Geschenktipps 2021 - Teil 4

Liebe Leser*innen,

letztes Jahr war ein anstrengendes Jahr und ich habe in meinen Geschenktipps gehofft, uns möge der Fluch „Mögest du in interessanten Zeiten leben“ nicht länger treffen. So kann man sich irren. Es ist zwar vieles besser geworden, immerhin ist Sport und sich mit anderen Menschen treffen, wenn auch eingeschränkt, wieder möglich, trotzdem ist noch längst nicht alles wieder gut und mit Blick auf die Impfzahlen und -skeptiker steht zu befürchten, dass uns noch weitere anstrengende Monate ins Haus stehen.

Sei es drum. Weihnachten steht vor der Tür und wie im letzten Jahr auch, ist so eine besinnliche Zeit mit Familie und Freunden wichtiger denn je.

Und selbstverständlich habe auch ich ein paar literarische Tipps für diejenigen, die noch ein Geschenk suchen. In diesem Jahr habe ich auch wieder verstärkt Romane rezensiert, weswegen meine Geschenkempfehlungen auch ein paar umfassen und sich nicht nur auf die Neunte Kunst beziehen.

Den Anfang machen dann auch die Romane und gleich ein Klassiker. Daniel Craigs letzter James Bond ist dieses Jahr in die Kinos gekommen und schlug teilweise hohe Welle aufgrund seines Ende, das angeblich so noch nie dagewesen ist. Allerdings, wer die Romane gelesen hat, weiß, dass dem nicht so ist. Deswegen ist auch meine erste Empfehlung Man lebt nur zweimal aus der Feder von Ian Fleming. Bonds Ausflug nach Japan hat alles, was ein Bondroman braucht und noch dazu war er für bestimmte Dinge die Vorlage für Keine Zeit zu sterben. Wer also wissen möchte, wie es mit dem Geheimagenten seiner Majestät weitergehen kann, sollte unbedingt diesen Roman und seinen Nachfolger Der Mann mit dem goldenen Colt lesen. Für Bondfans mit Sicherheit das passende Geschenk dieses Jahr.

Ein weiterer Klassiker steht direkt danach auf meiner Liste. Cthulhus Ruf von H.P. Lovecraft ist einer der Horrorklassiker mit einer unheimlichen Wirkung in der Popkultur und eine der einflussreichsten Erzählungen im Bereich des Horrors. Francois Baranger hat Lovecrafts Geschichte genommen und sie mit stimmungsvollen und furchterregenden Bildern versehen.

Ganz ohne Bilder kommen Der seltsame Fall der Alchemistentochter, in dem die Töchter der verrückten Wissenschaftler aus den Schauerromanen des 19. Jahrhunderts die Hauptrolle spielen, und Die Powder-Mage-Chroniken aus. Mit letzteren präsentiert Brian McClellan einen frischen Blick auf die Fantasy. Seine Welt entspricht ungefähr der unsrigen zur Zeit Napoleons und bietet starke Charaktere, jede Menge Geheimnisse und eine packende Handlung. Wer mal etwas andere Fantasy verschenken will, liegt hiermit genau richtig.

Etwas ungewöhnlich für mich ist mein erster Geschenktipp im Bereich der Neunten Kunst. Denn eigentlich nicht ganz so der große Mangafan, möchte ich doch Gou Tanabes Berge des Wahnsinns als Geschenk empfehlen. Bereits im letzten Jahr erschienen, ist seine Umsetzung von Lovecrafts Erzählung unheimlich beeindruckend und bildgewaltig. Seine schwarz-weißen Zeichnungen fangen den Wahnsinn und den Horror perfekt ein. Dazu platziert er den Text in seinen Bildern immer so, dass ihre Wirkung nicht geschmälert wird. Man kann es nicht anders sagen, dass ist einfach eine perfekte Umsetzung und jeder Fan Lovecrafts dürfte begeistert sein.

Ansonsten habe ich mich dieses Jahr wieder hauptsächlich mit den Comics beschäftigt und da gibt es so einiges, das sich gut unter dem Weihnachtsbaum macht, denn auch dieses Jahr gab es eine wahre Flut von neuaufgelegten Klassikern und herausragenden, besonderen Comics.

Für Freunde des Westerns gäbe es da Bis zum bitteren Ende, ein schmerzhafter Abgesang auf den Mythos des Westens. In ungefähr die gleiche Kerbe schlägt auch Ghost Kid, auch wenn Tiburce Ogers Variante nicht ganz so düster ausfällt. Patrick Prugne hat dieses Jahr ebenfalls ein weiteres Werk vorgelegt und seine traumhaften Zeichnungen in Tomahawk sind schon allein ein Grund diesen Comic zu verschenken.

Neben einem weiteren Band der Gesamtausgabe von Das Nest, der selbstverständlich uneingeschränkt als Geschenk geeignet ist, ist ein weiterer Loisel dieses Jahr erschienen. Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit ist aber, im Gegensatz zum nostalgischen Blick auf die Zwanzigerjahre in Kanada, eine waschechte Fantasygeschichte, die eine Welt voller Wunder und viele Wendungen und Überaschungen bietet. Fantasyfans werden es auf jeden Fall zu schätzen wissen. Das Gleiche gilt für Die 5 Reiche. Eine Fantasyserie, die das große Vorbild Game of Thrones locker in die Tasche steckt und gleichzeitig mit seinen Zeichnungen bereits überzeugt.
Erwähnt werden muss auch Gung Ho, dessen Abschlussband dieses Jahr erschien und mit dem Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg bewiesen haben, dass große Dystopien und geniale Comics auch aus Deutschland stammen und international erfolgreich sein können.

Ein richtiges Schwergewicht in Sachen Zeichnungen ist Bess´ Dracula. Opulent, düster, einfach perfekt. Anders lässt sich nicht beschreiben, was der Zeichner hier abliefert und auch wenn es die x-te Umsetzung von Stokers Vampirroman ist, so gehört diese auf den Gabentisch eines jeden Draculafans. Für die Kleinen gibt es dann die Variante von Loic Clément und Clément Lefèvre. Allerdings beschäftigt sich ihr Alles klar, Dracula mit dem Thema Mobbing und wie man damit umgehen kann. Der ungewöhnliche Protagonist, Dracula, hilft dabei sich dem Thema behutsam anzunähern und ist sehr liebevoll gestaltet.

Weiter geht es bei meine Tipps mit zwei Gesamtausgaben, deren Titel für viele Comicleser prägend waren: Jeff Jordan und Walhalla. Maurice Tillieux´ Privatdetektiv wurde von Carlsen dieses Jahr wiederveröffentlicht und zwar in sechzehn Hardcovereinzelbänden in einem Schuber. Der ist zwar nicht gerade ganz günstig, aber jeder Fan dürfte sich darüber freuen, ist Jeff Jordan doch nach wie vor einer der besten Abenteuer- und Krimicomics im Bereich des Semifunnies.
Walhalla dürfte sogar noch mehr Leser glücklich machen. Viele dürften sich an den Zeichentrickfilm über Quark und Thor erinnern und die Edition Roter Drache macht es nun endlich möglich, die Geschichten über Walhalla auf Deutsch zu lesen. Neben den bereits in den 80er/90er Jahren erschienen ersten sechs Alben, werden endlich auch alle anderen Abenteuer in einer Gesamtausgabe veröffentlicht und die ist einfach schön gestaltet und bringt jede Menge Zusatzmaterial mit sich. Die Geschichte des Zeichentrickfilmes befindet sich übrigens in Band 2 der Ausgabe, aber jeder andere Band eignet sich natürlich auch als Geschenk.

Ebenso etwas besonderes sind Schlange und Speer und 47 RoninSchlange und Speer spielt 1454 im Reich der Azteken. Dort wird ein Serienmörder vor ungewöhnlichem Hintergrund gejagt. Einziger Nachteil von Hubs Werk ist die Tatsache, dass die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist. Andererseits hat dies auch den Vorteil, dass die Geschenke für weitere Jahre bereits gesichert sind.
Stan Sakais 47 Ronin findet hingegen in einem Band seinen Abschluss und der Schöpfer von Usagi Yojimbo weiß wie immer zu überzeugen. Das alte Japan ist einfach sein Thema und da macht ihn keiner so schnell etwas vor. Die Umsetzung der alten japanischen Legende ist auf jeden Fall lesenswert und eignet sich hervorragend als Geschenk.

Da bisher fast alle erwähnten Comics eher ernster waren, will ich noch schnell einen Blick auf die eher lustige Seite werfen. Uli Stein ist hier natürlich eine Bank. Der leider letztes Jahr verstorbene Cartoonist verstand es, die Menschen zu beobachten und ihre Eigenarten überspitzt aufs Papier zu bringen. Dieses Jahr sind die beiden letzten Bände der Gesamtausgabe seines Werke erschienen und während Erwin und Martha noch für jeden etwas sind, sollte man vorsichtig sein, wem man Das schwarze Buch unter den Weihnachtsbaum legt. Sein schwarzer Humor ist zwar großartig, aber mit Sicherheit nicht für jeden verständlich.

Mafalda von Quino ist ein in Deutschland nahezu unbekannter Comicstrip, der jedoch einfach genial ist. Neben Peanuts und Calvin & Hobbes gehört er zum Besten, was dieser Bereich zu bieten hat. Mittlerweile sind fast vierzig Jahre vergangen, seitdem der letzte Comicstrip erschien und noch immer ist Quinos Mafalda hochaktuell und ein Kommentar über den Zustand der Welt und dies auf eine überaus lustige Art und Weise, auch wenn hin und wieder das Lachen im Halse stecken bleibt.

Für Kinder eigenen sich Sherlock Holmes kleine Schwester Enola Holmes und der Monsterjäger Archibald unterm Weihnachtsbaum. Beide sind auf ihre Art sehr liebvoll gezeichnet und richten sich an Kinder und vor allem trauen beide Comics Kindern etwas zu. Bei Archibald kann es schon mal etwas gruselig zugehen, auch wenn solche Situationen schnell aufgelöst werden und Enola Holmes regt dazu an, mitzudenken.

Wer auch Marsupilami – Die Bestie als Geschenk in Erwähnung zieht, sei aber gewarnt. Zidrous und Frank Pés Variante des Wundertiers aus Palumbien ist zwar ein genialer Comic, eignet sich aber eigentlich nur für ältere Leser. Für Kinder dürfte ihr Ansatz noch etwas zu düster und realistisch ausfallen. Für Jugendliche und Erwachese ist er hingegen ein weiteres ideales Weihnachtsgeschenk.

Ich könnte noch jede Menge weitere Comics und Bücher aufzählen, aber dann wird die Liste einfach zu lang und deswegen soll hier Schluss sein, allerdings nicht ohne den Hinweis, mal in unseren Rezensionen zu stöbern, denn dort findet sich garantiert noch das ein oder andere Schätzchen aus den vergangenen Jahren, das sich auch heute noch gut unterm Weihnachtsbaum macht.

Mir bleibt damit nur noch, allen ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen und ebenso ein frohes, gutes und gesundes neues Jahr.

Markus

 

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