The Witcher Bd.6 – Klagelied der Hexe (Bartosz Sztybor, Vanesa R. Del Rey)

Verlag: Panini; (Januar 2022)
Softcover: 108 Seiten; 15 €
ISBN-13: 9783741625527

Genre: Fantasy/ Horror


Klappentext

Jäger mit Gewissen

Monster gegen Münze: Bisher war das für den erfahrenen Monsterjäger Geralt von Riva nie ein Problem. Doch als eine weitere Kreatur der Finsternis auf einem Scheiterhaufen Feuer fängt, hört der Witcher plötzlich eine Stimme, die ihn auch abseits der Flammen verfolgt. Derweil Geralt mit seinem Gewissen ringt, erhält er von einem reichen Adeligen den Auftrag, dessen Tochter aus den Fängen mehrerer Hexen zu befreien, die das Mädchen entführt haben sollen. Doch manchmal gibt es kein Entkommen …

Ein neues Comic-Abenteuer mit dem Fantasy-Antihelden aus den Büchern, den Videogames sowie der Serie und dem Animationsfilm auf Netflix, in Szene gesetzt vom preisgekrönten Autor Bartosz Sztybor (WITCHER: VERBLASSENDE ERINNERUNGEN) und Zeichnerin Vanesa R. Del Rey (CONAN: DER SCHLANGENKRIEG).


Rezension

In Neisse brennt der Scheiterhaufen und mit ihm eine Hexe, eine Laima. Diese hat in Neisse fünf Männer getötet und Frauen besessen. Unerwartet für Geralt scheint sich sein Gewissen mit einer unbekannten Stimme in ihm zu regen. Als er das Dorf verlässt trifft er auf Juna, die er aus der Gewalt von Monstern befreit und die die Frau des örtlichen Fürsten namens Potrim ist. Der heuert Geralt an, seine entführte Tochter, Giltine, zu ihm zurückzubringen. Geralt nimmt an und findet sie im Wald bei zwei Hexen. Diese allerdings entpuppen sich nicht als Monster, sondern scheinen den Menschen wirklich zu helfen, in dem sie sie in einer Art Gruppentherapie von ihren psychischen Problemen befreien. Als Geralt den Ort mit Giltine verlässt, führt dies zu einer Katastrophe.

Bartosz Sztybor hat bereits den Vorgängerband Verblassende Erinnerungen geschrieben. Damit konnte er nicht ganz so überzeugen, da die Geschichte vor sich hin plätscherte. In Klagelied der Hexe passiert ihm das nicht mehr. Der Beginn setzt gleich den richtigen Ton und wirft den Leser ins kalte Wasser. Wie Geralt fragt man sich, was eigentlich genau vor sich geht. Der übernatürliche Grund ist offensichtlich, jedoch ist die Frage, was der genau der Geist der gerade verbrannten Hexe will. Mit Fortschreiten der Handlung wird das klarer, denn Sztybor bedient sich dann doch recht typischer und altbewährter Erzählelemente, aber immerhin kann er am Ende wenigstens ein kleinwenig überraschen. Wie immer in der Welt des Witchers kann nicht so einfach gesagt werden, wer eigentlich genau das wahre Monster ist. Die Charaktere sind dementsprechend aufgebaut. Leider nutzt Bartosz Sztybor seine Ausgangslage für die Geschichte nicht wirklich, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, sondern für ihn ist es nur ein Katalysator für verschiedene Handlungen. Dabei wäre The Witcher für einen Comic der passende Ort, um Themen wie Missbrauch zu besprechen und deren Grauen aufzudecken. Der Witcher ist düster und dunkel und beschäftigt sich mit den dunklen Ecken der Seele des Menschen, das gehört dazu und wäre richtig angegangen in der Welt des Witchers mit Sicherheit spannend und interessant zu lesen. Wie gesagt, Sztybor kann damit aber nicht viel anfangen, außer es als oberflächliche Motivation seiner Hexe zu nehmen. Glücklicherweise ist es nicht zu oberflächlich gelungen, so dass es zumindest noch etwas nachdenklich machen kann. Bartosz Sztybor steigert sich also im Vergleich zum Vorgänger, um wirkliche Begeisterung auszulösen, fehlt aber noch etwas. Das ist nach wie vor Mittelmaß, nicht mehr. Immerhin sind die Hexen im Wald ein interessanter Ansatz und eine gute neue Facette bei The Witcher.

Von Lizenzprodukten darf eigentlich nie viel erwartet werden, siehe nicht zuletzt Buffy oder Firefly, aber was sich die Verantwortlichen dabei gedacht haben, Vanesa R. Del Rey für die Zeichnungen zu engagieren bleibt wohl ihr Geheimnis. Als Künstlerin in einer Galerie mit Einzelbildern mag ihr Stil und ihr Können vielleicht ausreichend sein, aber für einen Comic geht das hier überhaupt nicht. Nicht ein Charakter wird konsistent gezeichnet, in dem Sinne, dass sich sogar Geralts Gesichtsform immer wieder mal ändert, auch wenn man ihn erkennt. Ansonsten blickt man auf die Seiten und fragt sich, wer da gerade eigentlich agiert und was da genau passiert. Emotionen sind praktisch nicht erkennbar, weil die Gesichter zu grob und zu ungenau, ja geradezu verwaschen gezeichnet sind. Und auch beim Rest fällt es einem schwer zu erkennen, was da eigentlich gerade genau passiert. Alles ist irgendwie ein dunkler Brei mit Farbtupfern. Überraschenderweise gibt es zwei, drei sehr gut gestaltete Seiten, die vollkommen überzeugen und einen in ihren Bann ziehen. Das kann jedoch nichts retten, das Kind ist schon längst in den Brunnen gefallen und der Lesespaß leidet merklich unter den Zeichnungen. Wer bei Comics nur die Sprechblasen liest und die Zeichnungen nicht beachtet, der wird damit zurecht kommen, alle anderen werden wegen der Zeichnungen für den Comic wohl mehrere Anläufe brauchen.


Fazit

Das Klagelied der Hexe besitzt für den Witcher typisch eine zweischneidige Geschichte. Bartosz Sztybor gelingt es mit seinem zweiten Band über den Hexer eine gute und solide Geschichte zu erzählen, leider wird das von den Zeichnungen komplett torpediert.


Pro & Contra

+ besitzt interessante Ansätze

- die Zeichnungen sind einfach fürchterlich

Bewertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Zeichnungen: 1,5/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 1,5/5


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