Disenchanted Bd.2 (Simon Spurrier, German Erramouspe)

Verlag: Dantes Verlag (Juni 2021)
Gebundene Ausgabe: 148 Seiten; 22 €
ISBN-13 : 978-3-946952-54-1

Genre: Fantasy/ Thriller


Klappentext

Niemand interessiert sich noch für das kleine Volk.

Einst waren sie die tragende Säule der Folklore: Kobolde, Leprechauns, Pixies und Elfen. Aber heute? Enteignet, vertrieben, vergessen und ihre eigenen Traditionen anzweifelnd, sind sie nach Vermintown migriert, eine riesige und abscheuliche Millionenstadt voller nicht einmal drei Zentimeter großer Unzufriedener, die sich in einer verlassenen, nie in Betrieb genommenen U-Bahn-Haltestelle im Londoner Untergrund ausbreitet. Hier machen die alten Mythen der Verderbtheit Platz, den Drogen, dem Rassenhass und Bandenkriegen. Vermintown...
wohin die Magie ging, um zu sterben.

In diesem Ozean aus Hemmungslosigkeit und Hexenwerk kämpft eine Familie gegen den Untergang. Doch wie sollen sie den alten Bräuchen und ihrer Kultur treu bleiben – und vor allem: einander -, wo eine ganze Stadt es darauf abgesehen zu haben scheint, sie auseinanderzureißen?

Geschrieben von Simon Spurrier (X-Men, Legacy, Crossed) und umgesetzt von German Erramouspe (Crossed, God is Dead), ist Disenchanted ein Großstadt-Thriller, der den überkommenen Märchenerzählungen von Elfen und Feen eine rostige Klinge zwischen die Schulterblätter stößt.

Was sollst du auch tun, wenn niemand an dich glaubt?


Rezension

Die Älteste ist tot und Noro hat sich zum Oberältesten erklärt und beansprucht die Führung in der Stadt. Und er hat einen Plan, der seiner eigenen Art die Vorherrschaft sichern soll. In der Zwischenzeit bricht das Chaos auf den Straßen der Stadt aus und die Familie Leveret ist mittendrin, als Täter, als Opfer und als Schlichter. Die Frage ist nur, ob sie auch etwas zum Positiven bewirken können.

Mit dem ersten Band von Disenchanted führte Simon Spurrier eine Welt der Elfen, Feen und Kobolde ein, die mit den altbekannten, lieblichen und zuckersüßen Märchen nichts zu tun hat. Drogen, Gewalt und Korruption kennzeichnen die Stadt unterhalb Londons, in der es keine Hoffnung zu geben scheint und Rassismus an der Tagesordnung ist.
Im zweiten abschließenden Band geht es genauso weiter. Die Welt der Feen und Elfen ist hier weiterhin ein Sumpf, in dem der einzelne allzu leicht versinkt. Spurrier folgt wiederum der Familie Leveret, die immer weiter in die Kämpfe um die Stadt hineingezogen wird, obwohl eigentlich alle ihre Mitglieder nur versuchen zu überleben. Dadurch geraten Vater, Söhne und Tante immer mal wieder aneinander oder stehen sogar auf unterschiedlichen Seiten, auch wenn sie am Ende in der Sache vereint sind. Spurriers Blick ist ungeschönt und behandelt viele Themen, die auch für unsere Welt von Belang sind. Sei es Drogen- / Machtmissbrauch oder eben Rassismus. Manchmal besteht für den Leser die Gefahr, den Überblick zu verlieren, was teilweise auch an den Zeichnungen und vielen Ortswechseln liegt, aber Simon Spurrier findet praktisch immer sofort in die Spur zurück. Die Geschichte von Disenchanted ist schwer vorauszusehen, da sehr lange unklar ist, worauf Simon Spurrier hinaus will, aber sie ist sehr gut geschrieben und wohl durchdacht. Das Ende geht dann in die Vollen und bringt noch etwas Schwung in die Sache. Disenchanted erinnert weiterhin in vielen Momenten an Frank Millers Sin City, das es übertrifft, und sorgt für einen gänzlich neuen Blick auf die Fabelwesen und ihre Lebensweise. Und dieser neue Blick auf die Welt der Feen und Elfen ist sehr interessant und unterhaltsam.

German Erramouspes Stil muss man definitiv mögen. Er hat einen groben Stil, der teilweise wie die Faust aufs Auge passt und teilweise einfach hässlich anzusehen ist, und dies nicht immer mit Absicht. Manche Figuren sollen zwar hässlich sein, dennoch müssten sie konsistent bleiben und das tun sie eben nicht immer. Auch so sind gerade Gesichtsausdrücke eine Schwäche von ihm und es gibt hin und wieder Schwierigkeiten immer alle Figuren auseinanderzuhalten. German Erramouspe weiß hingegen genau wie er Szenen inszenieren muss und bei Perspektiven und Bildausschnittten gibt es nichts zu meckern, aber bei der Umsetzung der Charaktergestaltung ist manchmal einfach zu viel Luft nach oben. So gibt es viel Licht und viel Schatten zu sehen.


Fazit

Disenchanted ist knallhart und spannend. Simon Spurrier wirft einen ganz eigenen Blick auf die Welt der Feen und der ist sehr erfrischend und anders. So düster und dreckig wurde selten von ihnen erzählt. Die Geschichte ist eine klare Leseempfehlung. Nur bei den Zeichnungen hapert es ab und an.


Pro & Contra

+ gelungener Abschluss
+ Anmerkungen sind sehr informativ

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 3,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Simon Spurrier und  German Erramouspe:

Rezension zu Disenchanted Bd.1