Der Bücherdrache (Walter Moers)

Verlag: Penguin Verlag; (März 2021)
Taschenbuch: 176 Seiten; 13 €
ISBN-13: 978-3328107118

Genre: Fantasy


Klappentext

„Bücher sind das beste Schmerzmittel, um das Leben zu ertragen.“
Nathaviel, der Bücherdrache

In Buchhaim, der „Stadt der träumenden Bücher“, erzählt man sich eine alte Geschichte: Sie handelt vom Drachen Nathaviel, der tief im Ormsumpf haust und dessen Schuppenhaut aus Büchern besteht, von denen eine mysteriöse Kraft ausgeht. Eines Tages nimmt der kleine Buchling Hildegunst Zwei all seinen Mut zusammen und macht sich auf in die Katakomben der Stadt, um eine der wertvollen Drachenschuppen zu erbeuten. Ein gewagtes Unternehmen, denn bislang ist niemand lebend von solch einem Versuch zurückgekehrt. Auf dem Weg in den Ormsumpf wimmelt es von Gefahren wie etwa den Bücherjägern, doch die allergrößte Gefahr ist Nathaviel selbst... Ein waschechtes zamonisches Abenteuer über die Welt des Schreibens, des Lesens und die Hingabe an die Literatur.


Rezension

In den Katakomben von Buchhaim leben die Buchlinge und dort oder besser in einem Traum in einem Traum in einem Traum trifft Hildegunst von Mythenmetz auf Hildegunst Zwei, jenen Buchling, der sein ganzes Werk auswendig kann. Und ausgerechnet dieser Buchling hat eine Geschichte zu erzählen, die sich mit denen von Hildegunst von Mythenmetz messen kann. Sie handelt von seiner Begegnung mit dem Bücherdrachen im Ormsumpf und den Ormlingen.

Das Labyrinth der träumenden Bücher ist das Buch von Walter Moers, welches jeder einmal gelesen haben sollte. Die Welt, die er darin erschafft, ist einfach voller Phantasie und toller Ideen. Sein direkter Nachfolger Das Labyrinth der träumenden Bücher enttäuschte dann die meisten Leser. Bevor irgendwann der abschließende Teil der Trilogie erscheint kehrt Walter Moers mit Der Bücherdrache schon einmal für einen Kurzbesuch nach Buchhaim und dessen Katakomben zurück. Dieses Mal ist es nicht Mythenmetz, der von seinen Abenteuern erzählt, sondern ein Buchling, eins jener Wesen, die sich vom Lesen von Büchern ernähren und die eigentlich alles andere als abenteuerlustig sind. Aber Hildegunst Zwei ist anders als die anderen und angestachelt von Freunden geht er auf Reisen. Walter Moers lässt den kleinen Buchling seinen Traum leben und zu einem gewissen Teil geht es genau darum in diesem Roman, aber genauso handelt er auch von der Liebe zum Buch, von der Lust am Fabulieren und vom Träumen.
Walter Moers erzählt hier keine hochspannende Handlung, es gibt nicht überraschende Verwicklungen und dennoch vermag er den Leser völlig in seinen Bann zu ziehen, denn seine Sprachgewalt, sein phantasievoller Umgang mit Sprache und Geschichten und sein Sinn für Skurriles und Absurdes ist einfach unerreicht. Ein großes episches Werk sollte man jedoch nicht von Der Bücherdrache erwarten.
Vielmehr ist er eine kleine Erzählung für Zwischendurch. Mehr oder weniger eine Kurzgeschichte, die etwas mehr Raum braucht. Es ist zu spüren, dass Walter Moers einfach Lust hatte, etwas kleines aber feines, etwas nicht zu komplexes zu erzählen und nach Buchhaim zurückzukehren. Dies ist ihm gelungen und wer nicht einen Roman in der Qualität eines Käpt´n Blaubär oder Der Stadt der Träumenden Bücher erwartet, wird hier seine helle Freude haben und die Geschichte, wie aus einem Drachen der ormdurchtränkte Bücherdrache wurde und wie sich die Ormlinge gefunden habe, genießen können.

Wie bei den Büchern aus Zamonien üblich gibt es viele Illustrationen, die die Geschichte lebendiger machen und vor allem beim Leser auch für ein Grinsen im Gesicht sorgen. Zusätzlich sind der Prolog und Epilog in Comicform, wodurch die perfekte Klammer für die Geschichte über den Bücherdrachen entsteht.

Einziger Wermutstropfen bei der Taschenbuchausgabe ist die Tatsache, dass die Leseprobe zu Die Insel der tausend Leuchttürme durch eine für Die Stadt der Träumenden Bücher ersetzt wurde. Dies könnte allerdings daran liegen, dass auch dieser Roman genauso wie Das Schloss der Träumenden Bücher auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.


Fazit

Der Bücherdrache ist eine kurze und phantasievolle Rückkehr nach Buchhaim, die Walter Moers mit viel Fabulierlust präsentiert. Fans und Neueinsteiger können bedenkenlos zugreifen.


Pro & Contra

+ kreativ und irrwitzig
+ ein Treffen mit alten Bekannte

0 etwas kurz

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Walter Moers:

Rezension zu Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär
Rezension zu Das Labyrinth der Träumenden Bücher