The Broken God (Gareth Hanrahan)

Orbit (Mai 2021)
Paperback
608 Seiten, 12,55 EUR
ISBN: 978-0356514369

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Enter a city of dragons and darkness . . .

The Godswar has come to Guerdon, dividing the city between three occupying powers. A fragile armistice holds back the gods, but other dangerous forces seek to exert their influence. Spar Idgeson, once heir to the brotherhood of thieves has been transformed into the living stone of the new city. But his powers are failing and the criminal dragons of the Ghierdana are circling.

Meanwhile, far across the sea, Carillon Thay—once a thief, a saint, a god killer; now alone and powerless—seeks the mysterious land of Khebesh, desperate to find a cure for Spar. But what hope does she have when even the gods seek vengeance against her?


Rezension

„The Broken God“ knüpft an das Ende von „The Shadow Saint” an: Guerdon ist in mehrere Besatzungszonen aufgeteilt und die verschiedenen Fraktionen, die Anspruch auf die Stadt erheben, halten sich gegenseitig unter Kontrolle. Eladora, die eine wichtige Rolle dabei gespielt hat, dieses Arrangement auszuhandeln, tut alles, was in ihrer Macht steht, um diesen brüchigen Frieden zu wahren – darunter auch einige zwielichtigere Dinge. Während sie in „The Shadow Saint“ eine der Hauptfiguren war, ist sie hier eher eine Antagonistin, die auch nur wenige direkte Auftritte hat.

Stattdessen liegt der Fokus wieder mehr auf Cari. Weil Caris Freund Spar, der Schutzpatron der neuen Stadt, der durch das „Gutter Miracle“ am Ende von „The Gutter Prayer“ mit der Stadt verschmolzen ist, sich selbst zu verlieren droht, verlässt Cari Guerdon. Sie hofft, bei den Gelehrten in Khebesh Hilfe für Spar zu finden. Guerdon zu verlassen bedeutet auch, dass sie ihre Macht als „Saint of Knives“ zurücklässt. Sie kann sich also nur auf ihre menschliche Stärke und Geistesgegenwart verlassen, als sie sich einer durch den Krieg der Gottheiten veränderten Welt und einem rachsüchtigen Mitglied einer von Drachen geführten Piratenfraktion (den Ghierdana) gegenübersieht. Caris Weg ist auch ein Stück weit ein Weg in die Vergangenheit, weil sie Orte und Menschen wiedersieht, die sie auf ihrer ersten Flucht aus Guerdon kennengelernt hat. Sie ringt mit der Verantwortung und Schuld, die ihr durch die Rolle, in die sie hineingeboren wurde, aufgezwungen worden sind.

Unterdessen ist ein anderes Mitglied der Ghierdana in Guerdon unterwegs: Rasce will nichts mehr, als die Gunst seines „Großonkels“, eines Drachens, zu gewinnen, und versucht, die Kontrolle über die Unterwelt und einen Teil der Wirtschaft Guerdons an sich zu reißen. Dabei kreuzt sich sein Weg mit dem des Diebs Baston, der nicht zum ersten Mal dafür eingespannt wird, brutal den Willen eines Anführers durchzusetzen. Bastons Geschichte und Pragmatismus steht gegenüber, dass er aufrichtig besorgt um seine Familie ist und wie Spar und dessen Vater von einer gerechteren Welt träumt. Doch überraschenderweise ist es Rasce, der mit einer recht unsympathischen Ansprungshaltung unterwegs ist, mit dem Spar Kontakt aufnimmt.

Schließlich laufen alle diese Plotfäden wieder in Guerdon zusammen. Ich war davon ausgegangen, dass es sich bei dem Buch um den letzten Band einer Trilogie handelt und daher am Ende ziemlich irritiert, weil das Ende für den Abschluss einer Serie nicht spektakulär genug war und zu viele lose Fäden bleiben. Als Ende eines mittleren Bandes ist es jedoch absolut in Ordnung und deutet eine interessante Entwicklung für den nächsten Band an. Allerdings fühlt sich der Plot manchmal ziellos an: Einige Probleme, die Figuren lösen müssen, haben kein echtes emotionales Gewicht und keinen besonders interessanten Einfluss auf den weiteren Verlauf der Handlung und insgesamt hat sich der Status Quo dafür, wie lang das Buch ist, relativ wenig entwickelt.

Doch wieder einmal überzeugt die Welt, die Hanrahan für seine „Black Iron Legacy“-Reihe geschaffen hat: Hier verbinden sich Gefahr und Trostlosigkeit mit viel, was zum Staunen einlädt. Das Buch beschwört eindrucksvolle und ungewöhnliche Bilder herauf und Andeutungen lassen eine noch größere Welt erahnen. Hanrahan versteht es, Setting und Figuren atmosphärisch zu schildern, aber lässt gerade in Caris Perspektive auch immer wieder poetische Beschreibungen auf bissigen Humor prallen.

Die Figuren des Romans überleben zwischen den Fronten eines Kampfes zwischen Gottheiten, durch den die Realität um sie herum ständig im Fluss ist, aber gleichzeitig ist da auch viel normaler Alltag. Viele der Figuren müssen für ihr Überleben ständig Kompromisse eingehen, aber es gibt auch immer wieder kleine Gesten des Mitgefühls, die vor dem düsteren Hintergrund besonderes Gewicht haben. Nicht alle Figuren überzeugen gleichermaßen – gerade die Ghierdana-Figuren erscheinen teilweise recht eindimensional. Insgesamt setzt sich jedoch der Trend fort, dass die „Black Iron Legacy“-Reihe seit dem Anfang von „The Shadow Saint“ gut darin ist, über normale Menschen in außergewöhnlichen Situationen zu schreiben. Aktuell ist die Serie auf fünf Bände angelegt.


Fazit

Der dritte Band der „Black Iron Legacy“-Reihe hat die gleichen Stärken wie seine Vorgänger: Eine eindrucksvolle, düstere Welt und einige recht überzeugende, moralisch graue Figuren. Nicht alle Figuren haben die gleiche Tiefe und manchmal wirkt die Handlung etwas ziellos, aber insgesamt handelt es sich um eine solide Fortsetzung einer interessanten, bildgewaltigen Serie.


Pro und Contra

+ einprägsames Setting voller atmosphärischer Details
+ Figuren fühlen sich teilweise sehr real an

-Handlung wirkt manchmal ein bisschen ziellos

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Figuren: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis-Leistung: 4/5

Rezension zu „The Gutter Prayer“
Rezension zu „The Shadow Saint“

Tags: Götter, Gareth Hanrahan, Drachen