Tor (2016)
Paperback
304 Seiten, 7,45 EUR
ISBN: 978-0765378262
Genre: Historische Fantasy
Klappentext:
While channeling a recently dead British soldier, Ginger Stuyvesant, a medium in the Spirit Corps, uncovers evidence that he was killed by a traitor working against the Allied forces. As the investigation continues, it becomes increasingly clear that the Spirit Corps is also being directly targeted by the Germans. Isolated from her allies and surrounded by potential spies, Ginger must find out how the enemy is targeting the Spirit Corps and stop them, no matter the cost. The fate of her fellow mediums, and therefore the entire Allied war effort, rests in her hands.
Rezension
Während der Rest der Welt bewusst in dem Glauben gehalten wird, dass Spiritualismus bloß Scharlatanerie ist, nehmen Menschen wie Ginger Stuyvesant hinter der Front des Ersten Weltkriegs Berichte toter Soldaten entgegen. Die Arbeit der Medien, die manchmal auch in die Erinnerungen der Toten eintauchen, ist traumatisch, und droht, ihre Seelen dauerhaft von ihren Körpern zu lösen. Darüber hinaus ist Ginger immer wieder mit dem Sexismus der britischen Offiziere konfrontiert, die sie als Frau nicht ernst nehmen, ebenso wie mit der Sorge um ihren Verlobten Ben, der als Spion für die Briten immer wieder große Risiken eingeht.
Doch schließlich erreichen sie zwei Berichte toter Soldaten, die keinen Zweifel daran lassen, dass es einen Verräter in den Reihen der Briten gibt, der den Deutschen die Geheimnisse des Spirit Corps verrät und tötet, um seine Spuren zu verwischen. Ich will den ersten großen Twist des Romans nicht vorwegnehmen (was leider auch bedeutet, dass ich hier nur sehr vage über einen der interessantesten Aspekte des Buches reden kann), aber Ginger hat neben ihrer eigenen Sicherheit und der ihrer Kolleg*innen aus dem Spirit Corps noch einen weiteren, sehr persönlichen Grund, schnell herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist.
Zusammen mit Ben macht sie sich auf den Weg dicht hinter die Frontlinien, um herauszufinden, woher die Deutschen die Informationen über Geister und Medien haben. Dabei haben sie immer wieder andere Leute als die Verantwortlichen für die Spionage und Morde in ihren eigenen Reihen im Verdacht. „Ghost Talkers“ ist ein spannendes, flüssig geschriebenes Buch mit sympathischen Figuren und einer zurückhaltend ausgelebten, aber dennoch tiefen und bittersüßen Liebesgeschichte.
Ohne sich allzu ausgiebig in den Schilderungen von Kämpfen zu ergehen, thematisiert das Buch die tragischen Schicksale und traumatischen Auswirkungen des ersten Weltkriegs, aber auch die im öffentlichen Bewusstsein sehr unterschätzte Rolle von Frauen und People of Colour in der britischen Armee. Das Buch ist von Mitgefühl für die Menschen durchdrungen, die verwundet, traumatisiert oder gar nicht aus dem Krieg zurückgekehrt sind. Es gibt auch einen kleinen Auftritt einer historischen Figur, die viele Lesende wiedererkennen dürften.
In einem kurzen, aber sehr interessanten Nachwort erzählt Mary Robinette Kowal von der historischen Inspiration für den Roman und berichtet z.B. von Krankenschwestern, die auf Motorrädern unterwegs waren, und Frauen, deren Job es war, Soldaten in „Hospitality Rooms“ für kurze Zeit den Anschein von Normalität zu bieten und so ihre psychische Gesundheit so gut es ging zu schützen.
Fazit
„Ghost Talkers“ ist ein origineller, kurzweiliger Fantasyroman, der Lesende mit den Figuren mitfiebern und mitleiden lässt und auch Aufmerksamkeit auf weniger bekannte Aspekte der Geschichte des Ersten Weltkriegs lenkt.
Pro und Contra
+ spannende Geschichte mit gut platzierter tickender Zeitbombe
+ gelungene Liebesgeschichte
+ Repräsentation von Frauen und People of Colour
+ spannende Details über Spionage und Chiffren
+ interessantes Nachwort
+ fantastische und historische Elemente gut integriert
- Ende fühlt sich ein bisschen gehetzt an
- Wenn Figuren Deutsch sprechen, klingt es etwas nach Google Translator
Wertung:
Charakter: 4/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5