Jade Legacy (Fonda Lee)

Orbit (Dezember 2021)
Taschenbuch
713 Seiten, 9,99 EUR
ISBN: 978-0356510590

Genre: Fantasy, Familien-Saga


Klappentext

Jade, the mysterious and magical substance once exclusive to the Green Bone warriors of Kekon, is now known and coveted throughout the world. Everyone wants access to the supernatural abilities it provides, from traditional forces such as governments, mercenaries, and criminal kingpins, to modern players, including doctors, athletes, and movie studios. As the struggle over the control of jade grows ever larger and more deadly, the Kaul family, and the ancient ways of the Kekonese Green Bones, will never be the same.

The Kauls have been battered by war and tragedy. They are plagued by resentments and old wounds as their adversaries are on the ascent and their country is riven by dangerous factions and foreign interference that could destroy the Green Bone way of life altogether. As a new generation arises, the clan’s growing empire is in danger of coming apart.

The clan must discern allies from enemies, set aside aside bloody rivalries, and make terrible sacrifices… but even the unbreakable bonds of blood and loyalty may not be enough to ensure the survival of the Green Bone clans and the nation they are sworn to protect.


Rezension

Das Ende von „Jade War“ überschattet die ersten Seiten des Abschlussbands der Trilogie: Nicht nur erholt sich Wen nur langsam von ihren Verletzungen, vor allem ist das Vertrauen zwischen Hilo, Shae und Wen zutiefst erschüttert. Dennoch müssen sie zusammenarbeiten. Denn ihre Fehde mit dem Mountain Clan ist so gefährlich wie eh und je und Kekon droht, in einem Krieg zweier größerer Nationen zwischen die Fronten zu geraten. Außerdem ist da noch das „Clanless Future Movement“: Menschen organisieren sich – teils mit recht überzeugenden Argumenten – gegen die Green Bone Clans mit ihrem Monopol auf Jademagie und ihrem nicht demokratisch legitimierten Einfluss auf das Schicksal des Landes.

Die Figuren haben sich seit Beginn der Serie stark entwickelt und sind in ihre Rollen hineingewachsen beziehungsweise haben neue Rollen für sich gefunden und es macht teilweise wirklich Spaß, ihnen dabei zuzusehen, wie sie verschiedene Situationen mit Kompetenz und Selbstbewusstsein meistern. In „Jade Legacy“ stehen ihnen und ihren Beziehungen noch einige große Entwicklungen bevor – nicht überraschend angesichts dessen, dass das Buch eine Zeitspanne von etwa 25 Jahren abdeckt. Dies ist auch nötig, da es teilweise um langfristige Entwicklungen und politische Schachzüge geht, die eben nicht im Verlauf weniger Jahre stattfinden können. Dass das Verstreichen der Zeit nicht nur am Alter der Figuren und Aufwachsen ihrer Kinder sichtbar wird, sondern auch darin, wie sich die Welt mit ihrer Technologie, politischen Situation und sozialen Normen um sie herum verändert, führt wieder dazu, dass sich das Setting unglaublich real anfühlt.

Die Auseinandersetzung zwischen dem von den Kauls geführten No Peak Clan und dem Mountain Clan nimmt unter dem Einfluss internationaler Konflikte und neuer Spieler*innen einige unerwartete Wendungen. Er findet auch auf zahlreichen Feldern statt. Nicht nur kämpfen Jadekrieger*innen auf den Straßen um Einfluss, die Clans sind auch in internationaler Diplomatie aktiv und versuchen, die öffentliche Meinung durch ihren Einfluss auf die Filmindustrie zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Es ist auch spannend zu sehen, wie sich sowohl die neue Generation der Kauls als auch junge Green Bones im Ausland zu den Clans, ihrem Ehrenkodex und der Nutzung magischer Jade positionieren. Im Zentrum der Geschichte stehen jedoch nach wie vor Wen, Shae, Hilo und Anden und die im Verlauf des Buches zu Erwachsenen heranwachsenden Kinder der Kaul-Familie kommen fast ein bisschen zu kurz.

Obwohl „Jade Legacy“ einen so langen Zeitrahmen umspannt und immer wieder erzählerisch herauszoomt, um größere Zusammenhänge zu zeigen oder zusammenzufassen, was während eines längeren Zeitsprungs passiert ist, sind wir in den entscheidenden Momenten ganz dicht an den Figuren und finden heraus, was sie antreibt. Hin und wieder treffen sie überraschende Entscheidungen, die jedoch bei genauerem Hinsehen gut in ihren jeweiligen Persönlichkeiten und Erfahrungen angelegt sind.

Insgesamt wartet „Jade Legacy“ mit so einigen, manchmal ziemlich gnadenlosen Überraschungen auf, die aber selten aus dem Nichts kommen. Zwar gelingt es Figuren hier und da überraschend, gefährlichen Situationen zu entkommen, aber wieder und wieder müssen auch liebgewonnene Figuren einen hohen Preis für ihre Verwicklung in die Politik der Clans zu bezahlen. Es gibt z.B. einen berührenden Moment, in dem Hilo bei einer Bestattung darüber spricht, wie viele Menschen er bereits verloren hat. Der Blick auf die Figuren, den die Erzählweise nahelegt, ist gleichzeitig kritisch und mitfühlend.

Nach vielen Wendungen und Subplots und wichtigen Schritten in der Entwicklung verschiedener Figuren steuert die Handlung schließlich darauf zu, dass der Konflikt zwischen dem Mountain- und dem No-Peak-Clan ein Ende findet, aber auch hier warten nur einige Überraschungen. Insgesamt bietet „Jade Legacy“ einen ausgezeichneten Abschluss für eine Fantasy-Saga, die nicht nur die Geschichte einer Familie, sondern auch einer ganzen Gesellschaft erzählt.


Fazit

„Jade Legacy“ ist der abschließende und womöglich beste Band der „Green Bone Saga“. Fonda Lee verflechtet wieder einmal große soziale und politische Entwicklungen, Magie und die Erlebnisse einer außergewöhnlichen Familie zu einer durchdachten und berührenden Geschichte voller moralischer Graustufen und unerwarteter Wendungen. Wieder einmal überzeugt die Zeichnung von Figuren und Welt und das Buch zeigt eindrucksvoll die glanzvollen, aber auch dreckigen und tragischen Seiten des Lebens in einem Green Bone Clan.


Pro und Contra

+ überzeugende, sich entwickelnde Figuren mit spannenden, dynamischen Beziehungen zueinander
+ Figuren werden immer wieder von Konsequenzen ihrer Entscheidungen eingeholt
+ gut angelegte Überraschungen
+ sehr emotional
+ detailliertes, sehr durchdachtes Worldbuilding auf vielen Ebenen, ist auch gut mit Figurenentwicklung verflochten
+ toller und befriedigender Abschluss für die Serie
+ berührt viele Themen wie Tradition, persönliche und nationale Identität, Leben in einer (Post)Kolonialen Welt, Wertesysteme, Umgang mit Ressourcen, Geschlecht, Einfluss von Medien, …

o meist eher ruhiges Erzähltempo, unterbrochen von explosiver Action und dramatischen Wendepunkten

-Jüngere Kaul-Generation bekommt vergleichsweise wenig Screentime (insbesondere Niko und Jia)

Wertung

Figuren: 5/5
Handlung: 5/5
Lesepaß: 5/5
Preis-Leistung: 5/5

Rezension zu „Jade City“ (Bd. 1)

Tags: Fonda Lee, Magie, Asien