Verlag: Splitter; (Mai 2021)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 19,80 €
ISBN-13: 978-3-96792-031-4
Genre: Fantasy/ Horror
Klappentext
Die fantastische Neuerzählung des Märchens „Schneewittchen“ von Bestseller-Autor Neil Gaiman und Colleen Doran!
Eine gar nicht so böse Königin fürchtet sich vor ihrer entsetzlichen Stieftochter und beschließt, sich gegen sie zu wehren und ihr Reich vor einer Welt zu retten, in der ein Happy End nicht gleichbedeutend mit ewigem Glück ist.
Autor Neil Gaiman (American Gods) wurden Hugo, Bram Stoker, Locus, World Fantasy und Nebula Awards verliehen, zusammen mit Colleen Doran (Troll Bridge) entstand diese Graphic Novel.
Rezension
Eine junge Frau mit hellseherischen Fähigkeiten begegnet eines Tages dem König des Landes. Seine Frau ist vor einiger Zeit gestorben und so verlieben sich die beiden ineinander und die junge Frau wird seine Königin. Eigentlich ist sie glücklich, doch eines Tages begegnet sie ihrer Stieftochter und fortan lebt sie in Angst vor ihr, denn diese ist wahrhaft ein Monster hinter ihrer hübschen Fassade und so gibt die Königin den Auftrag die Tochter ihres Mannes zu töten.
Snow, Glass, Apples gehört zur Neil Gaiman Bibliothek, die ansonsten im Dantes Verlag veröffentlicht wird und in deren Verlauf viele von Neil Gaiman geschriebene Geschichten als Comic erscheinen. Unter anderem sind das die Möglichen Geschichten und Eine Studie in Smaragdgrün zu nennen.
Nun also widmet sich Gaiman mit Snow, Glass, Apples einem der wohl bekanntesten Märchen: Schneewittchen. Er beschränkt sich allerdings für ihn typisch nicht auf eine reine Nacherzählung, sondern er beschäftigt sich mit einer anderen Sichtweise auf das sowieso schon finstere Märchen. Bei ihm ist die Stiefmutter nicht böse, sondern verzweifelt und Schneewittchen selbst das pure Böse, das über das Königreich und seine Bewohner hereinbricht.
Die Geschichte wird aus der Sicht der Stiefmutter erzählt und so kann sich das Grauen immer weiter entfalten. Von einem Biss in die Hand der Stiefmutter bis zum Vatermord und darüber hinaus. Neil Gaimans Version von Schneewittchen ist düster, dunkel, grausam und voller Sex und Gewalt. Für Kinder ist dies mit Sicherheit nichts, aber wer neue Blickwinkel auf alte Geschichten mag, wird Snow, Glass, Apples lieben. Neil Gaiman schreibt wieder virtuos und seine Texte wurden auch für diesen Comic übernommen, der praktisch ohne Sprechblasen auskommt.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, Colleen Doran orientiert sich bei den Zeichnungen an Mangas, da die Augen der Personen überproportional groß sind, tatsächlich aber war der irische Künstler Harry Clarke für sie eine mehr als große Inspirationsquelle. Dieser schuf nicht nur anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts Illustrationen für Edgar Allen Poes Geschichten, sondern gestaltete ebenso viele Buntglasfenster. Und beides ist überdeutlich in Colleen Dorans Zeichnungen zu erkennen. Ihre Seitenaufteilung ist dynamisch und fließend, ihre Zeichnungen detailreich und die Farben kräftig und leuchtend als würde Licht durch ein Buntglas fallen. Und dennoch, wer sich die Illustrationen Clarkes zu Poes Werken ansieht und dabei wahrnimmt, wie eng sich Colleen Doran an dessen Stil bewegt, kommt nicht umhin sich die Frage zu stellen, ob Snow, Glass, Apples ohne Farben nicht noch viel besser aussehen und wirken würde. Diese Version Schneewittchens wäre durchaus ein Kandidat für eine Splitter Diamantausgabe in Schwarz-Weiß.
Im Anhang gibt es Anmerkungen und Skizzen von Colleen Doran in denen sie auch darauf eingeht, welchen Einfluss Harry Clarkes Werke auf den Comic hatte.
Fazit
Aus einem düsteren Märchen macht Neil Gaiman eine noch düstere und gruseligere kurze Horrorgeschichte, die dem Leser gleich mehrere Schauer über den Rücken jagt. Colleen Doran setzt das in wundervollen Bildern um.
Pro & Contra
+ bildgewaltig
+ Schneewittchen anders erzählt
Bewertung:
Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
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