Blackbeard Bd.2 – Mein Tod ist süß (Jean-Yves Delitte)

Verlag: Splitter; (Januar 2022)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3-96219-591-5

Genre: Piraten/ Abenteuer


Klappentext

Wer erinnert sich noch an die Vitalienbrüder, die im Mittelalter über die Nordmeere zogen? Oder an die Barbaresken und ihre verheerenden Beutezüge? Die Piraterie ist ein Teil unserer Geschichte. Schon der römische General Gnaeus Pompeius hatte die Piraten, die die blauen Gewässer des Mittelmeeres heimsuchten, gnadenlos bekämpft.

An der Schwelle zur Neuzeit wagten sich dann mutige Seefahrer hinaus aufs offene Meer, auf der Suche nach märchenhaften Schätzen. Und ihr Traum von Gold, Gewürzen, kostbaren Gewändern hatte einen Namen: Indien – das sie je nach dem östlich und westlich von Europa suchten. In ihrem Kielwasser folgten schon bald die Piraten. Denn dort schien es ein Leichtes zu sein, zu Reichtum zu kommen. Warum also sollte ein Freibeuter da nicht sein Glück versuchen in Zeiten, in denen man sich ungestört am Eigentum anderer Leute vergreifen, sie bestehlen, ihr Land rauben und seine eigene Legende schaffen konnte? Und wie so viele Geschichten, beginnt auch diese Erzählung mit:

Es war einmal … auf den Westindischen Inseln, in der Karibik …


Rezension

Blackbeard hat einen Hinweis auf einen Schatz in der Nähe von Charles Town. Also überfällt er die Stadt und besetzt sie. Jedoch wurde der Schatz längst gehoben und Blackbeard zieht mit einem geringen Lösegeld ab. Anschließend versteckt er sich in North Carolina, nachdem er seinen Tod vorgetäuscht hat und geht von dort aus auf Kaperfahrt, mit Wissen des Gouverneurs. Aber die Zeiten der Piraterie sind für Blackbeard bald beendet, denn der Gouverneur von Virginia, Spottswood, der eigentlich keinerlei Rechte hat, ihn zu verfolgen, setzt Lieutenant Robert Maynard und die HMS Pearl auf Blackbeard an.

Dem berüchtigten Piraten Blackbeard versucht Jean-Yves Delitte mit seinem Zweiteiler so etwas wie ein Denkmal zu setzen. Dabei stützt er sich anscheinend auf ein Standardwerk über Piraterie aus der Feder von Captain Charles Johnson, hinter dem der britische Schriftsteller Daniel Defoe vermutet wurde und zum Teil noch wird. Das Problem mit dem ersten Teil war, dass er sehr handzahm daherkam und die ganze Geschichte vor sich hinplätscherte. Und das hat sich mit dem zweiten Teil dummerweise nicht geändert. Die Handlung an sich, mit ihren Intrigen, Gefechten und der grundlegenden Geschichte Blackbeards hätte großes Potenzial eine richtig packendes Abenteuer zu erzählen. Nur ruft Jean-Yves Delitte dies nicht ab. Handlungsstränge verlaufen im Sand oder werden so kurz abgefrühstückt, dass es kaum bemerkt wird. Paradebeispiel sind die beiden Matrosen aus dem ersten Teil. Es wird nichts wirklich aufgelöst, abgesehen natürlich von Blackbeards Tod, aber selbst der ist zweifelhaft. Was Blackbeard fehlt ist eindeutig die Spannung. Man liest und blättert um, aber weniger weil die Geschichte so packend ist, sondern wegen eines generellen Interesses an Piraten und den wahnsinnig guten Zeichnungen von Schiffen und des Meeres. Das ist aber auch schon alles. Da können die Kampfsequenzen teilweise noch so gut und blutig inszeniert sein, das rettet auch nichts. Dabei kann Delitte erzählen, wie in Das Blut der Feiglinge nachzulesen ist. Immerhin die Rahmenhandlung mit Daniel Defoe weckt das Interesse des Lesers. Vielleicht wäre es eine bessere Herangehensweise gewesen, darzustellen, wie der Schriftsteller sein Werk über Piraterie verfasst und dabei Fakten und Fiktion vermischt. Dann wäre auch so manches erzählerisches Stückwerk verzeihbar. Zudem entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass Jean-Yves Delitte eine fiktive Version einer Geschichte schreibt, die selbst eine fiktive Version mit Fakten über Blackbeard erzählt. Das ist aber auch schon das Beste an Blackbeard. Lesen kann man Blackbeard auf jeden Fall, und es ist nicht absolut schlecht, aber es wäre viel, viel mehr drin gewesen. Vielleicht ist die Beschränkung auf zwei Bände hier ein großes Problem. Mindestens einer mehr, hätte vielleicht geholfen.

Wenn Jean-Yves Delitte etwas beherrscht, dann sind es Zeichnungen von Schiffen. Bis ins kleinste Detail stellt er diese dar. An den Details kann man sich kaum satt sehen, hier scheint einfach alles zu stimmen. Die Schiffe werden lebendig und wirken jederzeit realistisch. Fast meint man, das Meer und die Planken riechen zu können. Und die Gefechte sind perfekt inszeniert. Da sind die menschlichen Charaktere fast Fremdkörper, besonders wenn sie von weiter weg auf einem der Schiffe gezeigt werden. Denn so realistisch die Schiffe aussehen, so sehr sind die Charaktere bei Jean-Yves Delitte längst nicht so gut ausgearbeitet. Sie sind, wie immer bei Delitte, eher überzeichnet und etwas grotesk. Bei einer Geschichte, wie Blackbeard geht das in Ordnung, da es um Piraten geht und gerade dieser Comic eine ganz spezielle Atmosphäre verströmt, in dem es mehr um eine Legende als um die wahre Geschichte geht.


Fazit

Schiffe zeichnen kann Jean-Yves Delitte und hier überzeugt er voll und ganz. Bei der Geschichte hapert es jedoch ziemlich. Blackbeard mangelt es an Spannung und daran, dass Handlungsfäden vernünftig aufgelöst werden. Schade, der Name des Autors und des Hauptcharakters hatten mehr erwarten lassen.


Pro & Contra

+ sehr gute Zeichnungen von Schiffen und Seegefechten

- vieles hängt etwas in der Luft
- kaum Spannung
- vieles wird nicht aufgelöst

Bewertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Jean-Yves Delitte:

Rezension zu Das Blut der Feiglinge Bd.1 – Yamas Rache
Rezension zu Das Blut der Feiglinge Bd.2 – Der Schlächter
Rezension zu Das Blut der Feiglinge Bd.3 - Die Verschwörung
Rezension zu Blackbeard Bd.1

Tags: Piraten