The Shadow Saint (Gareth Hanrahan)

Orbit (Januar 2020)
Paperback
567 Seiten, 11,25 EUR
ISBN: 9780356511535

Genre: High Fantasy


Klappentext

Thieves, dangerous magic, and a weapon built with the power to destroy a god clash in this second novel of Gareth Hanrahan's acclaimed epic fantasy series, The Black Iron Legacy.

Enter a city of spires and shadows . . .

The Gutter Miracle changed the landscape of Guerdon forever. Six months after it was conjured into being, the labyrinthine New City has become a haven for criminals and refugees.

Rumors have spread of a devastating new weapon buried beneath the streets - a weapon with the power to destroy a god. As Guerdon strives to remain neutral, two of the most powerful factions in the godswar send agents into the city to find it.

As tensions escalate and armies gather at the borders, how long will Guerdon be able to keep its enemies at bay?

The Shadow Saint continues the gripping tale of dark gods and dangerous magic that began with Hanrahan's acclaimed debut The Gutter Prayer.


Rezension

Als ich „The Gutter Prayer“, den ersten Band der „Black Iron Legacy“-Serie gelesen habe, habe ich mich sofort in den Schauplatz des Romans verliebt, aber brauchte lange, bis sich die Figuren dreidimensional angefühlt und wirklich mein Interesse geweckt haben. „The Shadow Saint“ hingegen baut teilweise auf der Vertrautheit mit Figuren aus dem ersten Band auf, aber schafft es auch viel besser als sein Vorgänger, neu eingeführte Figuren von Anfang an markant und teilweise auch sehr sympathisch zu machen.

Darüber hinaus erweitert sich der Fokus der Handlung: Während Guerdon in „The Gutter Prayer“ von seiner Vergangenheit heimgesucht wurde und der kataklystische Krieg der Gottheiten eher im Hintergrund lief, streckt dieser Krieg nun auch seine Tentakel nach Guerdon aus. Andere Nationen wie z.B. das von Gottheiten regierte Ishmere oder Haith, wo das Leben nur als Prolog für eine untote Existenz ist, schicken ihre Agent*innen in die Stadt, auf der Suche nach einer mächtigen Waffe, welche in der Stadt versteckt sein soll. In der Stadt selbst kämpfen gerade mehrere Parteien um Wählerstimmen.

Die ehemalige Historikerin Eladora Duttin arbeitet für eine dieser Parteien und hofft darauf, Guerdon wieder ein wenig Stabilität zu bringen. Eladoras Leben ist eng mit der Stadt und dem Übernatürlichen verwoben, aber sie wirkt trotzdem sehr menschlich und normal. Meisten fühlt sie sich eigentlich dabei zu Hause, ihre Intelligenz auf theoretische Probleme anzuwenden; sie ist oft zurückhaltend und verunsichert und keineswegs immun dagegen, von anderen Figuren hinters Licht geführt zu werden. Sie kann aber auch sehr entschlossen und geistesgegenwärtig handeln, wenn es darauf ankommt.

Eine der neuen Figuren ist Terevant Eresevic, der jüngere und weniger erfolgreiche Erbe einer der wichtigen Familien von Haith, der nach einem traumatischen Feldzug gegen eine Gottheit und mehreren Enttäuschungen und Zurückweisungen eher ziellos durchs Leben treibt und zwischen dem Wunsch, sich zu beweisen, und Distanz zum Geschehen schwankt. Er und Eladora haben eine sehr schöne Dynamik, aber verbringen nur wenig Zeit zusammen.

Die dritte Figur, aus deren Perspektive erzählt wird, ist der Spion. Er gibt vor, vor den Göttern nach Guerdon geflohen zu sein, arbeitet unter dieser Tarnung aber für Ishmere und hat schließlich noch eine weitere, echte Identität und eine eigene Agenda, die erst ganz am Ende enthüllt wird. Und schließlich tauchen noch einige alte Bekannte aus „The Gutter Prayer“ auf, wenn auch teilweise stark verändert durch die Ereignisse am Ende des Buches.

Dadurch, dass viele Fraktionen ihre Finger im Spiel haben, ist die Handlung von „The Shadow Saint“ sehr komplex – nicht nur arbeiten verschiedene Nationen und politische Parteien gegeneinander, es gibt auch eine Menge interne Machtkämpfe und Intrigen in allen davon. Die Handlung ist manchmal kurz davor, unübersichtlich zu werden.

Wieder einmal strahlt das ebenso bedrückende wie kreative Setting der „Black Iron Legacy“-Reihe. Die Kräfte der Gottheiten und Heiligen sind auf ihre seltsame und beängstigende Weise fantastisch, göttliche Magie, Alchemie und Industrialisierung verschmelzen zu einer ganz besonderen Kulisse und bei aller Abgedrehtheit gibt es genug Alltägliches im Handeln und Denken der Figuren, dass sich alles trotzdem real anfühlt. Hanrahan entwirft eine Welt, in der Menschen irgendwie zwischen den Fronten eines Krieges mächtiger, unbegreiflicher Wesen überleben müssen und lässt auch viele seiner Figuren bemerkenswerte Metamorphosen durchlaufen.

Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Hanrahan erweckt die Welt und die Figuren gekonnt zum Leben. Ein Plus sind der trockene, manchmal selbstironische Humor der Figuren (gerade in Terevants Kapiteln) und gelegentlich auch die Situationskomik, die hier und da aufblitzen, ohne die düstere, spannungsreiche Atmosphäre zu durchbrechen.


Fazit

„The Shadow Saint“ hat all die Stärken, die auch den ersten Band der Serie ausgezeichnet haben, und übertrifft den Vorgängerband noch darin, dass die Figuren hier von Anfang an plastisch und teilweise sehr sympathisch sind. Wieder einmal beeindruckt das düster-abgedrehte, urbane High-Fantasy-Setting der Geschichte.


Pro und Contra

+ einprägsames, düsteres Setting, viele kreative Ideen
+ einige sympathische Hauptfiguren mit Identifikationspotenzial
+ interessante, einprägsame nicht-menschliche Figuren
+ Humor schön integriert

o sehr komplex, Handlung gewinnt erst spät eine klare Richtung

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Figuren: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis-Leistung: 4/5


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Tags: Götter, Gareth Hanrahan