Patricia Eckermann (13.12.2021)

Interview mit Patricia Eckermann

patricia eckermannLiteratopia: Hallo, Patricia! Im Frühjahr ist Dein phantastischer 80s-Roman „Elektro Krause“ erschienen – was erwartet die junge Elektrikerin Kassy Krause in „Milchschnittenhausen“?

Patricia Eckermann: Hallo, ich freu mich, dass ich dir Rede und Antwort stehen darf.

Kassy zieht zu Beginn der Geschichte in ein verschlafenes Dorf im Rheinland, da erwarten sie natürlich jede Menge „Milchschnitten“, also weiße Menschen, von denen einige noch nie eine Schwarze Frau gesehen haben. Und natürlich begegnen ihr auch Rassisten und waschechte Neo-Nazis, die sind nämlich nicht erst mit dem Erstarken der AfD entstanden, sondern es gab sie schon immer. Nach Kriegsende wurde der Großteil der Nazis verschont, sie besetzten einflussreiche Posten in der Bundesrepublik, nicht zuletzt bei der Polizei, bei der Bundeswehr und in der Politik. Dass die Medien dieses Problem so lange ignoriert haben – und sich teilweise auch jetzt noch schwertun, das zu benennen, beweist leider, wie wenig sich weiße, privilegierte Journalist*innen für die Lebenssituationen von Marginalisierten interessieren. Ausnahmen bestätigen hier leider nur die Regel.

Kassy begegnen aber auch die Geister von Verstorbenen, die noch nicht ins Jenseits eingegangen sind, weil sie im zweiten Weltkrieg an allen Gräueltaten vorbeigesehen haben – oder sogar beteiligt waren. Und obendrauf gibt es noch eine Zyankali-Nazi-Verschwörung, die ganz Deutschland bedroht – und die nur Kassy zusammen mit ihrem Vater und einigen Freund*innen vereiteln kann.

Literatopia: Wie ist Kassy Krause zur Geisterjägerin geworden? Und ist die Existenz von Geistern allgemein bekannt oder ein Geheimnis, von dem besser nicht zu viele Menschen wissen?

Patricia Eckermann: Kassy hat das Geisterjäger*innen-Handwerk von ihrem Vater Nobby gelernt. Da er nicht ihr leiblicher Vater ist, kann man die Genetik wohl ausschließen. Vermutlich ist die Fähigkeit, Geister zu sehen, in jedem von uns angelegt – und es kommt einfach nur darauf an, sensibel dafür zu sein und die Augen vor dem, was angeblich nicht sein kann, nicht zu verschließen.

Kassy und ihr Vater sind übrigens nicht die einzigen Geisterjäger*innen, in ihrer Kindheit und Jugendzeit hat Kassy an einigen Camps teilgenommen, die Szene war also schon damals gut organisiert. Kassy und Nobby wissen aber auch, dass die meisten Menschen nicht damit umgehen könnten, wenn sie wüssten, dass es Geister tatsächlich gibt. Um eine Panik zu verhindern, arbeitet Nobby wie alle anderen Geisterjäger*innen unter dem Radar: hauptberuflich ist er Elektriker, und die Geister jagt er im Verborgenen.

Literatopia: Als Schwarze Frau hat es Kassy Krause doppelt schwer, vor allem in den späten 1980ern. Mit welchen Vorurteilen muss sie sich herumschlagen? Und würde man sie heute mehr akzeptieren?

Patricia Eckermann: Das ist eine gute Frage. Als Schwarze Person wird Kassy von ihren weißen Mitmenschen meist als Exotin wahrgenommen. Auf den ersten Blick geht niemand, der sie zum ersten Mal sieht, davon aus, dass sie eine Deutsche ist, die sich darüber hinaus in Deutschland zuhause fühlt. Dieses „Othering“ (was ja nichts anderes heißt als: du gehörst nicht zu uns) ist auf Dauer sehr verletzend, weiße Menschen können das aus meiner Erfahrung nur schwer nachvollziehen. Dazu kommt offener Rassismus von Menschen, die aus ihrer weißen Hautfarbe einen Überlegenheitsanspruch ableiten und verbale und körperliche Gewalt gegenüber Schwarzen Menschen anwenden. Dass sich Schwarze Menschen, People of Color und andere Marginalisierte auch heute noch darüber austauschen, in welchen Gegenden in unserem Land es sich gefahrlos leben oder urlauben lässt, beweist, dass sich in dieser Hinsicht seit den 80er Jahren nichts gebessert hat. Im Gegenteil: die No-Go-Areas in Deutschland weiten sich aus. Kassy wird aber nicht nur mit ihrem Schwarz-sein konfrontiert. Sie ist auch eine Frau in einem „Männerberuf“ und viele trauen ihr aufgrund ihrer Geschlechtsmerkmale nicht zu, dass sie eine gute Elektrikerin ist.

Heute, mehr als 30 Jahre später, würde Kassy leider immer mal wieder ähnliche Erfahrungen machen. Es gibt inzwischen zwar viel mehr Frauen im Handwerk und zum Glück auch in den MINT-Berufen, aber die Vorbehalte existieren noch in vielen Köpfen.

elektro krauseLiteratopia: Inwiefern sind Deine eigenen Erfahrungen als Schwarze Frau in Deutschland eingeflossen?

Patricia Eckermann: In dem Text stecken viele meiner Erfahrungen. Den Roman habe ich überhaupt nur geschrieben, weil ich es leid war, nach Angriffen auf Schwarze und People of Color immer dieselben Betroffenheitsschleifen von weißen Politiker*innen und Journalist*innen zu hören – ohne dass sich danach irgendetwas zum Besseren wendet.

Ich habe selbst in den 80er Jahren eine Ausbildung im Handwerk gemacht, in meinem Ausbildungsjahrgang waren insgesamt 60 Auszubildende, darunter nur 3 weiblich. Mit meinen damals sehr kurz rasierten Haaren wurde ich natürlich erstmal für einen Jungen gehalten, das hat mir im Einsatz bei den Kund*innen sehr geholfen, denn ich war nicht das Schwarze Mädchen, das keine Ahnung hat, sondern der „Schwatte Junge“, der schon wissen wird, was er tut. Wie Kassy habe auch ich einen weißen Papa, mit dem ich genetisch nicht verwandt und dem ich trotzdem superähnlich bin.

Und ich bin auch in Bielefeld aufgewachsen. Nachts fuhren da die Nazis mit Baseballschlägern durch die Stadt, um Schwarzen und People of Color aufzulauern. Aber es gab auch eine starke Gegenfront aus Linken, Marginalisierten und Türstehern – und nicht zuletzt auch linken Skinheads, die immer ein Auge auf die Nazis hatten und diejenigen beschützten, die sich nicht wehren konnten.

Literatopia: Du hast „Elektro Krause“ selbst veröffentlicht - warum? Und wie waren Deine Erfahrungen mit dem Dienstleister tredition?

Patricia Eckermann: Ich hatte eine nette, weiße Agentin, die mit dem Genre Fantasy generell nicht so viel anfangen konnte und bei „Elektro Krause“ kritisierte, dass der Stoff zu überfrachtet war. Das ist natürlich so – aber so ist eben das Leben von Marginalisierten, und besonders für von Intersektionalität betroffene Menschen. Ihre sonstigen Anmerkungen – auch zu meinen anderen Projekten – zeigten mir, dass meine Stoffe anscheinend nicht für eine größere, weiße Zielgruppe funktionieren. Ich finde es selbst doof, das so sagen zu müssen, aber: Von weißen, privilegierten Menschen, die nichts von meiner Lebenswirklichkeit wissen und die sich nicht mit den Themenfeldern Rassismus und Diskriminierung auseinandergesetzt haben, möchte ich nicht hören, dass ich meine Figuren, den Plot oder die Erzählform ändern soll. Ich denke mir ja bei allem etwas und schreibe nicht ins Blaue hinein.

Deshalb habe ich mich am Ende entschieden, auf eine Agenturbetreuung zu verzichten und das Buch selbst herauszubringen. Bei Tredition hatte mein Mann schon zwei Romane veröffentlicht, und obwohl er ein absoluter Technik-Honk ist, hat das gut geklappt. Bei mir dann auch: Die Eingabemasken sind leicht zu bedienen, die Autor*innen-Ansprache ist freundlich und wertschätzend und auf jede Mail habe ich prompt Antwort und Hilfe erhalten.

Und dass es für mich am Ende noch entspannter wurde, liegt daran, dass ich mit Judith Vogt zusammengearbeitet habe. Sie hat mir beim Lektorat wertvollen Input gegeben und die Story samt Erzählrahmen damit nochmal gepusht. Bei der Überarbeitung haben mir ihre Kommentare und Anmerkungen richtig Spaß gemacht, und ich hatte zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, dass sie sich zu 100% auf meine Erzählwelt eingelassen hat und immer genau wusste, was ich ausdrücken wollte. Vielleicht liegt es daran, dass sie selbst eine unfassbar kreative Autor*in ist, die in ihren Werken Unterhaltung und gesellschaftsrelevante Themen jedesmal aufs Neue überraschend progressiv verknüpft. Vielleicht liegt´s aber auch daran, dass sie eine der coolsten Persönlichkeiten ist, die ich im Schreibzirkus bisher kennengelernt habe. Ihr zum Beispiel auf Twitter zu folgen, ist absolut augenöffnend.

Ach so: den Satz für das Buch und das eBook hat Judith auch gemacht, entspannter konnte die VÖ für mich nicht sein. Der einzige Stress wäre eine aufwändige Werbekampagne in den Sozialen Medien gewesen – aber das ist nicht so mein Ding.

Literatopia: Du bist Mitherausgeber*in der Anthologie „Urban Fantasy going Intersectional“. Woher stammt die Idee für die Anthologie? Und wie habt Ihr die Geschichten ausgewählt?

Patricia Eckermann: Die Idee zur Anthologie hatte Aşkın-Hayat Doğan, den ich auf einem Phantastik-Treffen kennengelernt habe. Aşkın ist Diversity- und Empowerment-Trainer, Autor, Sensitivity Reader und Aktivist. Wir saßen zusammen in einer Art Kurs, bei dem es vor White Ignorance und Fragility nur so triefte. Ich war ziemlich angespannt, als einzige Schwarze Person im Raum fühle ich mich in solchen Situationen immer sehr unwohl und suche nach den passenden – möglichst wenig verletzenden – Worten, denn sonst kommt gleich der Tone-Policing-Konter, gern auch zusammen mit White Tears. Und während ich also noch mit mir selbst beschäftigt war, hat Aşkın das Wort ergriffen und Klartext geredet. Souverän, auf den Punkt und knallhart. Das war großartig!

Als er mich Monate später fragte, ob ich sein Projekt mit ihm gemeinsam stemmen wollte, habe ich natürlich Ja gesagt. Zum einen, weil ich Lust hatte, mit Ask zusammenzuarbeiten, und zum anderen, weil Intersektionalität meiner Meinung nach DAS Thema unserer Zeit ist. Nur wenn wir intersektional denken, können wir unsere Gesellschaft in eine gerechtere Gesellschaft umwandeln.

Literatopia: Was reizt Dich persönlich an Urban Fantasy? Und hast Du vielleicht ein paar Buchtipps aus dem Genre?

Patricia Eckermann: Ich mag an der Urban Fantasy, dass sie in der mir vertrauten Welt verankert ist. Dass das Fantastische die mir bekannte Realität aufhebelt und dadurch eine neue Welt entsteht. Das passt schon ein bisschen zu dem, wie ich die Welt sehe, denn obwohl ich absolut wissenschaftsbegeistert bin, glaube ich, dass es in der Welt sehr viel mehr gibt, als wir in der Schule gelernt haben.

Buchtipps... Finde ich inzwischen echt schwierig, weil es so viele Dont’s gibt, die Menschen (meist zurecht) stark verurteilen. Ich bin es -mangels besserer Angebote- von Kindheit an gewohnt, in dieser Hinsicht nicht zu anspruchsvoll zu sein. Ich hab in der Grundschule zum Beispiel gern Pipi Langstrumpf gelesen, obwohl ich es schon damals sehr verletzend fand, das N-Wort zu lesen. Wenn ich also Bücher von manchen alten weißen Männern lese, wundere ich mich nicht über Sexismus oder toxische Männlichkeit zwischen den Zeilen. Wenn mir die Story gefällt und ich mir einbilden kann, dass der Autor es einfach nicht besser weiß oder wusste und eigentlich ein okayer Dude ist, kann mir so ein Buch auch Spaß machen.

Auch bestimmte Tropes, die absolut Klischee sind und heute für viele Menschen gar nicht mehr gehen, machen mir unter Umständen Spaß – wenn es z.B. einen guten Twist gibt, wenn die Figuren mich trotz allem mitreißen oder die Welt, in der die Story spielt, mich begeistert.

Mal sehen, was mir da so an Büchern einfällt... Ich mochte die Trilogie „Discovery of Witches“ von Deborah Harkness sehr gern, ganz einfach, weil ich das Thema Hexen superspannend finde und weil die Autorin, eine Wissenschafts- und Medizinhistorikerin, den geschichtlichen Kontext (es geht u.a. um eine Zeitreise in die Vergangenheit) sehr plastisch in die Story einbaut. Ich hab da viel über das alte England und die dazugehörigen historischen Persönlichkeiten gelernt.

„The Underground Railroad“ von Colson Whitehead fand ich sehr gut, ebenso “Der Wassertänzer” von Ta-Nehisi Coates (das habe ich allerdings in der deutschen Übersetzung gelesen, da war ich einige Male schon irritiert von der Wortwahl, weiß aber nicht, wie der Autor es im Original gelöst hat). Normalerweise ist es sehr belastend für mich, Stoffe über die Zeit der Sklaverei zu lesen. Aber Whitehead und Coates vermischen die realen historischen Begebenheiten mit fantastischen Elementen und schaffen dadurch etwas Neues, Empowerndes. Das fand ich sehr gelungen.

Die „Weltengänger“-Romane von Sergej Lukianenko habe ich auch sehr gern gelesen. Der Mann hat sowieso eine grandiose Phantasie – und seine Beschreibungen des Alltags in Russland fand ich sehr spannend.

Auch die „The Iron Druid Chronicles“ von Kevin Hearne fand ich stark. Die Bücher sind ein wilder Ritt durch die Mythologien dieser Welt, da bekommst du es mit diversen Gött*innen zu tun, vor allem mit den griechischen, nordischen und keltischen.

Aber nicht nur im Ausland, auch in Deutschland gibt es fantastische Autor*innen, die Urban Fantasy schreiben. Spontan fallen mir da die Vögte (Judith und Christian Vogt) ein. Die beiden sind sehr umtriebig und schreiben sich in alle Facetten der Fantasy ein. Zu Urban Fantasy würde ich „Anarchie Déco“ zählen, die Handlung spielt im Berlin der 20er Jahre, und es geht um Kunst, Wissenschaft, um Politik und darum, zu sich selbst zu stehen, auch wenn man nicht in die von der Gesellschaft definierten (Geschlechter-)Kategorien passt. Das fand ich sehr empowernd. Obwohl die Story in der Vergangenheit spielt, ist es ein unfassbar aktuelles und in meinen Augen wichtiges Buch.

urban fantasy going intersectionalLiteratopia: In den letzten Jahren bemüht sich zumindest ein Teil der deutschsprachigen Phantastik-Szene um Diversität. Wo siehst Du persönlich Dich gut repräsentiert? Und ist uns die englischsprachige Phantastik voraus?

Patricia Eckermann: Da kann ich gleich wieder von den Vögten anfangen... Ihre verschiedenen Werke sind von den Protagonist*innen her so divers besetzt, dass ich mich in jedem Roman von der ersten Seite an total zuhause fühle. Und die beiden sind so im Thema, dass ich auch keine Sorge haben muss, mitten im Lesefluss vor den Kopf geschlagen zu werden. Auch Elea Brandt hat mit „Mutterschoß“ einen Roman geschrieben, der mich komplett in den Bann gezogen hat. Das Genre war mir unbekannt, aber die Thematik, die Story, die Welt, die sie beschreibt und das diverse Figurenensemble... das hat mich total begeistert. Ich bin schon sehr gespannt auf ihren nächsten Roman. Dann hab ich dieses Jahr auch „Die Götter müssen sterben“ von Nora Bendzko gelesen. Sie hat die griechische Mythologie mal eben auf links gezogen, das fand ich ganz großes Kino. Und natürlich hab ich „Die Chroniken von Beskadur“ von James A. Sullivan verschlungen, er ist einer der wenigen Schwarzen Fantasy-Autoren, die wir in Deutschland haben. Wer auf progressiven Elfenstoff steht, sollte da unbedingt reinlesen!

Diese Positivbeispiele sollen aber nicht davon ablenken, dass die Szene insgesamt noch wenig divers ist UND schreibt. Deshalb lese ich gern englische und amerikanische Literatur von Schwarzen Autor*innen. Momentan zum Beispiel „Tristan Strong Punches a Hole in the Sky“ von Kwame Mbalia. Das ist der erste Band aus einer Jugendbuch-Trilogie, die leider bisher noch nicht übersetzt wurde. Dieses Buch kann ich allen Schwarzen Leser*innen ans Herz legen, die auf der Suche nach Fantasy-Geschichten sind, in denen es um Schwarze Erfahrungen und Mythologien geht. Und für die Zukunft wünsche ich mir solche Geschichten auch von deutschsprachigen Autor*innen.

Literatopia: Du hast Deine Kindheit auf dem Lesesessel im Wohnzimmer verbracht – welche Geschichten haben Dich damals begeistert? Und welche begeistern Dich heute?

Patricia Eckermann: Als Kind habe ich Abenteuergeschichten verschlungen! Meine Mutter kam gar nicht hinterher, mir Bücher zu kaufen. In den 70ern gab es – zumindest erinnere ich das so – viele Einzelwerke, also Bücher, die für sich standen und nicht Teil einer Reihe waren. Da waren viele tolle Schätze dabei, von denen ich die Titel leider vergessen habe – vielleicht aber auch gut so, da waren sicher einige Bücher drunter, die ich heute keinem mehr empfehlen könnte. Besonders gut haben mir die „5 Freunde“ gefallen. Das waren meine Held*innen, ich war ein totaler George-Fan und habe mich total mit ihr identifiziert. Aber von allen Geschichten, die ich gelesen habe, hat mich die „Die unendliche Geschichte“ am meisten gepackt.

Literatopia: Zusammen mit Stefan Müller bildest Du seit 18 Jahren das Fernseh-Autorenteam „antagonisten“. Wie habt Ihr zusammengefunden?

Patricia Eckermann: Ich habe Stefan auf einer Lesung kennengelernt, als ich gerade meinen Uniabschluss in Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Pädagogik und Anglistik gemacht habe. Er war da schon einige Jahre Fernsehautor. Ich hatte eigentlich vor, in die fiktionale Fernsehunterhaltung zu gehen (ich bin ein großer Serienfan), aber dann habe ich nochmal nachgedacht und bei ihm als Schreibassi angeheuert, um das Showschreiben von der Pike auf zu lernen. In der Uni hatte ich mich nur mit dem Schreiben und der Dramaturgie von Drehbüchern beschäftigt. Stefan und ich sind von Anfang super klargekommen, deshalb haben dann schnell Nägel mit Köpfen gemacht und unser Autorenduo „antagonisten“ gegründet.

Literatopia: Ihr habt unter anderem an der „heute Show“, „Das Supertalent“ und „Martin Rütters tierischen Jahresrückblick“ mitgewirkt. Wie können wir uns Eure Arbeit hinter den Kulissen vorstellen?

Patricia Eckermann: Wir schreiben die Moderationsbücher, also alle Texte der Moderator*innen. Bei der heute Show bin ich nicht dabei, da arbeitet Stefan in einem wechselnden Autor*innenpool. Unsere „normale“ Moderationsbucharbeit läuft anders ab, da sitzen wir in unserem Homeoffice und machen aus einem Ablauf der Produktionsfirma, in dem grob steht, wie die Show ablaufen soll, ein Dokument, in dem alle Texte für die Moderator*innen stehen (also alles von der Begrüßung, Show- und Spielerklärungen, Anmoderationen von Künstler*innen, Talks bis zur Verabschiedung).

Je nach Show ist das mal entspannt und mal nervenaufreibend, bei einer Wissensshow müssen wir uns manchmal durch hunderte Seiten Dossiers kämpfen, bei einer Actionshow geht es mehr um Gags oder witzige Analogien. Im Anschluss geht es in die erste von meist diversen Buchbesprechungen, bei denen der Sender, die Produktionsfirma und die Moderator*innen Änderungswünsche anmerken, die wir dann ins Buch einbauen. Dann geht es irgendwann ins Studio, wo wir die Sendung proben (erst gibt es Stellproben, dann Kalte Proben, danach heiße Proben und die Generalprobe – obwohl das momentan oft aus finanziellen Gründen zusammengekürzt wird). Bei der Aufzeichnung oder Liveshow kümmern wir uns um die Moderationskarten und sitzen hinter den Kulissen. Von da sprechen wir den Moderator*innen Orientierungshilfen, Talkfragen, Konter und Gags aufs Ohr und stehen in Verbindung mit den Vertreter*innen von Produktion und Sender, die meist im Ü-Wagen beim Regiestab sitzen.

Literatopia: Würdest Du uns abschließend noch verraten, woran Du gerade arbeitest? Welche Veröffentlichungen erwarten uns im nächsten Jahr von Dir?

Patricia Eckermann: Ich sitze gerade an einem Kinofilm-Treatment für ein Kindermusical, für das ich zusammen mit einer Produzentin eine Förderung bekommen habe. Nebenbei überarbeite ich eine fantastische, schamanische Abenteuergeschichte, in der es um die germanische Mythologie und das Ragnarök-Motiv geht. Geplant ist darüber hinaus noch ein Stoff, der sich mit der Geschichte der Herero und Nama in der ehemaligen deutschen Kolonie Namibia auseinandersetzt. Aber da mache ich mir keinen Stress, wenn ich es nächstes Jahr nicht schaffe, den Roman anzugehen, dann wird es eben das Jahr danach.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!

Patricia Eckermann: Ich hab zu danken. Es war mir eine Freude :-)


Autor*innenfoto: Copyright by Smilla Dankert

Autor*innenwebsite: https://antagonisten.de 

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Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.

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