Die Viper Bd.2 – Flutwelle (Laurent Astier)

Verlag: Splitter; (April 2021)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 17 €
ISBN-13: 978-3-96219-564-9

Genre: Western


Klappentext

Südtexas, September 1900.

Als Emily die Stadt Galveston betritt, ist der „Labour Day“ in vollem Gange, und die stolzen Arbeiter marschieren an der jubelnden Menge vorbei. Emily indes steht der Sinn nicht nach Feiern, sie begibt sich lieber direkt zu ihrer nächsten Verabredung mit dem Schicksal. Doch in dem Moment, als sie an der Pforte des Waisenhauses klingelt, beginnt ihre Hand leicht zu zittern, und in ihrem Geist regt sich ein Sturm...

Denn die Rache, die aus der Tiefe emporsteigt, könnte auf ihrem Weg alles mitreißen!


Rezension

Emily ist ihren Verfolgern vorerst entkommen. Ihr Weg führt sie nach Galveston, Texas, wo ihr nächstes Opfer wartet. Als Nonne verkleidet und unter dem Namen Maria nähert sie sich dem Reverend Coyle, der ein Waisenhaus führt. Mit Erschrecken muss Emily feststellen, dass sie ihn schon viel früher zur Strecke hätte bringen sollen, denn der Reverend vergreift sich an seinen Schützlingen. Als er die kleine Claire zu sich ruft, sieht Emily rot und es kommt zum Showdown zwischen den Beiden, inmitten eines losbrechenden Hurrikans, der ganz Galveston ins Chaos stürzen wird.

Mit Feuerregen gab Laurent Astier sozusagen den Startschuss in die Geschichte einer Frau, die von dem Gedanken an Rache beseelt ist und diese mit Unnachgiebigkeit und Härte verfolgt.
In Flutwelle geht Emily verfolgt von Pinkertondetektiven und anderen, die für Recht und Ordnung zuständig sind, ihren Weg weiter. Und diesen Weg gestaltet Laurent Astier recht steinig und mit ziemlich vielen Schwierigkeiten.
Da wäre zunächst ihr aktuelles Opfer, Reverend Coyle, der sich in einem Waisenhaus für Mädchen eingenistet hat und dort seine pädophilen Neigungen auslebt. Er ist es, den Emily sucht und töten will. Aber das ist nicht so einfach, denn die Mädchen sind ihm teilweise hörig und vor allem rast ein Hurrikan auf Galveston zu.
Dieser Hurrikan ist nicht nur eine Erfindung für den Comic, sondern er brach tatsächlich über die texanische Stadt im Jahr 1900 herein. Laurent Astier nutzt hier ein historisches Ereignisse, um seine Geschichte noch dramatischer zu machen und kann gleichzeitig mit dessen großer Symbolkraft arbeiten. Denn der Sturm über Galveston entspricht dem in Emily. Astier zeigt in vielen gut platzierten Rückblicken, warum Emily eigentlich so getrieben ist. Sicher ist da der Mord an ihrer Mutter, aber vielmehr haben auch die weiteren Geschehnisse in ihrem jungen Leben dazu beigetragen, sie zu dieser furchtlosen Killerin zu machen, die sie nun ist.
Sie ist eine gebrochene Persönlichkeit, auf die sie von Laurent Astier aber nicht nur reduziert wird. Er zeigt auch ihre sanfte Seite und ihren Beschützerinstinkt.
Was den Reverend angeht, so ist Astier bei ihm nicht gerade einfallsreich gewesen. Er ist ein Mann der Kirche, der pädophil ist und vor nichts zurückschreckt. Ein Blick auf ihn und allein durch die Zeichnungen ist klar, dass er böse ist.
Interessanter sind da als Nebenfiguren die Mädchen des Waisenhauses, der indianische Scout und ein gewisser Michael Graf, der noch in den späteren Bänden eine große Rolle spielen wird, wie hier angedeutet wird. Und für aufmerksame Leser wird in Galveston Emilys Vergangenheit mit ihrer Gegenwart direkt verknüpft.
In Flutwelle ist Laurent Astier noch besser geworden und setzt effektiver Rückblicke ein, um die Spannung zu erhöhen. Die Konzentration auf mehr oder weniger nur einen Schauplatz in der Gegenwart, gibt ihn dazu die Möglichkeiten spannend und ausführlich zu erzählen.

Die Geschichte der Viper ist gut, die Zeichnungen hätten jedoch noch gut etwas Feinschliff vertragen. Die Proportionen der Charaktere stimmen nicht immer und manchmal scheint sich Astier nicht entscheiden zu können, ob er seine Bilder realistisch oder etwas überzeichnet anlegen will. Bei Gebäuden und Landschaften kann er vollkommen überzeugen. Gerade den Hurrikan und seine Folgen, zeichnet er mit einer Wucht und Eindrücklichkeit, die diesem Ereignis angemessen sind. Es gibt also weiterhin Licht und Schatten, aber nicht so sehr, um den Leser von der Geschichte abzulenken.

Um den Comic abzurunden, ist der nächste Teil von Emilys Tagebuch enthalten.


Fazit

Der wortwörtliche Sturm bricht los und Emily ist mittendrin. Flutwelle ist nicht ganz so blutig wie Feuerregen, steht dem aber in Sachen Grausamkeiten, Rachegefühlen und Spannung in nichts nach. Emily will Rache und die verfolgt sie mit allen Mitteln.


Pro & Contra

+ mehr Hintergründe zur Viper
+ neue Umgebung
+ der reale Hurrikan wird sehr gut in die Handlung eingebaut

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Laurent Astier:

Rezension zu Die Viper Bd.1
Rezension zu Die Viper Bd.3
Rezension zu Die Viper Bd.4