Pilze für Madeleine (Marie Hermanson)

Suhrkamp (März 2009)
Klappbroschur, 164 Seiten, 9,90 EUR
ISBN: 978-3-518-46075-7

Genre: Belletristik


Klapptext

Drachenpilz, Wolfsblut, Fliegenpilz, Stinkmorchel: Wenn der "Pilzkönig" Holger Haglund seine legendären Seminare abhält, liegen ihm die Frauen zu Füßen. Auch die reiche, welterfahrene Schloßbesitzerin Madeleine erliegt seinem Charme. Sehr zum Leidwesen seines Sohnes, der zeitlebens im Schatten seines Vaters stand. Als die Liebe zwischen Holger und Madeleine abzukühlen droht, faßt Holger einen heimtückischen Plan.

Was, wenn Vater und Sohn die gleiche Frau lieben? Und giftige Pilze im Spiel sind? In Pilze für Madeleine meistert Marie Hermanson aufs neue den Spagat zwischen schauriger Spannung, absurder Tragödie und zärtlich-ernsthafter Liebesgeschichte. Ein modernes Märchen für Erwachsene - Happy-End inbegriffen.


Rezension

Holger Haglund gilt als Experte, in Sachen Pilze und Frauen. Seine Seminare werden regelrecht von weiblichen, pilzbegeisterten Besuchern gestürmt. Holger genießt diesen Rummel rund um seine Person. Sein Sohn Gunnar, Anfang zwanzig, kann diese Euphorie nicht teilen. Er nimmt an den Seminaren seines Vaters teil, aber seine Aufmerksamkeit gilt nicht den Pilzen, sondern den Frauen. Eines Tages taucht die weltgewandte Madeleine in der kleinen Waldhütte von Holger auf. Um Vater und Sohn ist es sofort geschehen, denn beide verlieben sich in die selbe Frau. Zwischen Holger und Gunnar entbrennt ein Wettstreit um Madeleines Herz, welchen der Sohn unterliegt. Trotz der Tatsache, dass Holger Madeleine heiratet, versucht Gunnar, weiter seine Stiefmutter zu erobern.

Die zentrale Welt von Holger besteht aus Pilzen. Ob Stinkmorchel, Höhlenpilz oder Trüffel - für ihn gibt es keine Unbekannte. Schon als Kind findet er im Wald beim Pilze sammeln eine Zuflucht vor Hänseleien und Langeweile. Schon bald gilt Holger als Koryphäe, obwohl er nie eine Universität von innen gesehen hat. Mit diesem Status ist auch ein langer Schatten verbunden, den der Vater auf seinen Sohn wirft. Aus Gunnars Blickwinkel sieht der Leser zum Vater hinauf und beneidet ihn um sein Wissen und die weibliche Zuhörerschaft. Die Sehnsüchte, die den jungen Mann quälen, lassen einen mitfühlen und es kann vorkommen, dass man selbst an die eigenen Torheiten seines jungen Erwachsenenlebens erinnert wird. Eskapaden die uns jetzt zum Lachen bringen und noch mehr, wenn sie anderen geschehen. Die Fehltritte, welche Gunnar widerfahren, führen zu einigen heiteren Szenen.
Ein Höhepunkt dieser Ausrutscher wird durch den Auftritt von Madeleine herbeigeführt. Während Holger eine ruhige Kugel schiebt, versucht Gunnar, die Frau mit seinem abgekupferten Wissen zu beeindrucken und versagt dabei jämmerlich.

Den roten Faden bildet natürlich die Liebe in Marie Hermansons Roman. Ob Liebe zur Natur, körperliche oder einfach nur das Gefühl selbst, verschiedene Varianten findet man hier wieder. Übertriebene Romantik sucht man vergebens. Marie Hermanson liefert ein wohldosiertes Quäntchen, das bis zum Schluss ein gutes Gefühl hinterlässt.

Damit auch Krimilesern dieser Roman schmackhaft gemacht wird, kommt in dieser Geschichte auch ein Giftpilz vor. Mord inbegriffen. Die Krimihandlung ist keineswegs störend, denn sie sorgt für eine überraschende Wende. Marie Hermansons Buch besteht zwar aus nur ca. 160 Seiten, aber mehr benötigt die Autorin nicht um den Leser für sich zu gewinnen.


Fazit

Ein gut geschriebener Roman, der ein breites Lesepublikum anspricht, mit einem passenden heiteren Happy-End. Der Lesespaß wird nur durch die eigenen Vorlieben beeinträchtigt.


Wertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Dies ist eine Gastrezension unseres Lesers Thomas - vielen Dank!