Arn (Házael González, Raulo Cáceres)

Verlag: Dantes Verlag (Dezember 2021)
Gebundene Ausgabe: 72 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3-946952-7-49

Genre: Fantasy


Klappentext

Arn der Seefahrer bereist, seinem Traum folgend, einen Teil des unerzählbaren Reichs – einer schier endlosen Fantasy-Welt, in die ihr Autor viel von der Geschichte und Gegenwart seiner Heimat hat einfließen lassen: Statt Anklängen an den Beowulf, an Paradise Lost oder an die Artus-Epik (wie bei J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis) oder an Shakespeares Königsdramen und isländische Sagas (wie bei George R.R. Martin) finden sich in Arn Konquistadoren, karibische Piraten und mediterrane Fabelwesen.

Arn ist eine Heldenfantasie, die uns in eine erstaunliche Welt einführt, in der es weder „Böse“ noch „Gut“ gibt. In Arn erzählt uns Házael González unter dem Deckmantel einer Abenteuergeschichte von den Sorgen der Menschheit und von ihren Motiven, sich in fremde Welten aufzumachen. All das wird von Raulo Cáceres (Crécy, Captain Swing, Code Pru) in üppigen Schwarzweißzeichnungen barock in Szene gesetzt. Freundinnen und Freunde der High Fantasy sollten voll auf ihre Kosten kommen …

Dieser Band ist von Házael González als Einführung in seinen „Geschichten aus dem unerzählbaren Reich“-Zyklus konzipiert. Als solche beinhaltet Arn eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die gleichwohl neugierig machen soll auf mögliche Folgebände ….


Rezension

Als Junge treibt sich Arn gerne am Hafen herum und er beschließt, eines Tages mit einem Schiff in See zu stechen und die Welt zu erkunden. Und genau das tut er schon sehr bald. An Bord beginnt die Reise seines Lebens, auf der Arn ferne Orte besucht und wundersame Entdeckungen macht. Der Elf Darelyon überbringt ihm sogar eine Einladung in die Stadt der Elfen. Schließlich gründet er die Stadt, die eine, in der er alle willkommen sind, und bleibt als ihr Herrscher hauptsächlich an Land. Seine große Liebe, Dame Ehzalá, muss an seiner Seite mit ansehen, wie die Politik und die Nöte und Sorgen seiner Untertanen ihn immer weiter auffressen.

Der spanische Autor Házael González hat für seine Geschichten und Erzählungen das Unerzählbare Reich geschaffen. Dieses basiert erfrischender Weise mal nicht auf Mythen aus dem angelsächsischen Raum, sondern er hat Erzählungen, Legenden und Sagen seiner Heimat genommen und sie mit der Vergangenheit und Gegenwart vermischt. Herauskommt so eine Welt, die den Charme und die Atmosphäre der Karibik und des Mittelmeerraumes heraufbeschwört und bereits damit neugierig auf Házael González Ideen und Geschichten macht.
Arn ist der erste Comic in seiner Welt und soll als Einführungsband für diese dienen und das wird beim Lesen auch recht deutlich.
González folgt dem Weg des ungestümen, neugierigen, intelligenten und aufgeschlossenen Arn. Einem besonderen Menschen, der die Unterschiede und Vorurteile zwischen den einzelnen Völkern und Wesen überwindet und Brücken baut. Er ist ein Humanist im besten Sinne. Statt Krieg und Zerstörung sucht er das Wohlergehen aller und will mit unbändiger Kraft das Wissen mehren und zu neuen Ufern aufbrechen. Auch wenn ihm das in späterer Zeit nicht mehr so gelingen kann, da er sich anderen Aufgaben widmen muss. Den Kern seines Charakters kann er sich aber immer bewahren und auf diese Weise viele unterschiedliche Freunde um sich versammeln. Dass seine Utopie scheitern muss, ist bereits am Anfang klar und Házael González zeigt das Ende einer tragischen Entwicklungen bereits auf der ersten Seite.
Das ist jedoch kein Nachteil, denn er führt Arn so ein, dass man sofort wissen will, wer dieser Mann eigentlich ist. Und so entfaltet sich vorm Leser die Geschichte eines Mannes, bei der nicht ganz klar ist, was erlebte Realität und was Legende um ihn ist.
Das liest sich alles eigentlich gar nicht mal schlecht, allerdings gibt es kaum Spannung, denn das Ende steht von Anfang an fest und vor allem benutzt Házael González nur einen allwissenden Erzähler, der die Geschichte wirklich erzählt. Es gibt unheimlich viel zu lesen, González verlässt sich leider viel zu selten auf die Kraft von Raulo Cáceres Bilder und auf die Möglichkeiten des graphischen Erzählens. Er buchstabiert eigentlich alles aus und überlässt wenig seinem Mitstreiter. Was dieser Vorgehensweise als erstes zum Opfer fällt, ist eben die Spannung, die eigentlich entstehen könnte, wenn sich González zurückhalten würde. Dialoge nützt er viel zu selten und verschenkt damit viele Möglichkeiten, den Charakteren eine richtige Persönlichkeit zu geben und Ausdruck zu verleihen. Das ist schade, denn im Prinzip findet sich auf den Seiten eine wirklich gute Geschichte, die eigentlich viel mehr Seiten benötigt, um richtig erzählt zu werden. Das Potential für eine sehr gute Fantasygeschichte wäre also dar, nur müsste Gozález es auch nutzen. Trotzdem ist Arn ein sehr gut zu lesender Comic, weil die Hauptfigur und der Hintergrund an sich faszinierend sind und man Arns Weg kennen möchte. Und als Einführung in die Unerzählbaren Reiche funktioniert der Band wirklich gut.Vielleicht findet sich ja dann auch ein Verlag, der auch die Romane in Deutschland veröffentlicht.

Raulo Cáceres zeichnet wie gewohnt grandios. Auch wenn die Körperproportionen hin und wieder etwas seltsam wirken, fällt dies nicht ins Gewicht, da seine Bilder voller Details sind und oft genug einfach atemberaubend. Sie bringen eine Epik in die Geschichte, die die Handlung braucht und entführt den Leser in eine fremde Welt. Und auch wenn diese Detailfülle immer mal wieder das Auge beinahe überfordert und es eine Ruhepause benötigt, die selten vorhanden ist, so ist die hohe Qualität seiner Zeichnungen einfach unstrittig. Raulo Cáceres gleicht jegliche Schwäche in der Erzählung mit seinen phantastischen Bildern aus und man verweilt lange auf einzelnen Seiten, um ja jedes Teil in sich aufzunehmen.


Fazit

Die Erzählung über Arn ist nicht schlecht, aber mit Schwächen behaftet, obwohl Handlung und Hintergrund wirklich gut sind. Nur Házael González vermag nicht das alles aus dem Medium Comic herauszuholen. Dafür sind Raulo Cáceres Zeichnungen einfach phantastisch.


Pro & Contra

+ Zeichnungen von Raulo Cáceres
+ frischer und interessanter Hintergrund

0 erzählerische Schwächen

Bewertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Raulo Cáceres:

Rezension zu Crécy