Der Schweinehund Bd.2 – O Maneta (Régis Loisel, Olivier Pont)

Verlag: Carlsen; (Juli 2021)
Gebundene Ausgabe: 96 Seiten; 20 €
ISBN-13: 978-3-551-79366-9

Genre: Abenteuer/ Thriller


Klappentext

„Ein Vorschlag: Morgen kehren wir zurück zum Flugzeug.
Wenn wir den Schatz finden, teilen wir durch drei.“
„Aber... von welcher Art Schatz reden wir hier?“
„Von Geld! Und zwar so viel, um sich zur Ruhe zu setzen!“


Rezension

Max irrt auf der Flucht mit Baia durch den Dschungel. Schon bald kann er aber nicht weiter, denn seine Krankheit fordert ihren Tribut. Deswegen kümmert sich Baia um ihn und als sie endlich weiterreisen können, treffen sie auf einen seltsamen Einsiedler, der seine ganz eigenen Interessen verfolgt.
In der Zwischenzeit haben Charlotte und Christelle ganz andere Probleme, nachdem sie in Notwehr einen Mann getötet haben. Sie suchen Hilfe bei Corinne. Die bringt sie zu Margarida und die weiß, was zu tun ist und bittet ihren Bekannten Rego um Hilfe. Damit ist aber noch nicht alles ausgestanden.

Wenn irgendwo Loisel draufsteht, erwartet man etwas besonderes mit einem poetischen Einschlag, so wie es z.B. bei Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit und auch bei Das Nest war. Dies konnte Der Schweinehund mit dem ersten Band nicht ganz erfüllen. Dafür gab es dann doch ein paar Dinge, die nicht so recht zueinander passen wollten und vor allem erzählte der erste Band eine Geschichte, die so bereits häufig erzählt wurde. Etwas wirklich neues, besonderes war jedoch nicht zu finden.
Wird es mit dem zweiten Band also besser?
Bedingt. Die Handlung ist weiterhin keine, die in irgendeiner Art ungewöhnlich wäre. Holzfäller im Urwald, die mehr als hart und raubeinig sind, ihr skrupelloser Chef, Frauen in Gefahr und zwei Flüchtige im Dschungel, die auf Eingeborene und einen Einsiedler treffen, der ein Geheimnis hat, sind alles Dinge, die fast schon Standardzutaten für ein Dschungelabenteuer sind. Da ist die Beigabe von etwas übersinnlichen auch nicht mehr etwas, das Der Schweinehund sich von anderen Geschichten abheben ließe.
Die Erzählweise Loisels hingegen schon. Er erzählt ruhig und gelassen, arbeitet seine Charaktere immer besser aus und führt mit Rego den vielleicht interessantesten Charakter bisher ein. Als Gesetzeshüter kann er gut von böse unterscheiden und spielt mehr oder weniger nach seinen eigenen Regeln. Das macht ihn zu einem Charakter mit Grautönen, während der Rest recht klar definiert ist. Jede der Figuren hat ihre Funktion in der Geschichte und die ist fast immer auf den ersten Blick ersichtlich und so können sie kaum überraschen. Wie gesagt, neu ist hier eigentlich nichts, aber Loisel erzählt eben gut.
Etwas irritierend könnte der Grad der Gewalt in O Maneta wirken. Im ersten Band gab es die zwar auch, aber in O Maneta werden gewisse Aspekte auf die Spitze getrieben und gerade die Entsorgung von Leichen ist hierfür ein gutes Beispiel.
Ebenso fällt auf, dass Max´ Geschlechtskrankheit für die Handlung völlig unnötig war. Alles was sie bewirkt, hätte auch anders und vielleicht sogar besser erreicht werden können. Ebenso sind die übernatürlichen Fähigkeiten von Baia und ihrer Mutter Mali eher losgelöst von allem anderen und hätten leicht mit etwas anderem ersetzt werden können. Diese beiden Entscheidungen von Loisel waren im ersten Band seltsam und wenn sie nicht in der Fortsetzung einen erzählerischen Grund bekommen, bleiben sie es auch.

Die Zeichnungen von Olivier Pont mildern die Brutalität bei den Gewaltausbrüchen ab, da er die Charaktere mit Anklängen aus dem Bereich des Funnys zeichnet. So wirken sie manchmal etwas grotesk, vor allem diejenigen aus dem Holzfällerlager. Nur Baia ist eine Ausnahme, sie wird von allem, was sie etwas überzeichnet erscheinen ließe, verschont. Das passt jedoch sehr gut zu ihrer Rolle in der Geschichte. Den Urwald erfüllt Olivier Pont mit Leben und kann hier ganz besonders sein Können zeigen. Die Szenen am Flugzeugwrack sind atmosphärisch die besten und spannendsten des gesamten Bandes und der Verdienst hierfür geht auch zum großen Teil an Olivier Pont, der mit seiner Panelaufteilung, den Perspektiven und seiner Gestaltung ganz allgemein hierfür Sorge trägt.


Fazit

Loisel erzählt in O Maneta seine Geschichte runder, eleganter und zugleich brutaler weiter. Und dies sorgt dafür, dass die Geschichte spannend bleibt, obwohl sie sich vieler bekannter Zutaten bedient. Olivier Ponts sehr gute Zeichnungen helfen Régis Loisel dabei kräftig.


Pro & Contra

+ Olivier Pont zeichnet im genau dem richtigen Stil, um die Geschichte aufs Papier zu bannen
+ mit Rego bekommt der vielleicht interessanteste Charakter einen großen Auftritt

0 viele bekannte Zutaten, ohne das gewisse Etwas
0 teilweise vorhersehbar

Bewertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Régis Loisel:

Rezension zu Das Nest Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Das Nest Gesamtausgabe Bd.2
Rezension zu Das Nest Gesamtausgabe Bd.3
Rezension zu Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit
Rezension zu Der Schweinehund Bd.1