Star Wars – Die kompletten Comicstrips Bd.1 (Russ Manning, Alfredo Alcala u.a.)

Verlag: Panini; (Juli 2021)
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten; 49 €
ISBN-13: 9783741625251

Genre: Science Fiction


Klappentext

„Zu einer Zeit in der Geschichte des Star Wars-Franchises, als die Gesamtheit der Spin-Offs aus nur einer handvoll Romanen, ein paar Dutzend Comics und ein paar anderen Dingen bestand, kamen diese Comicstrips dem Ton und dem Geist der ursprünglichen Trilogie so nahe wie kein anderes Star Wars-Lizenzprodukt zuvor. Sie sind heute noch genauso unterhaltsam wie zu jener Zeit, als die Fans, die sie immer und immer wieder lesen wollten, sie tatsächlich aus der Tageszeitung ausschneiden und in ein Sammelalbum kleben mussten.“


Rezension

Im Jahr 1979 war das Star Wars-Universum noch längst nicht so ausgebaut wie heutzutage. Nur wenige Romane waren erschienen und Marvel veröffentlichte erste Comics. Alles war noch weit weg von der heutigen exorbitanten multimedialen Verwertung auf sämtlichen Kanälen. Es war aber auch die Zeit, in der Super- und andere Helden selbst auf Zeitungsseiten ihre Abenteuer erlebten. Und da auch ein Spider-Man dort zu finden war, war es nur logisch, dass auch Star Wars für Comicstrips in Zeitungen umgesetzt wurde. Den Auftrag dafür bekam Russ Manning, der bereits bekannt war und mehrere Comics gezeichnet hatte, und unter anderem auch Tarzan auf Zeitungsseiten gebracht hatte. Später reichte er die Verantwortung weiter und Star Wars war dadurch von 1979 bis 1984 in Zeitungen zu finden. Wie genau die Umstände waren, darüber geben Vorworte von Rich Handley und Henry G. Franke III einen ganz guten Überblick.
Inhaltlich konnten Russ Manning und die anderen Autoren relativ frei schreiben, auch wenn Lucas und seine Mitarbeiter darauf achteten, dass nichts über die weiteren Filme, Episode V und VI, verraten wurde. So etwas wie Kontinuität war da noch kein Thema, es sollten neue Geschichten über die Helden und Schurken präsentiert werden, die spannend, lustig und unterhaltsam waren und mehr nicht. So kommt es, dass es z.B. einen Supercomputer namens Mnemos und einen neuen Schurken mit dem Namen Blackhole gibt und C3PO vor Jahrhunderten zusammengebaut wurde. Die enthaltenen Geschichten sind deswegen immer noch kreativ und frisch.

Planet der Spieler

Luke und Leia reisen auf den Planeten Vorzyd 5. Dieser ist als Planet der Spieler bekannt, da dort jegliches Glücksspiel zu finden ist und unglaubliche Geldsummen fließen – und meistens letztendlich in die Taschen des Imperators. Dies soll unterbunden werden. Luke und Leia sollen eine Kontaktperson treffen, die ihnen dabei helfen will. Aber auch das Imperium hat Wind von der Sache bekommen.
Russ Mannings erste Geschichte führt gleich einen neuen Planeten und einen neuen Gegner ein. Es muss leider gesagt werden, aber diese vierzig Jahre alte Geschichte auf Vorzyd 5 ist besser geschrieben, kreativer und spannender als alles, was in Episode VIII auf Canto Bight, dem Casinoplaneten, passiert. Vor allem Blackhole ist ein starker Zugewinn fürs Figurenensemble und die Schurkenriege.

Die Constancia-Affäre

Han Solo findet R2D2 und C3PO schwebend im Weltall. Durch sie erfährt er, dass Lukes Schiff vom Imperium zerstört wurde und dass dieser einen weiblichen Passagier namens Gamine an Bord hatte. Und plötzlich geht es um das Überleben eines ganzen Volkes.
Anfangs wurden die Comicstrips in Wochen- und Sonntagsstrips aufgeteilt. Die Constancia-Affäre ist die erste von zweien dieser Wochenendgeschichten. Sie ist nicht ganz so stark wie Planet der Spieler, aber Russ Manning trifft hier Han Solo sehr gut und hat ein paar Ideen visueller Natur, die gerne hätten übernommen werden können. Und mit Gyla wird ein neuer weiblicher Charakter eingeführt.

Die Kashyyyk-Tiefen

Han Solo ist mit Chewie zu seinem Heimatplaneten geflogen, um dort den Tag des Lebens zu feiern. Aber es gibt ein Problem. Der Älteste will nicht, dass die dafür nötige Orga-Wurzel gesammelt wird, da dies zu gefährlich sei. Han kann aushandeln, dass er sie in Begleitung von Chewie suchen darf und natürlich stoßen sie auf Imperiale, die nichts Gutes im Schilde führen.
Die Kashyyyk-Tiefen erinnert stark an den Pulp der dreißiger Jahre. Die Geschichte ist nett zu lesen und erzählt vom ersten Aufeinandertreffen von Han und Gyla. Und obendrauf gibt es einen Verweis auf das unsägliche Holiday Special, welches so gut wie jeder, der er es gesehen hat, aus seiner Erinnerung streichen möchte.

Aufenthalt auf Tatooine

Eine neue Mission führt Luke Skywalker zurück nach Tatooine. An seiner Seite ist Anduvil, die ihre Familie an die Seuche Bledsoe verloren hat. Ausgerechnet damit infiziert sich Luke. Die Seuche ist nicht nur tödlich, sondern das Imperium nutzt sie ebenso für ihre ganz eigenen Zwecke.
Aufenthalt auf Tatooine ist ziemlich konstruiert und schwach. Auch wenn die Action und Zeichnungen stimmig sind, ist die Geschichte inhaltlich etwas enttäuschend.

Prinzessin Leia, imperiale Dienerin

Prinzessin Leia landet mit einer Rettungskapsel auf der imperialen Kolonie Phelarion. Hier wird das hochexplosive Moos Megonit für das Imperium abgebaut. Leia gibt sich als Arbeiterin aus und landet im Haus von Lady Tarkin, Witwe des Großmoff Tarkin Kommandeur des ersten Todesterns. Diese bereitet einen Empfang vor, auf dem auch Darth Vader auftaucht.
Nach dem schwächeren Vorgänger hat diese Geschichte wieder alles was Star Wars ausmacht: Ein fremder Planet, Phantasie, große Gefahren, Darth Vader, Spannung und Action.

Der zweite Kessel-Flug

Das Imperium bringt das Ionenringschiff von Professor Volz in seine Gewalt und zwingt ihn, sein Schiff, welches das Klima manipulieren kann, als Waffe gegen die Rebellion einzusetzen. Han und Luke treffen auf seine Tochter und entscheiden sich einzugreifen.
Eigentlich wird die Idee eines Todessterns recycelt, aber dies wirklich gut. Das zusammen mit der Action sorgt für ein kurzweiliges Vergnügen.

Bring mir die Kinder

Major Rahz vom Imperium bringt eine Lehrerin und ihre Schüler in ihre Gewalt. Luke, Han und Leia wollen helfen. Das ist nicht ganz so einfach, schließlich befindet sich eine imperiale Flotte im Orbit des Planeten und Darth Vader ist an Bord eines der Schiffe.
Bring mir die Kinder ist ernster als andere Geschichten aus dem Star Wars-Universum. Gut und spannend erzählt, nur sind manche Strips zu repetitiv, da hier mehr als bei anderen Geschichten die Tagesstrips im Sonntagsstrip zusammengefasst werden und gleichzeitig häufig der neue Inhalt des Sonntagsstrips in den ersten folgenden Tagesstrips ausgewalzt wird.

So lange wir leben …

Es gibt Probleme für die Rebellen. Ein Bauteil ihrer X-Wings kann vom Imperium aufgespürt und zum Zielen verwendet werden. Das macht die Piloten der Allianz extrem verwundbar. Ein Spion muss unter den Händlern des Planeten Arda-2 sein.
Eine Art Spionagegeschichte ist So lange wir leben … und mit Mag Doum gibt es einen herrlichen Finsterling.

Ota, die gefrorene Welt

Luke verfolgt einen Tie-Jäger bis in die Schluchten des Eisplaneten Ota. Sie stürzen ab und Luke stellt fest, dass der Pilot nicht zum Imperium gehört. Sie werden von den Snorgas gefangengenommen und sollen für sie einen Generator reparieren, der die Energie liefert, um ihre Wärmemaschinen zu betreiben. Lukes Begleiter hat jedoch ganz eigene Interessen und die setzt er auch notfalls mit Gewalt durch.
Als diese Comicstrips herauskamen, war Das Imperium schlägt zurück gerade erschienen. Boba Fett hat hier seinen ersten Auftritt in den Comicstrips und der ist gleich denkwürdig.

Planet der Kadril

Die Kadril sind Meister im Züchten von Kristallen. Dies will Darth Vader ausnutzen. Ein ganz spezieller Kristall schützt vor den Auswirkungen des Pazinebels, den Vader gegen die Rebellen einsetzen will. Wenn er seine Truppen mit beidem ausrüsten kann, steht ihm nichts mehr im Weg.
Immer wenn Darth Vader in einer tragenden Rolle auftaucht, ist die Geschichte gleich spannender und abwechslungsreicher. Das ist auch hier der Fall, auch wenn die Grundidee etwas dünn ist. Dafür wird sie mit etwas Drama angereichert.

Russ Mannings Zeichnungen sind hervorragend und klar. Den Zeichnungen des Tarzan-Veterans ist die Begeisterung für Star Wars anzusehen. Gelungen überträgt er die Charaktere in einen Zeitungsstrips, so dass sie jederzeit erkennbar sind. Auch die vielen Raumschiffe, Wesen und Gebäude sind ganz im Stile der Filme gezeichnet.
Nicht ganz so gut oder im Fall von Alfredo Alcala deutlich schlechter sind seine Nachfolger, die alles etwas einfacher zeichnen. Gerade bei den letzten Seiten fällt dann auf, dass Alfredo Alcala die Charaktere nicht wirklich gut umsetzt, insbesondere Leia ist hier zu nennen.

Das Bonusmaterial beschränkt sich auf die beiden Einleitungen, die dafür viele Hintergrundinformationen zur Entstehung bieten. Die Comicstrips wurden auf guten und festen Papier gedruckt, welches gut zu der Ausgabe passt, die noch dazu in einem sehr stabilen Hardcover daherkommt.


Fazit

Die Star Wars-Comicstrips bringen den Leser zurück in die Zeit, als bei Star Wars noch mehr möglich war. Die Geschichten sind alle kreativ und spannend und haben häufig eine richtig starke Handlung. Dieser Blick zurück ist einfach interessant. Mit Russ Manning war ein Fan der Filme an Bord, dessen Begeisterung klar erkennbar ist.


Pro & Contra

+ sehr gute Zeichnungen von Russ Manning
+ kreative Geschichten
+ führt so manche Figur ein, die später aufgegriffen wurde
+ Leseband

- Alfredo Alcala ist leider längst nicht so talentiert wie Russ Manning
- gerade gegen Ende viele Wiederholungen

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/ Leistung: 4,5/5


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