Road Brothers (Mark Lawrence)

Harper Voyager (2017)
Taschenbuch
275 Seiten, 10,97 EUR
ISBN: 978-0-00-838937-6

Genre: Fantasy, Postapokalypse


Klappentext

This is a collection of fourteen stories of murder, mayhem, pathos, and philosophy, all set in the world of the Broken Empire.

Within these pages, you will find tales of men such as Red Kent, Sir Makin, Rike, Burlow and the Nuban, telling of their origins and the events that forged them. There is Jorg himself, striding the page as a child of six, as a teenage wanderer and as a young king. And then there is a tale about Prince Jalan Kendeth – liar, cheat, womaniser and coward.

To the new reader, welcome to a lawless world where wit and sword are the most useful weapons, and danger lurks as much in candle-lit palaces as in dark alleys and dense woodland. To those who have already journeyed with Jorg, we hope you will enjoy renewing old acquaintances with your favourite characters.


Rezension

Wer die „Broken Empire“- oder „Red Queens War“-Trilogie gelesen hat, kennt das „Broken Empire“ – ein postapokalyptisches, von Magie und Klimawandel, den Folgen des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen und rätselhaften Spuren unserer und späterer Kulturen durchzogenes Europa. Hier sind Jorg of Ancrath, der „Prince of Thorns“, der entschlossen ist, auf seinem Weg zu Rache und zum Thron des Broken Empire über Leichen zu gehen, und seine „Road Brothers” unterwegs. Jorg hat in der „Broken Empire“-Trilogie einen Großteil des Rampenlichts für sich allein und der Blick auf die Welt und seine Geschichte ist davon eingefärbt, dass Lesende sie über weite Strecken nur durch die Augen dieses ehrgeizigen, ebenso verwundeten wie zerstörerischen Teenagers sehen.

Aus dem Blickwinkel anderer Figuren wie z.B. des verunsicherten Hauspriesters Gomst, des Adligen Makins, der seine eigene Geschichte rund um Rache und Vergebung hat, oder des jungen Afrikaners Harrac, für den ein einziger Moment der Unbedachtheit der Beginn einer jahrelangen Odyssee ist, präsentiert Mark Lawrence‘ düsteres Fantasyuniversum ein anderes Gesicht. Auch Jorg und Jalan (der hedonistische Protagonist von „Red Queens War“) begegnen uns hier als Ich-Erzähler. Jorg kommt gleich drei Mal zu Wort. In seiner ersten Kurzgeschichte als ein theatralischer, zu spontanen Gewaltausbrüchen neigender Zwölfjähriger, später etwas reifer und reflektierter. Immer kommen in seinen Geschichten auf kreative Weise die Relikte der hochtechnisierten Vergangenheit des Broken Empire zum Vorschein und eine Geschichte greift geschickt Märchenmotive auf.

Insgesamt ist die Vielfalt der vorgestellten Persönlichkeiten sehr spannend, auch, weil Figuren teilweise sehr verschiedene Antworten auf ähnliche Situationen und auf das Leben in einer von Gewalt und Ungerechtigkeit gezeichneten Welt finden. Themen von Entscheidungen, von (gescheitertem) Mentorentum, von Rache, Selbsterkenntnis und der Bedeutung von Anführerschaft ziehen sich durch das Buch. Teilweise sind die Wendungen, welche die Geschichten nehmen, vorhersehbar, teilweise kommen sie als echte Überraschung. Es gibt die gemeinen, desillusionierenden Twists, die man in einem Buch im Broken Empire erwartet, ebenso wie positive Wendepunkte für Figuren.

Auch wenn die verschiedenen Persönlichkeiten eine willkommene Vielfalt in die Anthologie bringen, fühlt sie sich als Ganzes doch sehr stimmig an. Die Geschichten sind wieder in einer schönen, dichten Sprache geschrieben, mit einigen einprägsamen Beobachtungen. Hier und da trägt Jorg mit seinen Kriegserklärungen an die Welt etwas dick auf, aber das ist einfach seine Figurenstimme. Eine echte Bereicherung sind die kleinen Anmerkungen des Autors an den Enden der Kurzgeschichten, in denen er auf Lesendenreaktionen und die Themen, die er mit den Geschichten erkunden wollte, eingeht.

Im Klappentext wird das Buch auch als ein möglicher Einstieg in die Broken-Empire-Romane angepriesen, aber tatsächlich denke ich, dass die ideale Lesereihenfolge „Broken Empire“ – „Road Brothers“ – „Red Queen’s War“ ist. „Road Brothers“ wirft rückblickend ein neues Licht auf einige Ereignisse aus Jorgs Geschichte und stellt den Lesenden den Protagonisten der nächsten Trilogie vor. Ich kann mir vorstellen, dass die Geschichten ohne ein bisschen Vorwissen etwas desorientierend sind. Darüber hinaus finden sich hier und da Spoiler für die erste Trilogie.


Fazit

Wer Spaß an der „Broken Empire“-Trilogie hatte, sollte sich „Road Brothers“ nicht entgehen lassen – diese Sammlung von guten bis sehr guten Kurzgeschichten eröffnet neue, erfrischende Perspektiven auf eine magisch-postapokalyptische Welt.


Pro und Contra

+ interessante Figuren und Perspektiven
+ Einblick in die Gedanken und Vergangenheiten von vertrauten Nebenfiguren
+ schön geschrieben
+ spannende Anmerkungen des Autors zu den einzelnen Geschichten

o meiner Meinung nach nicht so gut als Einstieg ins „Broken Empire“-Universum geeignet

-eine Geschichte ist sehr vorhersehbar

Wertung:

Handlung: 4/5
Figuren: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis-Leistung: 3,5/5


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Tags: Mark Lawrence, Postapokalypse