Die Wächter der Weltenschlange – Jormungands Erbe (Bernhard Stäber)

Edition Roter Drache (2020)
Taschenbuch
334 Seiten, 14,00 EUR
ISBN: 978-3-946425-91-5

Genre: Urban Fantasy, Jugendbuch


Klappentext

Nach dem Tod ihrer Mutter verbringt die 17jährige Malin mit ihrem jüngeren Bruder Rune die Sommerferien bei ihrem Großvater in Südnorwegen. Als Rune trotz Sturmwarnung mit seinem Boot auf den Seljordsee hinausfährt, nimmt das Schicksal seinen Lauf: Rune kentert und wird von dem Wassergeist Nyk gerettet – jedoch zu einem hohen Preis. Er muss das letzte Ei der Weltenschlange Jormungand ins Eismeer bringen. Wen er versagt, stirbt er.

Gemeinsam machen sich die Geschwister auf den Weg zum Nordkap. Doch ihre lange Reise durch Norwegen wird schnell zu einer tödlichen Verfolgungsjagd durch die Disen, denn seitdem die Nornen verschwunden sind, befinden sich die Neun Welten in Aufruhr. Es heißt, dass die Schlange in Runes Ei den Weltenbrand auslösen wird. Zerrissen zwischen ihrem eigenen Schicksal und dem der Welt bestehen Malin und Rune das Abenteuer ihres Lebens im Reich der nordischen Sagen.


Rezension

Die beiden Geschwister Malin und Rune tragen schwer am Tod ihrer Mutter: Malin hat das Gefühl, schnell erwachsen werden und Verantwortung für ihren Bruder übernehmen zu müssen, Rune wehrt sich dagegen und geht immer wieder unüberlegt Risiken ein. Doch als Rune auf dem Seljordsee dem Wassergeist Nyk und einer unheimlich-ehrfurchtgebietenden Seeschlange begegnet, müssen sie zusammenhalten. Denn Nyk nimmt Rune das Versprechen ab, das letzte Ei der Seeschlange zum Eismeer im hohen Norden zu bringen. Das bedeutet eine Reise durch ganz Norwegen. Rasch stellt sich heraus, dass Rune seinen Schwur nicht brechen kann: Versucht er das, droht er auf dem Land zu ertrinken.

Nahezu sofort heften sich den beiden die Disen an die Fersen – Ahnengeister, die fest davon überzeugt sind, dass das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht. Ein wenig verliert die Bedrohung durch sie an Kraft, weil es immer wieder Dinge gibt, die Malin und Rune in die Hände spielen, um ihnen knapp zu entkommen, aber im Großen und Ganzen stellen sie eindrucksvolle, übermächtige Gegnerinnen dar.

Aber nicht nur ihr Interesse ist geweckt: Malin und Rune müssen sich um Elfen, Berggeister und den Luchs-Mann Gaupe, der in den Diensten der Disen steht, aber auch eigene Absichten verfolgt, Gedanken machen. Sie finden unerwartete Verbündete, aber auch neue Gefahren. Nach und nach entsteht ein Ensemble einprägsamer Nebenfiguren. Ich bin noch nicht ganz überzeugt von einer Beziehung, die sich anzubahnen scheint, aber muss erst den nächsten Band lesen, bevor ich mir eine feste Meinung dazu bilden kann.

Am Ende des Buches sind Malin, Rune und ihre Begleiter*innen nicht annähernd am Ziel ihrer Reise, auch wenn eine große Konfrontation und ein Wendepunkt für den weiteren Verlauf der Ereignisse dem Buch einen guten Abschluss bieten. Vielleicht einer der interessantesten Aspekte ist die Frage, die von Anfang an schwer über Malins und Runes Mission hängt: Was bedeutet es für die Welt, wenn das Ei sein Ziel erreicht? Während es möglich ist, dass die Schlange den Weltenbrand auslöst, gibt es auch einige Anzeichen dafür, dass es ganz anders kommen könnte.

In „Die Wächter der Weltenschlange“ tauchen einige der bekanntesten Elemente der nordischen Mythologie wie die Prophezeiung über Ragnarök auf, aber es haben auch unbekanntere Sagengestalten wie z.B. Disen oder eine Fylgia Auftritte. Sehr spannend sind auch die Schilderungen des magisch-chaotischen Utgard, in das die (mehr als) neun Welten eingebettet sind und der Verlauf der Zeit scheint einige interessante Besonderheiten zu haben. Während die magische Welt durch ihre Geheimnisse und Besonderheiten besticht, können auch die Schilderungen der Alltagswelt überzeugen: Bernhard Stäber beschreibt Norwegen – nicht nur die Landschaften, sondern auch die Alltagskultur – mit großer Vertrautheit.


Fazit

„Die Wächter der Weltenschlange“ ist ein unterhaltsamer Serienauftakt, der das Norwegen der Gegenwart mit originell aufgegriffenen Geschichten aus der nordischen Sagenwelt verbindet. Auch wenn die Hauptfiguren (überzeugende) Teenager sind, ist es die Sorte Jugendbuch, die auch Fantasy- und Mythologiefans außerhalb der Kernzielgruppe ansprechen dürfte.


Pro und Contra

+ mehr und weniger bekannte Figuren und Geschichten aus der nordischen Sagenwelt auf spannende Weise aufgegriffen
+ Malin und Rune wirken wie überzeugende normale Teenager
+ schöne Schilderungen Norwegens (auch viele kleine, realistische Details)

-bei Konfrontationen mit Disen spürt man ein wenig die Hand des Autors, der die Figuren schützt

Wertung:

Handlung: 4/5
Figuren: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis-Leistung: 3,5/5


 Interview mit Bernhard Stäber

Tags: Urban Fantasy, Bernhard Stäber, nordische Mythologie