Ghost Kid (Tiburce Oger)

Verlag: Splitter; (August 2021)
Gebundene Ausgabe: 80 Seiten; 22 €
ISBN-13: 978-3-96792-066-6

Genre: Western


Klappentext

„Der letzte Ritt eines alten Cowboys auf der Suche nach seiner unbekannten Tochter.“

Trotz Rheuma zieht „Old Spur“ Ambrosius Morgan immer noch mit Sack und Pack von Ranch zu Ranch und verrichtet dort Gelegenheitsjobs. Bis ihn eines Tages ein Brief erreicht von der Frau, die er einst liebte. Darin teilt sie ihm mit, dass er Vater ist. Und dass Liza Jane Curtis, seine Tochter, verschwunden ist, seit sie nach Arizona aufbrach. Der alte Cowboy packt seine Sachen zusammen und folgt den Trails von früher, um sie zu finden...


Rezension

Der alte Cowboy Ambrosius lebt auf der Double R Ranch. Am liebsten ist er weit weg von dem Trubel der Welt und verbringt seine Zeit am äußersten Ende der Ranch, selbst im Winter. Eines Tages kommt seine Ablösung mit einem Brief zu ihm und der hat es in sich. Aus ihm erfährt er, dass er eine erwachsene Tochter hat, die mit ihrem Mann an der Grenze zu Mexiko verschollen ist. So bricht er zu einem letzten großen Abenteuer auf, dass ihn von North Dakota bis nach New Mexiko führt. Unterwegs begegnet er zahlreichen Gefahren, erblindet fast vollkommen und begegnet einem Indianerjungen, von dem er nicht weiß, ob er real ist oder nur in seiner Vorstellung existiert.

Western, auch Spätwestern, haben im Moment Hochkonjunktur in Comicform, dies dürfte unter anderem daher rühren, dass der Western ein sehr vielfältiges Genre ist, um Geschichten zu erzählen. Tiburce Oger hat sich mit Ghost Kid für einen Spätwestern entschieden. Die Aufregung und Begeisterung der Entdeckung und Eroberung des Westens ist schon lange verflogen, übrig geblieben sind desillusionierte Cowboys, die meist nicht wissen, wie es eigentlich genau weitergehen soll und wo ihr Platz in einer sich ändernden Welt ist.
Ogers „Held“ Ambrosius Morgan mag davon noch nicht so viel spüren, da er fast wie ein Einsiedler lebt, aber als er seinen Rückzugsort verlässt, muss er sich der Welt ein letztes Mal stellen. Und diesen letzten Ritt eines Cowboys inszeniert Tiburce Oger großartig. Er bedient sich zwar typischer Elemente des Westerns, aber immer schwingt Wehmut und die Trauer um das Vergangene mit. Old Spur wirkt mehr wie ein Anachronismus, als das er wirklich Teil der Welt ist, durch die er reist, die er kennt und die sich doch immer weiter ändert. Durch seine Erblindung grenzt er sich symbolisch und real von ihr ab. Er erlebt sein letztes Abenteuer, ein letztes Mal darf er die Vergangenheit erleben, bevor am Ende seiner Reise, das Ende seines Lebens als Cowboy steht. Als Held tritt er trotzdem nicht auf. Er tut, was er tun muss, mit stoischer Gelassenheit. Mosquito, das Ghost Kid, verstärkt nur diesen Eindruck, denn so wie Ambrosius weiß der Leser lange Zeit nicht, ob er nun real ist oder nicht.

Dieses leicht aus der Zeitgefallensein und leicht Entrückte von Ambrosius findet sich auch in den grandiosen Bildern von Tiburce wieder. Die zeitlosen Landschaften sind atemberaubend und immer wieder präsentiert er sie ganzseitig. Kälte und Hitze sind spürbar. Er versteht es mit Licht und Schatten umzugehen, und taucht die Bilder in genau die richtigen Farben ein, umso Zeichnungen zu erschaffen, bei denen es leicht fällt zu verweilen. Ambrosius und die anderen Charaktere wurden von Oger nicht ganz realistisch gezeichnet, sie wirken etwas skurril, etwas kauzig, aus der Zeit gefallen und passen so wunderbar in die Geschichte.


Fazit

Tiburce Oger erweist sich als ruhiger und intelligenter Erzähler, der die letzte Geschichte eines Cowboys erzählt und dies in grandiosen Bildern.


Pro & Contra

+ atemberaubende Landschaften
+ perfekter Stil für die Geschichte

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/ Leistung: 5/5