Verlag: Splitter; (Juni 2021)
Gebunden Ausgabe: 64 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3-96219-211-2
Genre: Krimi/ Fantasy
Klappentext
„Hast du diesen Mann getötet? Antworte!“
„Ich bin kein Hund, der auf Befehl bellt!“
Rezension
Conan wird von jemanden angeheuert, um eine Schale in der Stadt Numalia zu stehlen. Er dringt in das Gebäude ein und stolpert über eine Leiche und einen Wächter. Der alarmiert die Obrigkeit und Conan sieht sich plötzlich der geballten Macht der Staatsgewalt gegenüber und die Ermittler haben nicht wirklich Interesse daran, den wahren Täter zu finden. Stattdessen drohen sie Conan und foltern einen Mann, der ebenso von ihnen verdächtig wird. Und Conans Wut wird immer größer ...
Es gibt Bücher und Romane, die verlieren ihre Bedeutung und Aktualität für die Gesellschaft, praktisch mit ihrem oder relativ kurz nach ihrem Erscheinen, wenn sie denn überhaupt eine haben. Und dann gibt es immer wieder Werke, deren Wichtigkeit und Bedeutung selbst nach Jahrzehnten und Jahrhunderten ungebrochen ist. Erstaunlicher- und traurigerweise trifft dies ausgerechnet auch auf Der Gott in der Schale von Robert E. Howard zu. Sein Barbar sieht sich hier einem Problem gegenüber, das leider heutzutage aktueller denn je ist. Denn in dieser Geschichte sieht sich Conan Gewalt, die von den Gesetzeshütern der Stadt ausgeübt wird, gegenüber. Unweigerlich kommen da Gedanken an George Floyd und andere Opfer von Polizeigewalt auf. Und das ist beileibe kein Zufall, denn Robert E. Howard schrieb diese Geschichte unter dem Eindruck von Ereignissen, die genauso auch heutzutage stattfinden könnten. Damals ging ein Fall von Polizeigewalt durch die Presse und es gibt schriftliche Aussagen von Robert E. Howard, in denen er ganz klar Stellung bezieht, genauso wie er es eben auch in Der Gott in der Schale tut. Es ist ihm ein Anliegen Gräueltaten, „die von mit Blechabzeichen dekorierten Männern verübt werden“, anzuprangern. Dies ist das Zentrum seiner Geschichte, alles andere, die Frage nach dem Täter oder der mythische Anteil, tritt dafür in den Hintergrund. Conan ist hier mehr denn je, jemand, der sich seiner bewusst ist und der für sich eintreten kann. Er ist hier ein Held, der sich stellvertretend für viele Opfer am Ende wehrt und das macht ihn weniger zu einem Barbaren, sondern zu einem praktisch aufgeklärten und freien Menschen.
Diese Aussage und diese Darstellung bewahrt Doug Headline in seiner Umsetzung. Er hat den Kern von Howards Geschichte erfasst und legt dementsprechend das Hauptaugenmerk auf die sogenannte Ermittlung und die schlussendliche Selbstermächtigung Conans. Der Fantasyanteil der Geschichte hingegen ist für ihn nicht so wichtig, diese Elemente kommen am Ende auf wenigen Seiten vor. Ein schlechterer Autor hätte das Verhältnis umgedreht und damit die Aussage, die Aktualität und die Brisanz von Der Gott in der Schale verloren. Doug Headline macht hier glücklicherweise diesen Fehler nicht, sondern legt eine Umsetzung vor, die ganz im Geiste Robert E. Howards ist.
Emmanuel Civiello fasst die Geschichte in düstere, gemäldeartige Bilder, die perfekt den Ton und die Atmosphäre der Geschichte treffen. Bei ihm hat Conan eine etwas dunklere Hautfarbe, was Inhalt und Aussage nur noch mehr unterstreicht und verstärkt. Hier gehen Bilder und Handlung wirklich Hand in Hand. Visuell ist das genau die richtige Art der Umsetzung.
Das Nachwort von Patrice Louinet ist bei dieser Geschichte besonders wichtig und informativ, wird durch dieses die Geschichte in den Kontext von Robert E. Howards Erfahrungen und Überzeugungen gestellt.
Fazit
Der Gott in der Schale ist in ihrer Aussage und ihrer Brisanz heute leider immer noch aktuell. Wer insgesamt nur ein einzige Geschichte über Conan lesen will, sollte unbedingt zu dieser greifen. Die Tiefe und die Aussagekraft von ihr sind nahezu einzigartig bei Conan. Der Gott in der Schale ist eine nach wie vor wichtige Geschichte und ein bitterer politischer Kommentar. Unbedingt lesen!
Pro & Contra
+ wichtige Aussage
+ nach wie vor Kommentar zum aktuellen Tagesgeschehen, ohne modernisiert worden zu sein
Bewertung: 
Charaktere: 4,5/5
Handlung: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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