Walhalla – Die gesammelte Saga Bd.4 (Henning Kure, Peter Madsen u.a.)

Verlag: Edition Roter Drache; (Oktober 2021)
Gebundene Ausgabe: 196 Seiten; 40 €
ISBN-13: 978-3-96815-024-6

Genre: Sagen und Legenden


Klappentext

Die ewige Suche

Über 30 Jahre hinweg ließen die Walhalla-Macher die nordische Mythologie mit ihren Geschichten wieder aufleben.
Dieser Band verrät, wie es ihnen gelang, während ihres langwierigen kreativen Schaffens nie den Sinn fürs lebendige Abenteuer zu verlieren – selbst wenn so manches Mal Figuren und ganze Handlugnsstränge umgeworfen werden mussten.
Die Bände 1 bis 5 von Walhalla: Die gesammelte Saga enthalten alle Geschichten aus den 15 Heften der Walhalla-Serie sowie jede Menge Bonusmaterial, unter anderem aus Kontexten, die eigentlich so gar nichts mit Comics zu tun haben: von Briefmarken bis Wandmalereien. Jeder Band der Saga wartet außerdem mit Texten zu den Originalmythen auf. Wir folgen dem spannenden Weg vom Mythos zum Comic, der gesäumt ist von hübschen Illustrationen, alternativen Titelseiten, Studien, Plakaten und Skizzen … massenhaft Skizzen!


Rezension

Nach Die Herausforderung des Riesen machten Henning Kure und Peter Madsen eine dringend benötigte Pause und beschäftigten sich mit anderen Themen und Dingen. Erst 1997 kehrte Walhalla mit Die Gaben der Götter zurück. Die Pause nutzten Autoren und Zeichner, um wieder mit frischen Ideen zurückzukehren. Die Erzählweise hat sich nun etwas verändert und es wird experimentiert, was Walhalla gut tut und es trotzdem weiterhin das sein lässt, was es bisher war. Und das ist eine mehr als gelungene Umsetzung der nordischen Göttersagen, die nichts verfälscht, aber alles in einer Art und Weise aufbereitet, dass wirklich jeder die Mythen genießen kann, egal ob die Leser alt oder jung sind. Das liegt natürlich vor allem am Humor, der auf jeder Seite vorhanden ist.

Die Gaben der Götter

Thor, Sif, Loki und die Kinder sitzen bei Thor und Sif im Garten und essen zu Abend. Dabei kommt die Frage auf, wie Sif zu ihren goldenen Haaren gekommen ist. Die Geschichte darüber erzählt Loki, auch wenn Thor und Sif so manche Anmerkungen haben. Aber schließlich kann Loki von seiner Begegnung mit den Zwergen Brokk und Sindre, und wie die Götter zu ihren Gaben kamen, berichten.
Mit Die Gaben der Götter erzählt Walhalla, wie die Götter zu ihren Attributen, wie Thors Hammer, kamen. Die Mythe an sich hätte schon genug spannende und humorvolle Elemente, allein Lokis Wette bietet dafür hinreichend Anlass, aber der Humor wird dadurch noch gesteigert, dass Loki nicht der alleinige Erzähler ist. Sif und Thor unterbrechen den listigen Gott immer wieder und dadurch wird Die Gaben der Götter zu einem noch größeren Spaß.

Das Mysterium des Dichtermets

Die beiden Zwerge Galar und Fjalar kommen zu Odin mit der Bitte um Hilfe. Sie sollen den Riesen Gilling und seine Frau getötet haben und ihr Sohn Suttung hat von ihnen als Wiedergutmachung ihr besonderes Fass Met verlangt, welches sie ihm geben mussten. Odin glaubt ihnen zwar nicht so ganz, aber nach dem Genuss eines Schluckes des Dichtermets ist er dazu bereit, dass Fass zu finden. Seine Suche führt ihn nicht nur nach Gillingheim, sondern ebenso in die Vergangenheit als die Asen und Wanen noch Krieg gegeneinander führten. Odin muss sich anstrengen, um das Geheimnis des Dichtermets zu lösen.
Henning Kure, Peter Madsen und die anderen Autoren haben stets versucht, etwas neues zu probieren und Walhalla so frisch und interessant zu halten. Mit Odins Auftritt in Das Mysterium des Dichtermets ist das ganz klar zu sehen. Die Geschichte über den Dichtermet inszenieren die Macher von Walhalla als eine Art Krimi in der Tradition eines Raymond Chandler, komplett mit den zynisch-lakonische Kommentaren, die damit einhergehen. Dies gelingt unheimlich gut und allein daraus zieht Das Mysterium des Dichtermets einen Teil seiner erzählerischen Qualität. Dazu sind in den entscheidenden Momenten, wenn einer der Charaktere vom Met gekostet hat, die Dialoge in Versform gehalten, die zusätzlich für Humor sorgen. Und trotz dieses Ansatzes befinden sich sehr viele Elemente der Originalmythe in dem Comic und setzen sie auf die gewohnte Walhalla-Art um. Das Mysterium des Dichtermets ist defintiv einer der Höhepunkte der Reihe.

Durch Feuer und Wasser

Odin und Loki reisen ins Bjarmaland. Odin will herausfinden, was dort eigentlich genau falsch läuft. Er weiß zwar bereits, dass der dortige König Geirröd unrechtmäßig herrscht, nachdem er seinen Bruder ermordet hat, aber wie schlimm die Situation ist, ist ihm noch nicht klar. Im Bjarmaland entdecken sie dann, dass Geirröd sich mit den Riesen eingelassen hat und sogar Töchter von einer Riesin hat. Die ganze Angelegenheit wird immer verwickelter als Odin gefangengenommen wird. Nun muss Loki Thor zur Hilfe holen. Gleichzeitig freundet sich Odin mit Agnar, einem kleinen Jungen an, der exakt so aussieht wie der tote Bruder von Geirröd.
Walhalla verschmilzt hier zwei Mythen zu einer Geschichte, die vielleicht eine der lustigsten überhaupt ist. Beginnend mit Odin im Kerker und mit der Drohung ihn zu foltern bis hin zu Thors Reise mit Loki bleibt dieses Mal kein Auge trocken. Vor allem wenn Loki feststellen muss, dass Thor seinen Hammer nicht mitgenommen hat, ist dies einfach großartig. Die Handlung ist dabei nicht nur Vehikel, sondern ebenso gelungen und erzählt wieder viel über die nordischen Götter und ihre Abenteuer.

Peter Madsen ist einen langen Weg gekommen, seitdem er mit Walhalla angefangen hat und dies ist klar in jedem Panel des Comics zu erkennen. Seine Zeichnungen sind im Laufe der Zeit immer besser und ausdruckstärker geworden. Seine Gestaltung von Das Mysterium des Dichtermets als Crime Noir ist nur ein Beispiel dafür. Walhalla ist auch graphisch eine der Top-Serien.

Das Bonusmaterial ist wieder einmal perfekt. Neben den ganzen Erläuterungen zu den Mythen und den ganzen Gedanken, wie sie umgesetzt werden konnten, gibt es jede Menge Informationen zu den Hintergründen. Wer wie und wann beteiligt war, was die Macher neben Walhalla machten und diverse andere Dinge, wie Zensur und Veröffentlichungsarten. Zusätzlich gibt es jede Menge Skizzen und Abbildungen von Postern.


Fazit

Walhalla ist lustig, spannend, wendungs- und abwechslungsreich und darüber hinaus auch noch lehrreich, ohne dies extra zu betonen. Besser aufbereitet für Kinder, Jugendliche und alle Interessierten an der nordischen Götterwelt ohne Vorwissen wird man die Sagen nicht finden.


Pro & Contra

+ Odins Abenteuer als Crime Noir
+ Odin und Loki erleben gemeinsam Abenteuer
+ Mythen werden kreativ umgesetzt
+ drei auf Deutsch bisher unveröffentlichte Abenteuer

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Humor: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Walhalla:

Rezension zu Walhalla – Die gesammelte Saga Bd.2
Rezension zu Walhalla – Die gesammelte Saga Bd.3

Tags: nordische Mythologie