Dschingis Khan (Antoine Ozanam, Antoine Carrion)

Verlag: Splitter; (August 2021)
Gebundene Ausgabe: 200 Seiten; 35 €
ISBN-13: 978-3-96792-064-2

Genre: Drama/ Legenden


Rezension

Temudjins Mutter wurde aus der Sicht ihres Clans von einem Dämon geschwängert. Sie stirbt bei der Geburt und der Schamane Ozbeg nimmt den Jungen zu sich. Er hat großes für den Jungen vorhergesehen, der das Potenzial hat, einer der machtvollsten Schamanen zu werden, auch wenn sein Lebensweg etwas anderes für ihn bereithält. Denn Temudjin wird die Clans der Mongolen vereinen und mit ihnen in den Krieg ziehen. Und dabei könnte ihm seine Fähigkeit, die Geister der Toten zu sehen und sie zu nutzen, ein Vorteil sein. Ebenso wie seine erste Frau, die einer der drei Geister des Waldes ist. Temudjin macht sich also auf, die Stämme zu vereinen und doch hat er Zweifel. Daran, ob er wirklich der Nachfolger Dschingis Khans ist und ob Krieg zu führen und zu töten, der richtige Weg ist, die mongolischen Stämme zu vereinen.

Dschingis Khan ist ein schwieriger Comic, im positiven Sinne. Er ist nicht gerade leicht zugänglich und als Leser muss man sich definitiv auf ihn einlassen. Denn Antoine Ozanam und Antoine Carrion legen hier nicht einfach eine Biographie des mongolischen Anführers vor. Dies ist etwas anderes. Ihr Temudjin, wie der Comic im Original heißt, beschäftigt sich eher mit der Bedeutung des Namens, nicht mit der Person, die ihn berühmt machte. So ist ihr Temudjin auch erst viel später geboren, als der Mann, der als Dschingis Khan bekannt ist. Ihre Biographie überschneidet sich zwar, ist aber in vielen anderen Punkten verschieden, wie es auch im Comic erwähnt wird.
Vielmehr erforschen sie die mystische Seite dieses Namens und tauchen zum Teil in die Welt der Schamanen und ihre Bedeutung für die mongolischen Stämme ein. Das liest sich anfangs etwas verwirrend, aber mehr und mehr zieht der Comic seine Leser in den Bann. Der Schamane Ozbeg ist an sich eine interessante Figur, aber Temudjin übertrifft ihn in der Charakterzeichnung. Er ist niemand, der den Kampf oder den Krieg sucht. Ganz im Gegenteil, zögert er, das zu tun, zu dem er scheinbar berufen ist. Statt zu zerstören und zu töten, will er lieber heilen und den Frieden bringen. Es werden sehr viele Themen von Antoine Ozanam angeschnitten und behandelt, und diese Tatsache macht Dschingis Khan zu schwerer Kost, die nicht so nebenbei konsumiert werden kann.

Dazu tragen auch die Zeichnungen von Antoine Carrion bei. Wer den Comic durchblättert, bekommt den Eindruck einen gut gezeichneten, aber etwas groben und kantigen Comics mit einer seltsamen Farbgebung, unter anderem leicht bläuliche Haut, in den Händen zu halten. Aber einmal mit dem wirklichen Lesen begonnen, entfalten die Zeichnungen ihre Kraft. Durch sie wirkt Temudjin leicht entrückt und alles erscheint wie ein Traum oder eine Vision von einer mystischen Vergangenheit, die so nicht existiert hat. Hier passen gewählter Stil und Inhalt einfach sehr gut zusammen.


Fazit

Dschingis Khan ist keine leichte, aber eine faszinierende Lektüre. Mit Sicherheit wird nicht jeder den Zugang hierzu finden, aber wer das tut, bekommt die Geschichte eines Mannes, der sich selbst finden muss und das in den dazu perfekten Zeichnungen.


Pro & Contra

+ kreative Gestaltung
+ passend gewählter Zeichenstil
+ ein Comic, der Zeit braucht

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5