, diese Geschichte über jugendliche Rebellion und das Erwachsenwerden in Zeiten der Apokalypse so gut zu machen. Gerade in Zeiten von Corona wirkt Gung Ho mittlerweile wie ein gesellschaftlicher Kommentar, auch wenn der Comic lange vorher konzipiert wurde. Denn in Gung Ho geht es darum, wie Jugendliche mit einer Ausnahmesituation zurechtkommen. Wie ist es für sie mit vielen Einschränkungen aufzuwachsen, die ihnen von den Erwachsenen diktiert werden? Und haben diese bei allen verständlichen Maßnahmen, auch das Leben der Jugendlichen und ihre Gefühle im Blick? Wie in der Realität führt dies in Gung Ho zu Spannungen zwischen den Generationen und die Auflösung von Autor und Zeichner ist in der Welt Gung Hos nur konsequent. The Walking Dead mag das bekanntere Beispiel sein, was Menschen einander in Ausnahmesituationen antun, aber Gung Ho ist konsequenter und mehr auf dem Punkt. Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant haben mit dieser Reihe einen Comic geschaffen, der auch zukünftig interessant bleiben wird und sich hoffentlich zu einem Klassiker des Genres entwickelt. Dieser Abschlussband trägt dazu auf jeden Fall bei, den er bringt die Erzählstränge befriedigend zuende und zwar auf eine Art und Weise, die nicht allein aus größer, schneller, weiter besteht. Gung Ho endet einfach so wie es muss und lässt theoretisch eine Tür für eine Fortsetzung offen, die aber absolut nicht von Nöten ist.
Thomas von Kummant ist ein Meister im Erzeugen von Stimmungen. Was auch immer die Geschichte benötigt Thomas von Kummant findet einen Weg, es in seinen Bildern auszudrücken. Diese sind gewohnt sehr detailliert und erwecken eine Welt zum Leben, in der überall die Gefahr lauert. In Zorn kam eine neue Spielwiese für von Kummant hinzu, in dem er den Unterschlupf der Verlorenen entwerfen musste. In Die weiße Flut muss er einen ganz besonderen Reißer in Szene setzen und der lässt bei seinem ersten Auftritt auch den Leser schlucken. Inhaltlich macht Die weiße Flut keine Gefangenen und graphisch ebenso wenig. Thomas von Kummant zeigt hier erneut was er kann und in all der Brutalität und Action liegt doch eine gewisse Schönheit, die den Leser hineinzieht und ihn die Bilder lange betrachten lässt.
Fazit
Gung Ho wird von Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant absolut rund und perfekt abgeschlossen. Damit hat die Reihe alles für einen zukünftigen Klassiker, der Gung Ho hoffentlich wird.
Pro & Contra
+ Schicksal der Charaktere
+ Entwicklungen sind nicht voraussehbar
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant:
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Rezension zu Gung Ho Bd.1
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Rezension zu Gung Ho Bd.3
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