Jägerin der Nacht - Nightwalker (Jocelynn Drake)

 
Egmont Lyx (November 2009)

kartoniert, Klappbroschur
Seiten: 416, 9,95 EUR [D]
ISBN: 978-3-8025-8251-6
Leseprobe

 

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Mit eiserner Hand wacht die Vampirin Mira über die jüngeren Nachtwandler in ihrer Domäne. Eines Tages kommt der attraktive Vampirjäger Danaus in ihre Stadt – doch nicht, um Mira zu töten. Er bringt unheilvolle Neuigkeiten: Die Naturi, grausame Elfenwesen, die einst von der Erde verbannt wurden, sind zurückgekehrt! Mira muss sich auf ein Bündnis mit Danaus einlassen, um Menschen und Vampire vor den Naturi zu bewahren ...


Rezension

Von allem etwas und nichts völlig. – Genauso lässt sich „Nightwalker“ beschreiben, müsste man alle im Buch gesammelten Eindrücke zusammenfassen. Jocelynn Drake hat mit diesem Roman ein Debüt verfasst, das auf der einen Seite leicht einzuordnen, aber schwierig zu bewerten ist. Eine Tatsache, die jeden begeisterten Genre-Graustufen-Leser zurecht interessieren wird ...

Jahrhunderte sind vergangen, seit Mira sich roher Gewalt ausgesetzt sah. Den Naturi ausgeliefert, verbrachte sie grausam leidende Stunden, die sie nur einem Ziel hätten näher bringen sollen: Der Vernichtung ihrer eigenen Art.
Nun, befreit und Jahre später, ist sie erneut gezwungen gegen die grausamen Elfenwesen in den Kampf zu ziehen. An der Seite von Danaus, einem feindlichen Freund, reist sie umher, auf der Suche nach ihrem Mentor und der Kraft der „Triade“, deren Aufgabe es sein wird, Menschen und Vampire vor dem rachsüchtigen Volk der Naturi zu retten.

Magier und Vampire. Menschen und Elfen. Es wirkt fast, als hätte Jocelynn Drake keinen Magnet auslassen wollen, um ihn in ihrer Handlung zu verflechten. Und tatsächlich funktioniert genau das. Der Mix aus übergreifenden Fantasyelemten macht schon beim Lesen des Klappentextes neugierig und lädt ein, in diese Welt einzutauchen, die unsere ist. Und so erlebt man, durch die gewählte Ich-Perspektive, Miras Leben und ihre Entscheidungen hautnah mit, zu der man als Leser jedoch keinen wirklich Zugang findet. Jocelynn Drake deutet ihren Charakter mehr an, als ihn niederzuschreiben. Gefühle werden nur selten überzeugend vermittelt und ebenso wenig erkennt man in der feurigen Vampirin Eigenschaften, die sie wirklich interessant, oder gar tiefgründig werden lassen. Ein Manko, das auch bei Danaus als Protagonist besteht. Zwar wurde sich viel Mühe dabei gegeben, ihn geheimnisvoll wirken zu lassen (teilweise auch sehr gelungen), doch erfährt man beinahe nichts über ihn. Er ist der attraktive Schatten, der Beschützer, der Held und Machthaber. Allem voran aber Miras Feind.

Diese fehlende Nähe zu den Protagonisten lässt „Nightwalker“ vor allem anfangs  ein wenig flach und langgezogen erscheinen. Eine Tatsache, die vermutlich im leichten Erfahrungsmangel der Autorin zu suchen ist, den man allerdings mit fortschreitender Seitenanzahl recht gut – wenn auch nicht völlig – verzeihen kann. Hingegen ärgerlich mutet der Ausgleich dafür an: Miras Gedankenspiel drehen sich immer wieder um ihren Mord an Danaus. Anfangs verständlich, wirkt dieses ständige Wiederholen ihres „Herzenswunsches“ bald weder spannungsfördernd, noch glaubwürdig. Im Gegenteil, so manch geneigter Leser könnte es als einfallslose Effekthascherei verstehen. Vor allem, wenn man die sich anbahnende Romanze (beispielhaft angedeutet, sanft und unaufdringlich) bedenkt.

Bewundernswerter allerdings bleibt – sieht man über die Schwächen hinweg – der interessante Handlungs-Hintergrund dieses Romans. Zwar bietet er nichts absolut Neues, weiß jedoch mit frischen Details zu überzeugen. Nebenbei begleiten bekannte Schauplätze und lebhafte Beschreibungen den gesäumten Weg zum erhofften Ziel. Ein Sieg, der davon abhängig ist, ob es Mira und ihrer Gefolgschaft gelingt, das Siegel aufrecht zu erhalten, das den Großteil der Naturi bannt. - Diese Storyline ist einfach und bekannt, doch die Zutaten stimmen. Im Mittelpunkt stehen abwechselnd Danaus, die Vampirwelt und ihre Mythen und das Aufstellen der „Triade“. Ob diese ihren Zweck erfüllen wird und ob Danaus und Mira zueinander finden, oder sich gegen Ende doch noch zerfleischen wird allerdings in den nächsten beiden Bänden (Band 2 erscheint im Mai 2010) geklärt. So gesehen ist „Nightwalker“ ein spannender Auftakt ohne übermäßig berauschender Handlung, die darauf aus ist, Neugierde zu schüren und dabei so wenig wie möglich zu enthüllen.


Fazit

Jocelynn Drake hat einen interessanten, aber nur oberflächlich spektakulären Roman geschrieben, der viel anschneidet, jedoch wenig zu Ende führt. Wer sich abseits von der Flut an Liebesromanen in dem Genre auch einmal über Neues freut, ohne ständig von überschäumender Romantik lesen zu wollen, sollte unbedingt zugreifen. Phantastischer Realismus, Blut und durchschnittliche Charaktere warten. – Mit dem stillen, unterschwelligen Versprechen auf interessante Folgebände nach diesem doch sehr facettenreichen Einstieg.


Pro und Kontra

+ sehr angenehmer Lesefluss
+ interessante Details
+ einladende Ideen
+ leichte, schnelle Lesekost
+ spannend

o graustufenlos

- Längen zu Beginn
- wenig emotionale Einblicke
- undurchsichtige, leicht oberflächliche Charaktere

 

Bewertung:

Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

Tags: Vampire