Das Phantom der Oper (Cavan Scott, José Maria Beroy)

Verlag: Panini; (Februar 2022)
Gebundene Ausgabe: 112 Seiten; 25 €
ISBN-13: 9783741620003

Genre: Musical/ Grusel


Klappentext

Die Graphic Novel zum Erfolgsmusical von Andrew Loyd Webber

In der Pariser Oper geht Unheimlcihes vor sich. Tief in den Katakomben haust das Phantom der Oper und treibt sein Unwesen. Wer in der Oper ein und aus geht, tut dies mit Furcht und Schrecken und sucht stets nach Bewegungen in den Schatten. Einzig die junge Sängerin Christine Daaé scheint vor dem gespenstischen Unhold sicher. Doch der Schein trügt: Das Phantom hat sich in die schöne Künstlerin verliebt und sie als seine Muse auserkoren – ob sie will oder nicht. Eine große Geschichte um Liebe, Intrigen und die Magie der Oper.

Basierend auf dem gleichnamigen Musical von Andrew Lloyd Webber erweckt diese opulente Graphic Novel die dramatische Geschichte zu neuem Glanz und nutzt dafür die Worte des Originallibrettos – in der Übersetzung von Michael Kunze, was das Werk zu einem ganz besonderen Genuss macht.


Rezension

Die Pariser Oper wird von einem geheimnisvollen Phantom terrorisiert. Als die junge Christine Daaé als Tänzerin und Zweitbesetzung in der Oper auftritt, eskaliert die Situation im Haus. Das Phantom verliebt sich in sie und verlangt, dass sie die Hauptrolle in einem Stück spielen soll. Aber es hat einen Nebenbuhler und die neuen Besitzer der Oper sind seiner Forderung auch nicht gerade aufgeschlossen.

Die Geschichte über das Phantom der Oper dürfte der größte Erfolg in Andrew Lloyd Webbers Karriere sein. Das Musical wurde rasch zu einem Welterfolg, dessen Lieder bereits von verschiedenen Künstlern immer wieder gecovert wurden. Mit Preisen überhäuft wurde Webbers Phantom dann auch schließlich für die große Leinwand adaptiert. 2010 kam sogar noch eine Fortsetzung auf die Bühne, ebenfalls von Andrew Lloyd Webber geschrieben. Nun also wagen sich Cavan Scott und José Maria Beroy an eine graphische Umsetzung des Musicals, das selbst auf dem Roman von Gaston Leroux beruht.
Cavan Scott fiel die Aufgabe zu, ein Skript zu verfassen und damit die Essenz des Stückes einzufangen und das gelingt ihm ganz gut, nicht zuletzt deswegen, weil er sich fast sklavisch an die Vorlage hält. Zumindest in der deutschen Fassung entsprechen die Dialoge denen des Stückes. Ihm blieb also nur mehr oder weniger die Auswahl, welche Szenen und Dialoge er herausstrich. Etwas Eigenes von ihm, oder sogar eine neue Szene, die trotzdem das Musical als Grundlage hat, sucht man allerdings vergebens. Die unbedingte Texttreue erweist sich hier als Problem. Im Prinzip erhält der Leser eine gekürzte Fassung des Musicals. Nicht mehr, aber auch nicht weniger und dies gelingt dann Cavan Scott recht gut.
Aber an wen richtet sich die Graphic Novel eigentlich? Wer noch nie das Phantom gesehen hat, wird nach der Lektüre nicht wirklich mit ihm etwas anfangen können, dafür ist der Text einfach zu sehr mit der Bühne verbunden und wirkt auf Papier manchmal etwas zu übertrieben. Die Zeichnungen könnten da vielleicht etwas bewirken, aber dazu weiter unten. Und wer das Phantom schon kennt, braucht die Graphic Novel eigentlich auch nicht, kann aber immerhin in Erinnerungen schwelgen und wenn nebenbei die Musik des Musicals gehört wird, mit Sicherheit erneut in die Geschichte abtauchen. Komplettisten und Fans des Musicals werden wahrscheinlich sowieso zugreifen.

Das Phantom der Oper ist auch eine Geschichte über die Oper selbst und dementsprechend fällt das Musical opulent und damit auch reichhaltig und detailreich ausgestattet aus. Alles ist überlebensgroß und fast verschwenderisch, ja ein bisschen barock. Das sollte sich eigentlich auch in einem Comic widerspiegeln, der auf dem Musical basiert. Dummerweise ist dem aber nicht so. José Maria Beroys Zeichnungen sind zu einfach, die Gesichter nicht ausdrucksstark genug und die Proportionen manchmal etwas seltsam. Für einen Superheldencomic oder den Durchschnitt in der us-amerikanischen Comicindustrie ist er der richige Zeichner, aber für ein Phantom der Oper muss da mehr vorhanden sein. Das Musical ist großes Drama und so gehört es inszeniert und visualisiert und das schafft Beroy leider zu keinem Zeitpunkt. Die Geschichte wirkt bei ihm einfach kleiner als sie ist. Nur der Sturz des Kronleuchters gelingt ihm wirklich. Dafür gibt es aber auch den Gang durch das Labyrinth des Phantoms mit Christine, der an Escher angelehnt ist. Nur was bei dem berühmten niederländischen Künstler eine innere Kraft besitzt, ist bei Beroy kraftlos und zeigt nur seine Fähigkeit einen großen Künstler passabel zu imitieren.

Das Bonusmaterial ist der Teil, bei dem die Graphic Novel glänzt. Scott Matthewmann berichtet auf vier Seiten von der Geschichte des Musicals und dieser Artikel besitzt tatsächlich mehr Leidenschaft für sein Thema, als der Comic selbst. Dazu gibt es Charakterentwürfe und die Entstehung einer Seite zu betrachten.


Fazit

Fans werden Das Phantom der Oper von Cavan Scott und José Maria Beroy sicher sowieso kaufen. Mehr als eine Bebilderung des Musicals bekommt man nicht, und das ist dann doch etwas wenig.


Pro & Contra

+ interessanter Bonusteil
+ die Lieder werden gekennzeichnet

- typisches Merchandiseprodukt
- Texttreue ist ein Problem
- Zeichnungen sind zwar eigentlich Durchschnitt, aber können die Ansprüche und die Erfordernisse der Geschichte nicht erfüllen
- alles fühlt sich klein und nicht opernhaft an

Bewertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 2/5
Zeichnungen: 2,5/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5