Judiths Bestenliste: 20 Bücher, die einen ganz besonderen Platz im Regal haben ...

Auf Literatopia haben sich tausende Rezensionen angesammelt, ich selbst habe einige hundert davon verfasst und jährlich kommen neue hinzu. Die Bücherregale werden immer voller und auch wenn ich die wenigsten davon ein zweites Mal lesen werde, bleiben die meisten Bücher bei mir, zumindest solange der Platz noch reicht. Manche habe ich bereits in öffentlichen Bücherregalen ausgesetzt oder anderweitig verschenkt - andere hingegen haben einen besonderen Platz im Regal, dort, wo ich sie täglich sehen und mich an ihre Geschichten erinnern kann. Diese Bücher nehme ich hin und wieder in die Hand, um einzelne Szenen nochmal zu lesen (ich lese nur sehr selten ein ganzes Buch nochmal). Und diesen Büchern möchte ich mit einer eigenen Bestenliste mehr Aufmerksamkeit und mehr Sichtbarkeit geben. 

Ich habe zuerst überlegt, nur eine Liste mit zehn Büchern zu machen, aber das ist einfach zu wenig - andererseits soll es nicht zu beliebig werden, insofern haben wir uns teamintern für die persönlichen Bestenlisten auf 20 Titel geeinigt. Diese Liste soll auchab und an aktualisiert werden, das bedeutet, es kann sein, dass ein Buch einem anderen Platz machen muss. Da die hier gelisteten Bücher teils sehr unterschiedlich sind, will ich kein Ranking machen. Da würde ich mir zu lange den Kopf zerbrechen und wäre doch nie zufrieden. Ich will sie aber auch nicht einfach alphabetisch sortieren, daher mache ich es so, wie ich es im Bücherregal mache: Die Lieblingsbücher finden sich in den Regalreihen auf Augenhöhe und darin sortiere so, wie ich sie in die Hand bzw. in den Sinn bekomme. Auf dieser Liste finden sich nicht nur Einzelromane, sondern auch ein paar Trilogien oder Reihen. 

Und hier kommen meine momentan liebsten 20 Bücher, die mich nachhaltig bewegt und fasziniert oder auch schlicht sehr gut unterhalten haben: 

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"Anarchie Déco" von Judith und Christian Vogt

Ich könnte fast jedes Buch von Judith und Christian Vogt auf diese Liste schreiben, da sie seit einigen Jahren zu meinen Lieblingsautor*innen gehören und mich mit uterschiedlichsten Settings begeistern. Ich habe mich für "Anarchie Déco" entschieden, da es eines der originellsten, atmosphärischsten und  intelligentesten (Urban-)Fantasybücher ist, die ich bsher gelesen habe - ein grandioser Mix aus Weimarer Republik, Retro-SF und Magie. 

"Ich bin Gideon" von Tamsyn Muir

Finstere, brutal atmphärische Space Fantasy mit derbem Humor und nekromantischen Rätseln. Mitreißend und geistreich geschrieben, mit spektakulären Kämpfen und zwei außergewöhnlichen Protagonistinnen, die sich hassen und lieben und einfach perfekt ergänzen. 

"Die letzten und die ersten Menschen" von Olaf Stapledon

Ein visionärer SF-Klassiker, der zwei Milliarden Jahre Menschheitsgeschichte erzählt und anhand dieses riesigen Zeitraumes die Prinzipien der Evolution eindrucksvoll veranschaulicht. Stapledons Geschichtsbuch der Zukunft ist teilweise schon veraltet, teilweise aber auch sehr aktuell und vor allem trotz aller geschilderten Kriege und dunklen Zeitalter ein Buch voller Hoffnung und Ehrfurcht vor dem Leben. 

"Agency" von William Gibson

Eigentlich müsste hier "Neuromancer" stehen, allerdings habe ich mein Lieblingsbuch nie rezensiert und ähnlich wie bei den Vögten könnte ich auf diese Liste jedes Buch von Gibson schreiben. "Agency" ist ein bisschen wie eine moderne, utopische Version von "Neuromancer", ganz anders und doch ähnlich - vor allem beweist Gibson auch hier, dass er ein einzigartiges Gespür für die Beziehung zwischen Mensch und Technologie hat und scheinbar in der Zukunft lebt. 

"Die Chroniken der Schattenwelt" von Gesa Schwartz

Bereits mit ihrem Debüt "Grim" hat mich Gesa Schwartz schwer begeistert und seit dem immer wieder mit ihren poetischen, phantasievollen Geschichten zwischen Licht und Schatten fasziniert und emotional mitgerissen. "Die Chroniken der Schattenwelt" ist meiner Meinung nach ihr Meisterstück, eine einzigartige Mischung aus Urban und High Fantasy, die mir unvergessliche Bilder geschenkt hat. 

"Der Nachtzirkus" von Erin Morgenstern

Ein wahrhaft zauberhafter Roman über einen magischen Zirkus, der zum Schauplatz eines Wettstreits zweier Magier wird, die den Zirkus gestalten. Erin Morgenstern hat einen besonderen Blick für entscheidende Details und schreibt wahnsinnig charmant. Ein Buch zum Träumen, Sehnen und Lächeln. 

"Stadt der Finsternis" von Ilona Andrews

Urban Fantasy und Near Future SF verschmelzen zu brutal spannenden Abenteuern in einem zukünftigen Atlanta, das von Magiewellen erschüttert wird. Protagonistin Kate Daniels ist extrem schlagfertig, schlitzt magische Monster auf und riskiert für ihre Freunde alles. 

"Der Sterne Zahl" von Kameron Hurley

Originelle Science Fiction über den Kreislauf von Geburt und Tod und den Kampf um Selbstbestimmung. Die Legion ist alt, so alt, dass niemand sich mehr erinnert, wann aus Raumschiffen organische Wesen wurden, die ganze Welten sind. Ein Roman voller Brutalität und Ekel, aber auch innigen Beziehungen und der Erkenntnis, dass man gemeinsam mehr erreicht als allein. 

"Songs of Revolution" von Emma Trevayne

Eine der wenigen Jugenddystopien, die mich mit ihrer Idee, codierte Musik als Droge und Kontrollinstrument einzusetzen, begeistert hat. "Songs of Revolution" ist eine kreative, leidenschaftliche Geschichte, die mit Cyberpunkelementen und insbesondere durch Protagonist Anthem überzeugt. 

"Berlin - Rostiges Herz" von Sarah Stoffers

Dystopische Steamfantasy mit Magie, die von der ersten Seite an mitreißt. Die beiden Protagonist*innen sind sich absolut ebenbürtig und tricksen sich gegenseitig aus, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Hinzu kommt ein kreatives, herrlich steampunkiges Worldbuilding. 

"Flammenwüste" von Akram El-Bahay

Orientalische Fantasy, wie man sie kaum besser schreiben kann. "Flammenwüste" ist ein episches Märchen über die Suche nach dem ersten aller Worte, das orientalische Mythologie und High Fantasy auf einzigartige Weise vereint. 

"Letzten Endes" von Ronald F. Currie

Was würde man tun, wenn man wüsste, dass die Welt bald untergeht? Ronald F. Currie lässt seinen Protagonisten an diesem Wissen verzweifeln, lässt ihn Fehler machen und sich ins Unglück stürzen, bis er und die Leser*innen erkennen, was im Leben wirklich zählt (eines der wenigen Bücher, bei denen ich während dem Lesen Rotz und Wasser geheult habe). 

"Memento" von Julianna Baggott

Eine endzeitliche, zutiefst grausame Dystopie, die zeigt, zu welch unvorstellbaren Grausamkeiten Menschen fähig sind. Die "Memento"-Trilogie ist als Jugendbuch erschienen, dafür aber zu beklemmend und anspruchsvoll. Man muss sich auf diese phantastische, zerstörte Welt einlassen, in der Menschen mit Gegenständen oder gar anderen Lebewesen verschmolzen sind - und wird mit Sätzen belohnt, die sich unter die Haut graben und die eindrucksvoll zeigen, dass selbst  im Ende der Welt noch Hoffnung liegt. 

"Blutmusik" von Greg Bear

Ein Genexperiment, das schief geht und in ein quantenphysikalisches Spektakel mündet. Greg Bear hat mit "Blutmusik" einen immer noch aktuellen SF-Klassiker verfasst, der Biotechnologie, Physik und Philosophie zu einer phantastischen Reise durch Mikro- und Makrokosmos verwebt. 

"Die Legende von Shikanoko" von Lian Hearn

Düstere Fantasy im mittelalterlichen Japan, die von jungen Schicksalen in einer vom Krieg zerrütteten Welt handelt. Die morbige Geistermagie fasziniert ungemein, mehr noch fesseln die miteinander verwobenen Lebenswege der Protagonist*innen.  

"Die Mechanik des Herzens" von Mathias Malzieu

Ein schwer romantisches, morbides Märchen über die zerstörerische Macht der Liebe, voller Leidenschaft und düsterer Poesie. Mathias Malzieu hat eine sehr eigene, überschwängliche Bildsprache und jede Menge skurriler Ideen. 

"Das Buch ohne Namen" von Anonymus

Bitterböser, tiefschwarzer Humor, derbe Dialoge und jede Menge sinnlose, übertriebene Gewalt treffen auf phantastischen Horror und ein kleines bisschen Herz. Purer Lesespaß, den sicher nicht jeder hat, aber ich schon.

"Willkommen in Night Vale" von Joseph Fink und Jeffrey Cranor

Ein Buch voller Absurditäten, das der Logik eines Traumes folgt und die Leser*innen reichlich verwirrt und fasziniert. Wiederholungen und widersprüchliche Aussagen sind hier Stilmittel und selten hat das so gut funktioniert wie hier. 

"Quantenträume - Erzählungen aus China über Künstliche Intelligenz" 

Bisher für mich die beste Anthologie zum Thema Künstliche Intelligenz, die überwiegend gute bis sehr gute Geschichten enthält und auf vielfältige Weise das Wesen und die Persönlichkeitsentwicklung von KI erforscht. 

"Die schwarze Rosa" von Birgit Rabisch

Ein biographischer Roman, der eindrücklick zeigt, wie aus "normalen Bürgern" Mitwisser*innen und Täter*innen im Nationalsozialismus werden. Anhand eines persönlichen Schicksals offenbart sich die komplexe gesellschaftspolitische Lage der Weimarer Republik.

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