The Calculating Stars (Mary Robinette Kowal)

Solaris (Mai 2019)
Taschenbuch
527 Seiten, 11,19 EUR
ISBN: 978-1-78108-731-2

Genre: Science-Fiction, Alternative Geschichte


Klappentext

One woman.
One mission.
One chance to save the world.

It's 1952, and the world as we know it is gone. A meteorite has destroyed Washington DC, triggering extinction-level global warming. To save humanity, the world unites to form the International Aerospace Coalition. Its mission: to colonise first the Moon, then Mars. Elma York, World War Two pilot and mathematician, dreams of becoming an astronaut – but prejudice has kept her grounded. Now nothing – and no man – will stop her from reaching for the stars.


Rezension

„The Calculating Stars“ beginnt mit einer Explosion: Ein Meteoriteneinschlag in den USA fordert nicht nur unzählige Opfer, sondern entfesselt auch eine Klimakatastrophe, welche die Erde im Verlauf weniger Jahrzehnte unbewohnbar machen wird. Unter den ersten, die diese Gefahr erkennen, ist Elma York, eine Pilotin und geniale Mathematikerin. Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Ingenieur Nathaniel, arbeitet sie fieberhaft daran, eine Kolonisation des Weltraums realistischer zu machen.

Der Beginn des Buches erzählt davon, wie Elma und Nathaniel den Meteoriteneinschlag überleben und zeigt eindrucksvoll das Ausmaß der Katastrophe, aber bald treten deren Auswirkungen in den Hintergrund und tauchen schließlich fast nur noch in den kleinen fiktiven Zeitungsausschnitten auf, die den Artikeln vorangestellt sind. Vergessen werden sie nie, aber sie finden doch sehr am Rand statt. Denn der Fokus liegt bald auf dem ehrgeizigen Weltraumprogramm, bei dem Elma und Nathaniel Schlüsselpositionen einnehmen.

Elma gehört zu den „computern“ – Frauen, deren Berechnungen Raumfahrt überhaupt erst möglich machen, und sie ist fest entschlossen, Astronautinnen den Weg in den Weltraum zu ebnen, auch wenn viele einflussreiche Männer der Idee ablehnend gegenüberstehen. Der Austausch mit schwarzen und asiatischen Kolleginnen öffnet ihr auch die Augen dafür, dass andere Frauen es nicht nur mit Sexismus zu tun haben. „The Calculating Stars“ macht keinen Hehl daraus, dass es sich um einen feministischen Roman handelt. Hier und da ist die Umsetzung davon ein kleines bisschen klischeehaft, aber gleichzeitig tut es auch einfach richtig gut, einen Roman über kompetente Wissenschaftlerinnen, starke Frauenfreundschaften und kleine und große Triumphe über Vorurteile zu lesen.

Während Elma sich der mathematisch-technischen Seite ihrer Aufgaben problemlos gewachsen fühlt, lösen öffentliche Auftritte bei ihr Angstzustände aus. Das wird zu einem besonders großen Problem, weil man sie mehr und mehr als das offizielle Gesicht der "Lady Astronauts" wahrnimmt. Glücklicherweise hat sie jedoch viel Unterstützung: Ihre Beziehungen zu ihren Kolleginnen sind nicht immer konfliktfrei, aber doch zu einem Großteil von echter Kameradschaft, von Wärme und Humor geprägt, und sie kann auch auf jeden Fall auf ihren Mann zählen. Solche harmonischen Beziehungen werden eher selten in Büchern geschildert und daher fand ich das sehr erfrischend.

Faszinierend sind auch die vielen Details über Raumfahrt, die in die Geschichte eingeflochten sind. Z.B. wird die recht naheliegende Frage beantwortet, was passiert, wenn man in einem Raumanzug auf Toilette muss. Kowal verliert auch historische Kontexte nicht aus den Augen. So wird z.B. auch immer wieder der damals noch nicht lange zurückliegende Holocaust erwähnt, der für Elma und Nathaniel – ein jüdisches Paar – noch präsenter ist als für ihre Zeitgenossen.

„The Calculating Stars“ ist der Auftakt einer Dilogie und wird Anfang 2022 als „Die Berechnung der Sterne“ auf Deutsch erscheinen.


Fazit

In „The Calculating Stars“ trifft Science-Fiction auf alternative Geschichte. Der Roman wartet mit einer bei all ihrer Genialität trotzdem sympathischen und nachvollziehbar denkenden und handelnden Hauptfigur und einer inspirierenden Geschichte über Frauen auf, die wortwörtlich hoch hinaus wollen.


Pro und Contra

+ Raumfahrt-Projekt an sich ist sehr interessant
+ positive Beziehungen zwischen Figuren
+ thematisiert gesellschaftliche Probleme
+ sympathische Hauptfigur
+ greift reale Geschichte auf
+ „Zeitungsausschnitte“ an Kapitelanfängen geschickt eingesetzt, um Geschehen anderswo auf der Welt, aber auch Vorurteile gegenüber den Astronautinnen zu zeigen

-Auswirkung des weltbewegenden Meteoriteneinschlags treten sehr stark in den Hintergrund

Wertung:

Figuren: 4,5/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis-Leistung: 4/5


Rezension zu „Ghost Talkers”

Tags: SF-Autorinnen, Mary Robinette Kowal, Alternative Geschichte, feministische Science Fiction