Verlag: Splitter; (November 2021)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3-96792-126-7
Genre: Märchen/ Fantasy
Klappentext
Es war einmal … ein Reich.
Ein wohlhabendes und durch und durch gewöhnliches Reich. Es gab dort ein Schloss, einen König, eine Königstochter, einen Riesen, einen Müller, seine Frau, seine Söhne, Bauern …
Kurzum, ein Reich, das in Harmonie, Frieden und Glückseligkeit gedieh, bis alles umgeworfen wurde, die Rollen vertauscht und Frieden und Glückseligkeit abgelöst wurde von Zwietracht, Verzweiflung und Elend.
Und der Schuldige an diesem Desaster war kein anderer als ein Kater …
Aber was für ein Kater!
Rezension
Der dicke, fette Kater Robilar könnte kein bequemeres Leben haben. Die Marquise Carabias verwöhnt ihre Katze aufs Äußerste. Leider endet Robilars Märchenleben abrupt. Ein Riese tritt auf die Kutsche seiner Besitzer und er bleibt allein in den Trümmern zurück. Nun erfährt Robilar zunächst die Härten des Lebens bis ihn ein Müllerssohn aufnimmt. Das einfache Leben sorgt dafür, dass Robilar in Form kommt und als die Eltern sterben, erben die Brüder seines Beschützers alles und dieser geht leer aus. Ein Unding für Robilar und er verspricht Phileas dafür zu sorgen, dass es ihnen beiden gut geht. Alles was er dazu braucht, ist ein Paar Stiefel und eine Tasche.
Das klassische Märchen Der gestiefelte Kater, welches auch bei den Gebrüdern Grimm zu finden ist und in zig Versionen existiert, kennt zumindest jeder dem Namen nach. Und es wird immer wieder aufgegeriffen, nicht zuletzt bekam der gestiefelte Kater eine große Rolle bei Shrek und einen eigenen Kinofilm. Wenngleich er darin nur in Namen und Aussehen mit dem Kater aus dem Märchen übereinstimmt.
David Chauvel hat sich des Märchens gemeinsam mit Sylvain Guinebaud und Lou angenommen. Sein gestiefelter Kater ist auf drei Bände angelegt und bereits der erste Band, Mauu!!, erzählt praktisch das gesamte Märchen nach, eröffnet jedoch viele Handlungsstränge, die das Märchen hoffentlich genauso gut weiterführen, wie die Neuinterpretation in Mau!! bisher gelungen ist. Denn David Chauvel erzählt nicht einfach nur nach. Dies wäre unter Umständen recht reizlos. Stattdessen folgt er dem Märchen im Großen und Ganzen, bringt aber neue Aspekte hinein und wandelt an manchen Stellen etwas ab. Dadurch werden die Charaktere vertieft und Robilar bekommt echte Gründe, um zu handeln. Es ist nicht nur Mitleid, das ihn hier bewegt zur Tat zu schreiten. Es ist Rache, die er im Auge hat, und diese verfolgt er gnadenlos. Das mag zunächst abschreckend klingen, aber David Chauvel gestaltet seinen Hauptcharakter so, dass er trotz seiner Taten sympathisch bleibt und vor allem die Kernaussage des Märchens erhalten bleibt.
Robilar ist bei ihm intelligent, klever, hinterhältig und gemein, hat aber auf der anderen Seite aber auch unglaublich viel Pech, muss vieles erleiden und überschätzt sich teilweise selbst. Er ist ein differenzierter Charakter, dessen Weg zu verfolgen einfach Spaß macht. Zumal seine Gegenspieler alle nicht gerade die Kleversten sind. Die Menschen sind mit wenigen Ausnahmen mehr oder weniger Karikaturen von Stereotypen. Das verstärkt aber nur den Kontrast zwischen ihnen und Robilar und sorgt eben dafür, dass der Leser zu Robilar halten kann. Das und der Humor und die Satire, die in der Geschichte stecken, sorgen dafür, dass man sich amüsiert. Der Witz ist praktisch auf jeder Seite vorhanden, mal vordergründig, mal mehr unterschwellig. Das Ende ist übrigens so gestaltet, dass es auch gut für sich allein stehen bleiben könnte. Nur, wer den ersten Band gelesen hat, wird wissen wollen, wie es weitergeht.
Einen großen Anteil daran, den Humor und die Satire zu transportieren, hat Sylvain Guinebeaud. Dieser hatte garantiert großen Spaß daran, Robilar zu zeichnen. Seine Figuren sind mehr als deutlich als Karikaturen zu erkennen. Gerade der fettwanstige König spricht hier Bände und die Anfangssequenz mit der Marquise und ihrer Familie ist optisch in Sachen Humor ein Leckerbissen. Guinebaud arbeitet mit vielen Details, gibt seinen Figuren ausdrucksstarke Gesichter und achtet auch auf Kleinigkeiten. Robilar setzt er immer gut in Szene und die Mäuse sind einfach witzig. Wie bereits bei 7 Detektive hat Lou für die Farben gesorgt und dies auch wieder brillant. Die Farbgebung passt in jeder einzelnen Szene wie die Faust aufs Auge.
Fazit
Die Neuinterpretation des Gestiefelten Katers macht unheimlich viel Spaß zu Lesen. Chauvel haucht dem alten Märchen neues Leben ein und was für eins! Fieser und sympathischer war der Karte wohl noch nie.
Pro & Contra
+ frischer Neuansatz für das Märchen
+ sehr gute Zeichnungen
+ humorvoll
Bewertung:
Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Robilar:
Rezension zu Robilar Bd.2
Rezension zu Robilar Bd.3
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von David Chauvel:
Rezension zu Pinocchio
Rezension zu Alice im Wunderland
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Sylvain Guinebaud:
Rezension zu 7 Detektive Bd.7