Cthulhus Ruf (H.P. Lovecraft, Francois Baranger)

Verlag: Heyne; (Oktober 2020)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 25 €
ISBN-13: 978-3-453-53498-8

Genre: Horror


Klappentext

Boston, 1926. Nachdem sein Großonkel unter seltsamen Umständen zu Tode kam, entdeckt Francis Thurston in dessen Nachlass Hinweise auf eine mysteriöse Sekte, die offenbar eine grausige Kreatur verehrt. Unzählige Menschenopfer in den Sümpfen von Louisiana, mysteriöse Morde überall auf der Welt, Künstler, die in Wahnsinn verfallen – Thurston wird allmählich klar, dass die Forschungen seines Großonkels über den „Cthulhu-Kult“ der Wahrheit gefährlich nahe kommen. Denn im Verborgenen bereiten die Kultisten die Erweckung ihres grausamen Gottes vor, der die Menschheit vernichten will. Die Sterne sind in der richtigen Position. Ist dies das Ende?

Mit „Cthulhus Ruf“ schrieb H.P. Lovecraft eine der berühmtesten fantastischen Erzählungen der amerikanischen Literatur. Der Illustrator Francois Baranger, weltweit bekannt als Konzeptkünstler für Filme und Videospiele, war schon immer fasziniert von dieser Geschichte, bevölkert von Kreaturen, die in den dunkelsten Ecken lauern, und von titanischen Wesen, deren bloßer Anblick jeden in den Wahnsinn treibt. Nun hat er diese wichtigste Erzählung von H.P. Lovecraft in Bilder verwandelt.


Rezension

Francis Thurston hat die Aufgabe den Nachlass seines Onkels Professor Angell zu regeln. Als er dessen Dokumente durchsieht, macht er eine fürchterliche Entdeckung, die ihm Angst einjagt, wegen der er aber auch beginnt Nachforschungen anzustellen, um mehr über den Kult von Cthulhu herauszufinden.

Cthulhus Ruf ist vielleicht die wichtigste Erzählung H.P. Lovecrafts. In ihr tritt zum ersten Mal Cthulhu selbst auf und gibt dem Mythos um die Großen Alten damit auch gleich seinen Namen. Die Geschichte ist ein Klassiker und wer sich für Horror interessiert, sollte sie mal gelesen haben. Denn nicht nur inhaltlich ist Lovecrafts Werk ein verstörender Blick in die Abgründe des Horrors, sondern er besitzt eine ungeheure Sprachgewalt, mit der er Welten schafft und Atmosphäre erzeugt. Die hier vorliegende Übersetzung stammt aus den 60er Jahren und trifft den Ton eines H.P. Lovecraft recht gut.
Ein Blutbad und klassische Horrorszenen sollte man in Cthulhus Ruf nicht erwarten. Lovecraft generiert seinen Horror aus den Beschreibungen und der Erzählung von Geschehnissen. Im Prinzip ist es ein Brief oder Tagebucheintrag, den der Leser liest und wodurch die Geschichte erst so richtig beklemmend und furcheinflössend wird. Jedoch sollte man sich auf eine solche Art der Erzählung einlassen können, wer Horror nur mit Blut und klassischen Monstern verbindet, wird hier nichts für sich finden.

Im Moment wird H.P. Lovecraft von vielen wiederentdeckt. Nicht nur Spiele, neue Romane anderer Autoren und Filme haben seinen Cthulhu-Mythos als Grundlage, sondern mittlerweile gibt es auch jede Menge Künstler, die sich mit seinem Werk beschäftigen. Gou Tanabe z.B. setzt seine Erzählungen in Mangas um und transportiert sie auf diese Weise und mit seiner eigenen Interpretation zu einem neuen Publikum, dem ansonsten die Werke Lovecrafts vielleicht entgangen wären.
Francois Baranger hingegen, von dem Cthulhus Ruf illustriert wurde, erschafft zwar auch Bilder zu Lovecrafts Visionen, allerdings überträgt er die Geschichte so gesehen nicht in ein anderes Medium, sondern er begleitet Lovecrafts Text.
Bilder sollen Emotionen auslösen, Eindrücke intensivieren und Stimmungen erschaffen, vor allem wenn sie einen Text begleiten und visualisieren. Im besten Fall ziehen sie den Leser tiefer in die Geschichte hinein, ohne von ihr abzulenken und sind doch überaus präsent. Es ist eine schwierige Gradwanderung, die ein Künstler dafür hinlegen muss. Allzu leicht könnten die Zeichnungen zu stark in den Vordergrund treten oder im Hintergrund verschwinden, ohne groß beachtet zu werden. Das Mittelmaß, eine Einheit mit dem Text zu bilden, sollte immer das Ziel sein. Und genau dieses Ziel erreicht Francois Baranger. Seine Zeichnungen sind opulent, detailreich und in einem gewissen Sinne einfach schön. Sie visualisieren, das was nicht darstellbar ist, ohne ihm unbedingt eine richtige Form zu geben. Das letzte Detail, der letzte Strich fehlt, um dem Grauen in Form der monströsen Wesenheiten eine endgültige Form zu geben. Sie werden vorstellbar, ohne wirklich klar erkennbar zu sein. Baranger unterstützt den Text, dessen Positionierung in der Zeichnung immer wohl überlegt ist, und sorgt auf diese Weise für ein tiefergehendes Grauen. Dass nicht immer alles so ganz genau wie im Text ist, ist zu verschmerzen, denn hier geht es um die Stimmung, das Gefühl der Bedrohung und nicht absolute Genauigkeit.

Das Buch wurde auf dickem Papier gedruckt, welches Cthulhus Ruf eine tolle Haptik verleiht und unter dem Schutzumschlag befindet sich in ein Cover mit Prägedruck.


Fazit

Francois Baranger setzt H.P. Lovecrafts Erzählung in ebenso furchterregenden und stimmungsvollen Bildern um. Sie machen zwar Cthulhus Ruf nicht besser, aber sie sind definitiv eine Bereicherung.


Pro & Contra

+ Horror auf leisen Sohlen
+ spannend
+ visuell sehr gut umgesetzt
+ schöne Ausstattung

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von H.P. Lovecraft und zum Mythos der Großen Alten:

Rezension zu Chronik des Cthulhu-Mythos I
Rezension zu Chronik des Cthulhu-Mythos II
Rezension zu Berge des Wahnsinns Bd.1 (Gou Tanabe)
Rezension zu Berge des Wahnsinns Bd.2 ( Gou Tanabe)
Rezension zu Die Berge des Wahnsinns – Zweisprachige Ausgabe
Rezension zu Berge des Wahnsinns Teil 1 (Illustrationen von Francois Baranger)
Rezension zu Das Grauen von Dunwich
Rezension zu Arkham Horror Bd.1

Tags: Lovecraft