Usagi Yojimbo Bd.20 – Flüchtige Einblicke in die Arbeit des Todes (Stan Sakai)

Verlag: Dantes; (März 2022)
Softcover: 192 Seiten; 20 €
ISBN-13: 978-3-946952-77-0

Genre: Samurai/ Legenden/ Abenteuer/ Eastern


Klappentext

Miyamoto Usagi ist, nach der Trennung von Jotaro, wieder allein unterwegs. Und im Japan der Edo-Zeit lauert das Abenteuer im wahrsten Wortsinn an jeder Straßenecke.

In diesem Band beschenkt der vielfach prämierte Meistererzähler Stan Sakai seine Leserinnen und Leser mit einem bunten Strauß an kürzeren Episoden, die nicht nur zeigen, was Usagi auf seiner Wanderung widerfährt, sondern auch, wie es gleichzeitig einigen seiner Freunde und Bekanntschaften ergeht. So bekommt es der Meisterermittler Kommissar Ishida mit einem maskierten Rächer der Enterbten zu tun; Kopfgeldjägernashorn Gen trifft einmal mehr auf seinen Kollegen Inukai alias Streunender Hund, als beide versuchen, die besessene Schwertkämpferin Inazuma zu stellen; Tomoe Ame droht im Nebel der Vergangenheit die Orientierung zu verlieren; der Tempel des Bonzen Sanshobo wird von einer Hannya heimgesucht. Und das ist längst nicht alles!

Stan Sakai hat 2004, anlässlich des zwanzigsten Jubiläums seines beliebten langohrigen Samurais, zu einem Erzählfest geladen, das junge wie alte Fans gleichermaßen entzücken und verzaubern wird. Im Jahr 2020 ist er für seine Arbeit an Usagi Yojimbo in die Will Eisner Award Hall of Fame aufgenommen worden.


Rezension

Miyamoto Usagi und Jotaro gehen nach ihrer gemeinsamen Reise wieder getrennte Wege und Usagi schlägt sich erneut allein durchs Leben und erlebt jede Menge neue Abenteuer auf seinen Reisen. Stan Sakai lässt Usagi dabei alles mögliche erleben, von eher skurrilen Begegnungen bis hin zu dramatischen Kämpfen ist alles dabei. Ebenso machen Usagis Freunde und Verbündete so manche neue Erfahrung, manchmal sogar unter Lebensgefahr.

Kochunterricht

Usagi verzweifelt etwas, als er als Schüler von Katsuichi noch längst nicht wo weit ist, als er sein will. Beim Kochen erteilt ihm sein Sensei eine wichtige Lektion.
Mit einem kurzen Rückblick in Usagis Lehrzeit beginnt der Band und fällt nicht nur für den kleinen Hasen lehrreich aus.

Schmuggelware

Auf seiner Reise begegnet Miyamoto Usagi einem sterbenden Mann. Dieser wird von Samurai verfolgt und hat ein Päckchen dabei, welches nicht in deren Hände fallen darf. Usagi verspricht, es zu seinem Empfänger zu bringen und gerät dabei nicht nur einmal in Gefahr.
Schmuggelware ist eine außergewöhnliche Geschichte, da sie ein Thema behandelt, welches in Bezug auf Japan oft vergessen wird.

Schnappt die Ratte

Kommissar Ishida jagt einen Dieb, der unter dem Namen Nezumi bekannt ist und seine Beute mit der armen Bevölkerung teilt. Bisher hat Nezumi keinen verletzt, aber auf einmal gibt es eine Leiche und Geld fehlt. Kommissar Ishida macht sich an die Arbeit.
Der Kriminalfall, den Stan Sakai hier inszeniert, ist wirklich gut und der Leser hat sogar die Chance, ihn zu lösen. Was die Geschichte aber so toll macht, ist zum einem Ishidas Haltung gegenüber Nezumi und zum anderem Ishidas und Kitsunes Aufeinandertreffen, welches in einem grandiosen Dialog mündet.

Der gemietete Samurai

Eine alte Frau sitzt am Wegesrand. Als Miyamoto Usagi an ihr vorbeikommt, zwangsverpflichtet sie ihn, sie zu begleiten. Die alte Dame erweist sich als wahre Kratzbürste, die überall und über jeden meckert. Dann platzt Usagi der Kragen und er erfährt, warum sie eigentlich alleine unterwegs ist.
Der gemietete Samurai bietet gleich mehrere Überraschungen und ist einfach urkomisch. Die alte Frau mag schwierig und schwer zu nehmen sein, die Geschichte jedoch ist eine locker leichte Erzählung.

Träume und Albträume

Inazuma träumt von einem Kampf gegen Jei.
Auf eine leichtherzige Geschichte folgt gleich eine recht düstere, in der Inazumas verzweifelter Kampf um ihre Seele thematisiert wird.

Gen und der Hund

Gen ist nach wie vor auf der Jagd nach Inazuma und lässt sich das auch so manche Münze kosten. Gleichzeitig macht ihm der Kopfgeldjäger Streunender Hund Konkurrenz. An einem einsamen Haus treffen sie aufeinander.
Der Handlungsbogen über Inazuma geht weiter. Dieses Mal mit Gen und Streunender Hund. Neben der Jagd auf die Schwertkämpferin, greift Stan Sakai quasi nebenbei das angespannte Verhältnis der beiden Kopfgeldjäger auf und lässt die recht ernste Geschichte auf einer humorvollen Note enden.

Je `nen Hasen fliegen gesehen?

Usagi begegnet Takenoko und Hasu. Der Arzt und Gelehrte Takenoko träumt davon, eines Tages zu fliegen. Dafür experimentiert er mit selbstgebauten Flügeln und stürzt sich wagemutig von Abhängen. Eine Gruppe von Dorfschlägern macht sich über ihn lustig, die er aber ignoriert. Problematisch wird es erst so richtig, als diese von Usagi zurechtgewiesen werden.
Takenoko erinnert ein bisschen an Leonardo Da Vinci, in seinem unbedingten Streben nach Wissen und seinen Träumen. Eine wirklich gute Geschichte mit tollen neuen Charakteren, die ein gerechtes Ende findet.

Im Nebel

Tomoe Ame ist mit dem Fürst der Geishu, Noriyuki, und dessen Gefolge unterwegs. Unter ihnen ist auch Fürst Horikawa, der seit Jahren versucht eine Keil zwischen Tomoe Ame und Fürst Noriyuki zu treiben. Auf der Jagd verirrt sich Tomoe Ame im Nebel und findet sich plötzlich auf einem Schlachtfeld wieder und Horikawa weiß darüber später eine Geschichte zu erzählen, die nicht vollkommen richtig ist.
Im Nebel zeigt die mystische Seite Japans. Tomoe Ames Erlebnisse sind spannend und mysteriös geschildert und erfahren eine entsprechend gute Auflösung.

Des Nachts

Ein Bruder, der bald seine Gelübde ablegen wird, kommt zu Sanshobo und beichtet ihm ein Vergehen aus seinem früheren Leben, weswegen er seit Tagen nicht schlafen kann. Sanshobo versucht ihm zu helfen, und in der Nacht taucht ein Hannya innerhalb der Klostermauern auf.
Japans Legenden sind reich an seltsamen Monstern und Geisterwesen. Die Hannya ist dabei eine besonders fiese Variante. Obwohl gruselig ist Des Nachts gleichzeitig zutiefst tragisch.

Das Ende der Blutfehde

Usagi kommt in ein Dorf, in dem ein Mönch sehr viel Gutes tut. Sein Name ist Bruder Hiroshi und er hilft hier und wo er kann. Egal worum es geht. Usagi übernachtet bei Hiroshi und erfährt, wer er einmal war. Und das gerade noch rechtzeitig, um eine kleine Katastrophe zu verhindern.
Es braucht nicht immer Gewalt und Schwertkämpfe, um alte Konflikte zu lösen, die darauf beruhen, dass jemanden großes Unrecht getan wurde, das zu einer Blutfehde führte. Diese Geschichte beweist es und ist auf den Punkt perfekt geschrieben. Schuld und Sühne sind das zentrale Thema von Das Ende der Blutfehde.

Neben einem erneut interessanten Vorwort von Frederik L Schodt enthält Flüchtige Einblicke in die Arbeit des Todes, die gewohnt sehr guten Anmerkungen zu einzelnen Geschichten, eine Covergalerie und eine Bonusgeschichte zur San Diego Comic Con 2004, die ganz witzig ist.


Fazit

Ganze zehn Geschichte, mal kurz mal länger, präsentiert der neueste Band von Usagi Yojimbo und jede bietet eine ganz eigene Facette, die sie lesenswert macht. Von leise und zurückhaltend, über komisch bis hin zu dramatisch ist alles dabei. Stan Sakai ist einfach ein meisterhafter Erzähler.


Pro & Contra

+ Usagi als Mietling
+ Katsuichis Lektion beim Kochen
+ sehr abwechslungsreich
+ viele liebgewonnene Charaktere tauchen auf

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Stan Sakai:

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Tags: Samuraigeschichten