Der Hafen der Geheimnisse Bd.1 – Das Monster aus dem Meer (Pierre Gabus, Romuald Reutimann)

Verlag: Carlsen; (Oktober 2021)
Softcover: 64 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3-551-02395-7

Genre: Historische Fantasy


Klappentext

„Dürfen wir, falls notwendig, unsere Spezialfähigkeiten einsetzen?“

„Selbstverständlich!“

Eine Hafenstadt voller Mysterien …
Während am Strand ein seltsames Wesen angespült wird, verschwindet eine Geheimakte von höchster Wichtigkeit. Glücklicherweise bleiben die Agenten der Spionageabwehr von New Cherbourg aufmerksam …


Rezension

Ein seltames Wesen wird am Strand von New Cherbourg angespült. Zwei Monate später versuchen Agenten eine Akte aus New Cherbourg zu schaffen, die eine wichtige Entdeckung zum Thema hat. Kurz darauf geht ein Juwelendieb in der Stadt um und einer der Agenten der Spionageabwehr lernt neue, seltsame Freunde kennen, deren Existenz nicht bekannt werden darf – die Gründler.

Es gibt sie noch, die kleinen Perlen, die sich eher verstecken und für unsere Zeit etwas eigenwilliger daherkommen. Der Hafen der Geheimnisse ist eine dieser Perlen. Allein das erste Erscheinen von Pierre Gabus´ und Romuald Reutimanns Comic ist für heute ungewöhnlich. Denn Der Hafen der Geheimnisse wurde zunächst auf den Seiten einer lokalen Zeitung abgedruckt und dann in einem Kleinverlag veröffentlicht, ehe sich ein großer Verlag der Geschichten aus New Cherbourg annahm. Autor und Zeichner wollten der Stadt Cherbourg-en-Corentin ihre Ehre erweisen und haben deswegen diesen Comic aus der Taufe gehoben. In ihm zeichnen sie das Bild von New Cherbourg, welches Cherbourg-en-Corentin wohl relativ entspricht, während des frühen 20. Jahrhunderts. Ihre Geschichten erzählen sie somit in einer alternativen Realität, in der sie Science fiction, Fantasy, ein kleinwenig Superhelden und den klassischen Abenteuercomic, wie er z.B. bei Tim und Struppi zu finden ist, vermischen. Und das möglichst ohne Rücksicht auf Verluste und wild. Da trifft die Realität auf alte Horrorfilme wie Der Schrecken vom Amazonas oder Jules Verne.
Die Geschichten oder besser Episoden sind nicht großartig ausgewalzt, sie haben keine Handlungsbögen, die lange andauern, sondern sie sind eher klein. Und so präsentieren sie dem Leser Stück für Stück ein Puzzle, welches ihre Welt und vor allem die Stadt New Cherbourg offenbart. Richtige Höhepunkte in den beiden Episoden gibt es nicht, alles entwickelt sich ruhig und fast gemütlich, und dennoch bleibt man hängen und will mehr über die Charaktere und die Stadt wissen. Irgendwie fängt Der Hafen der Geheimnisse einen ein. Vielleicht liegt es an der charmanten und entspannten Atmosphäre, dass man sich treiben lassen kann, statt zu hetzen. Pierre Gabus und Romuald Reutimann scheinen zu wissen, was sie tun, denn sie haben einen richtigen Wohlfühlcomic geschaffen, zudem wohl am Besten ein Glas Wein genossen werden sollte, sofern er nicht von den Gründlern mit ihren Enzymen behandelt wurde.

Bei den Zeichnungen orientiert sich Romuald Reutimann stark an der Ligné Claire. Die Charaktere sind vereinfacht dargestellt, die Hintergründe jedoch sehr detailliert. Reutimann bewahrt sich seine Eigenständigkeit und verleiht seinen Bildern einen gewissen Retrocharme und verankert sie zugleich im Heute. Da ist zwar nicht immer alles perfekt, aber die Autofahrt im Regen, dürfte zu den beeindruckendsten Szenen in einem Comic der letzten Jahre zählen. Und wie sein Partner baut auch Romuald Reutimann jede Menge Verweise und Anspielungen in seine Zeichnungen ein.


Fazit

Es muss nicht immer die ganz große Comickunst sein. Manchmal reicht es einfach, wenn sich ein heimeliges Gefühl einstellt und man sich beim Lesen wohlfühlt. Der Band ist charmant und lädt zu einem kleinen und kurzen Ausflug nach New Cherbourg ein.


Pro & Contra

+ skurrile und charmante Charaktere
+ kurze, abgeschlossene Episoden
+ kreativ
+ Spaß von Autor und Zeichner beim Schaffen des Comics ist zu spüren

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Romuals Reutimann und Pierre Gabus:

Rezension zu Der Hafen der Geheimnisse Bd.2