Im Schatten des Feldmarschalls – Geschichten aus dem Powder-Mage-Universum (Brian McClellan)

Verlag: Cross Cult; (März 2021)
Taschenbuch: 215 Seiten; 10 €
ISBN-13: 978-3-96658-319-0

Genre: Fantasy


Klappentext

Sechs Geschichten aus Brian McClellans fantastischem Powder-Mage-Universum

Begleitet Taniel, Ka-poel, Vlora, Tamas, Olem und ganz neue Helden von den düsteren Gassen Adopests zu den entlegenen Sümpfen Fatrastas.

Diese Kurzgeschichten nehmen Fans der Powder-Mage-Trilogie mit auf eine Reise in die Hintergrundgeschichten ihrer Lieblinge und bieten neuen Lesern einen Einstieg in ein Universum voller Magie und Schießpulver.

Die Geschichten in diesem Sammelband: Himmelfahrtskommando, Das Mädchen von Hrusch Avenue, Die grünäugige Viper, Das Gesicht im Fenster, Verlorene Ehre, Die Belagerung von Tilpur.


Rezension

Wer zwischen den Romanen zu Brian McClellands Powder-Mage-Chroniken nur kurz in dessen Welt eintauchen will, dem bietet sich die Gelegenheit mit Im Schatten des Feldmarschalls. In diesem Kurzgeschichtenband geht es mit einer Ausnahme in die Zeit vor den Ereignisse von Blutschwur. Nur Verlorene Ehre bildet eine Ausnahme, da die Geschichte zwischen Blutschwur und Schicksalswende spielt. Gemeinsam ist aber allen Kurzgeschichten, dass sie ein genaueres Bild von Feldmarschall Tamas geben. Auch wenn er nicht unbedingt die Hauptfigur ist oder sogar nur erwähnt wird, ist er doch eigentlich immer die Ursache für die stattfindenden Ereignisse. Sei es, weil er die direkte Triebfeder des Ganzen ist oder weil die Charaktere, wie z.B. Taniel, handeln, auf Grundlage dessen, was sie denken, das der Feldmarschall oder Vater von ihnen hält oder erwartet. Auf diese Art und Weise bekommt der Leser nicht nur einen guten Einblick in die handelnden Charaktere, sondern eben auch in den Feldmarschall. Die Charakterisierungen sind trotz der Kürze wie in den Romane gut herausgearbeitet und Brian McClellan versteht es immer, einen gewissen Spannungsbogen aufzubauen, obwohl bei manchen Geschichten das Ende wegen zukünftiger Ereignisse feststeht. Aber manchmal kommt es eben auch genauso auf das Wie an. Und dieses Wie gestaltet Brian McClellan eben sehr gut. Sein Schreibstil ist genauso flüssig zu lesen, wie in den Romanen, wobei er alles immer so genau beschreibt, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann.
Mit Ausnahme der letzten Geschichte sind alle in chronologischer Reihenfolge. Das ergibt aber durchaus Sinn.

Himmelfahrtskommando

Tamas ist noch nicht Feldmarschall, sondern „nur“ ein General. Er muss gegen seinen Willen ein Himmelfahrtskommando aufstellen, welches den sicheren Tod für jeden innerhalb des Kommandos bedeutet.
Dies kommt Captain Verundish gerade recht. Ihr Mann in Adopest droht ihre Tochter an Sklavenhändler zu verkaufen, wenn nicht die Scheidung gegen den Willen ihres Vaters durchgesetzt wird, der die Beiden getraut hat und unter keinen Umständen bereit ist, eine Scheidung zu akzeptieren. Die andere Möglichkeit, die ihr Ehemann ihr zugesteht, ist es zu sterben. Die gesetzte Frist von drei Monaten läuft bald ab. Also bleibt Verundish nur Selbstmord oder das Himmelfahrtskommando.
Himmelfahrtskommando ist eine tragische Geschichte am Rande des großen Geschehens im Krieg. Eindringlich schildert Brian McClellan Verundishs Ringen. Durch ihre Augen sieht der Leser dann auch Tamas, und es wird noch verständlicher, warum ihm seine Männer bereitwillig folgen.

Das Mädchen von Hrusch Avenue

Zehn Jahre vor den Ereignissen aus Blutschwur lebt die kleine Vlora in einem Internat, da ihre Eltern beide tot sind. Das Mädchen leidet unter den Bedingungen und ist praktisch täglich in der Hrusch Avenue, wo die Büchsenmacher ihre Läden haben. Eines Tages gerät sie mit einem brutalen Adeligen aneinander. Fortan muss sie sich vor ihm hüten, da er für seine Grausamkeit bekannt ist. Mit Taniel und Bo hat sie bald jedoch zwei Verbündete und als alles eskaliert ist da auch noch Taniels Vater.
In dieser Kurzgeschichte wird das erste Aufeinandertreffen von Vlora, Taniel und Bo beschrieben und es ist nicht gerade eine lustige Geschichte. Brian McClellan fängt das Leben auf der Straße in einer Stadt wie Adopest gut ein und erschafft mit wenigen Sätzen einen wirklich fiesen Gegenspieler für die Kinder. Auch hier sind es die Augen der Charaktere, durch die eine weitere Facette von Tamas gezeigt wird. Seine Einstellung zum Adel wird recht deutlich.

Die grünäugige Viper

Die Baronin Petara, Cousine des Königs, ist eine intrigante Person, die ihren Körper und ihren Verstand als Waffe einsetzt. Ihr neuestes Ziel ist Feldmarschall Tamas, bei dem sie sogar hoffen muss, dass er nicht weiß, dass sie am Tod seiner Frau beteiligt war. Auf einem Fest kommen sich beide näher und es sieht so aus, als ob Tamas ihren Reizen erliegt.
Die Grünäugige Viper ist die kürzeste Geschichte in Im Schatten des Feldmarschalls und zeigt einen rachsüchtigen Tamas, wobei gleichzeitig gezeigt wird, wie strategisch und auf lange Sicht er die Ereignisse acht Jahre später geplant hat.

Das Gesicht im Fenster

Taniel ist mehr oder weniger gerade in Fartrasta angekommen, als der Krieg mit den Kez ausbricht. Der Student und Pulvermagier aus Adopest meldet sich freiwillig zur Miliz. An seiner Seite ist seine Tante Dina, Cousine seiner Mutter, und ebenfalls aus Kez stammend. Bald stoßen sie mit ihren Mitkämpfern auf Soldaten aus Kez und müssen in den Sumpf fliehen. Dort lernt Taniel ein geheimnisvolles Mädchen kennen und kurz darauf sieht er sich Auge in Auge einer Privilegierten gegenüber.
Brian McClellan schildert wie Taniel seine erste Privilegierte tötet und Ka-poel kennenlernt. Wie bereits in den Romanen ist Ka-poel einfach eine unheimlich interessante Figur. Sie allein trägt bereits die Geschichte, auch wenn Taniel im Zentrum steht.

Verlorene Ehre

Die Revolution hat bereits stattgefunden und Tamas gibt Vlora den Auftrag, einen gewissen Wohler zu finden, der bereit ist, Informationen an die Feinde Adros weiterzugeben. Dafür hat sie nur drei Tage Zeit. Drei Tage in denen sie Wohler in der riesigen Stadt Adopest finden muss, um ihre Ehre wiederzubekommen und Frieden mit Tamas zu schließen. Sie sucht sich Hilfe und findet sie schließlich bei Olem, Tamas Leibwächter.
In Verlorene Ehre wird klar, wieviel Bedeutung Tamas Meinung über sie für Vlora hat. Die Jagd auf den Agenten ist spannend und Olem in seiner Art zu erleben, ist sowieso immer lesenswert.

Die Belagerung von Tilpur

Tamas ist ein junger Sergeant, als die adronische Armee die gurlische Festung Tilpur belagert. General Seke, ein unfähiger Fatzke, lässt seine Männer immer wieder sinnlos anrennen und sie werden immer wieder aufs Neue abgeschlachtet. Bis Tamas eine Idee hat und es sogar schafft, die Erlaubnis des Generals zu bekommen, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Aber die erwartete Beförderung will der General ihm verwehren, da er nicht adelig ist.
In Die Belagerung von Tilpur erlebt der Leser mit, wie der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt und Tamas zum ersten Mal wirklich merkt, wie die Männer in der Armee zu ihm stehen. Im Prinzip ist hier die Geburtsstunde seines Planes.


Fazit

Alle sechs Kurzgeschichten sind für sich genommen bereits empfehlenswert. Was sie aber noch besser werden lässt, ist die Tatsache, dass sie alle eine Seite von Feldmarschall Tamas zeigen, die ihn zu so einem interessanten und durchaus komplexen Charakter machen. Das und die Hintergrundgeschichten zu einzelnen Charakteren machen Im Schatten des Feldmarschalls so interessant. Trotzdem kann der Band auch von Neulesern gelesen werden, die vielleicht erst einmal in die Welt der Powder-Mage-Chroniken hineinschnuppern wollen.


Pro & Contra

+ Tamas´ Beziehung zu den verschiedenen Charakteren wird weiter ausgeführt
+ fügt weiteren Hintergrund den Romanen hinzu
+ kurz und dennoch spannend

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Brian McClellan:

Rezension zu Die Powder-Mage-Chroniken Bd.1 – Blutschwur
Rezension zu Die Powder Mage-Chroniken Bd.2 – Schicksalswende
Rezension zu Die Powder Mage-Chroniken Bd.3 - Herbstrepublik
Rezension zu Die Götter von Blut und Pulver Bd.1 – Sünden des Imperiums