Die Chimären der Venus Bd.1 ( Alain Ayroles, Étienne Jung)

Verlag: Splitter; (März 2022)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3-96792-169-4

Genre: Science Fiction/ Abenteuer


Klappentext

1873: Während die Großmächte der Erde um die Herrschaft über das Sonnensystem kämpfen, begibt sich die Schauspielerin Hélène Martin an Bord der „Excelsior“ auf eine Reise zur Venus, um nach ihrem Verlobten zu suchen, der dort auf Befehl von Napoleon III. in einem Straflager einsitzt.

Im Universum von „Schloss in den Sternen“ geht die Eroberung des Weltalls weiter!


Rezension

Hélène Martin ist der Star des Pariser Theaters. Für sie hat dies allerdings kaum Bedeutung, da ihr Geliebter, der Poet Aurélien d´Hormont, auf der Venus sein Leben in einem Straflager fristet. Doch dann bekommt sie die Gelegenheit zur Venus zu fliegen. Deren Zivilgouverneur, Herzog von Chouvigny, findet Gefallen an ihr und durch bekommt sie einen Platz an Bord der „Excelsior“. Zur Venus kommt sie also schon mal, aber dort warten viele Probleme auf sie. Zunächst offenbart der Herzog von Chouvigny ihr sein wahres Gesicht, bevor er Hélène und alle anderen Reisenden durch Dummheit und Arroganz in große Gefahr bringt.
Unterdessen flieht Aurélien mit zwei Mitgefangenen und muss auf dem feindlichen Planeten, auf dem es Dinosaurier gibt, ums Überleben kämpfen.

Alex Alice hat mit Das Schloss in den Sternen eine wunderbare, phantastische Welt geschaffen, bei deren Schöpfung er klar von Jules Verne inspiriert wurde und ebenso auch vom Märchenkönig Ludwig II., alten Konzepten der Physik und den Pulpautoren anfangs des 20. Jahrhunderts. In der Tradition all dessen ist Das Schloss in den Sternen zu sehen und er hat mit diesem Comic die Tür zu einem phantastischen Erzähluniversum geöffnet. So kommt es, dass nun Alain Ayroles und Étienne Jung eine Parallelgeschichte im Universum von Das Schloss in den Sternen erzählen, wie auch der Untertiteln von Die Chimären der Venus lautet. Dabei versucht Alain Ayroles gar nicht erst, die Mutterserie einfach zu kopieren, sondern geht seine eigene Wege im Genre des Abenteuercomics und schöpft aus dem Vollen bei den Möglichkeiten, die ihm das Universum von Alex Alice bietet. Vor dem Hintergrund von politischen Verwicklungen, erzählt er die Geschichte von Hélène Martin, die ihren Geliebten, der von Napoleon III. auf die Venus verfrachtet wurde, versucht zu retten. Hélène ist ein unheimlich gut geschrieben. Sie ist stark, wenn sie es sein muss, aber auch verletzlich. Sie ist keine Überheldin, die alles kann, sondern sie passt in die Erzählzeit und beweist dennoch immer wieder Stärke. Gerade der Kontrast zwischen ihr und dem Herzog von Chouvigny verdeutlicht dies mehr als alles andere. Auch die anderen Charaktere werden effektiv und ausreichend herausgearbeitet und sind entweder sympathisch oder einfach widerwärtig und abstoßend.
Dazu kommen zwei Handlungsstränge, die es etwas in sich haben. Zum einen ist der neue Zivilgouverneur, der Herzog von Chouvigny, mehr an seinem eigenen Profit interessiert und stets mit dem Militärgouverneur General Martin im Konflikt, was zu gefährlichen Situationen führt, zum anderen ist da die Flucht von Aurélien, die im weiteren Verlauf noch um einiges wichtiger werden wird.
Zwar ist das Ganze nicht gerade neu, aber es ist ein wunderbare Hommage an den Pulp, mit seiner außergewöhnlichen Art des Reisens im Weltraum, Dinosauriern und finsteren Verschwörern. Und eben als Hommage an den Pulp sollte Die Chimären der Venus gelesen werden. Dann entfaltet der Comic seine Wirkung vollends und weiß umso mehr zu begeistern.

Ohne Ètienne Jung würde das alles allerdings nicht aufgehen. Seine farbenprächtigen, verspielten Zeichnungen tragen dazu bei, die passende Atmosphäre für die Geschichte zu erzeugen. Egal ob es Dinosaurier, Zeppeline, der Weltraum oder die Fauna der Venus ist, Ètienne Jung gestaltet all dies auf wunderbare Weise und auch wenn er nicht realistisch zeichnet, sind seine Gesichter ausdrucksstark und Hintergründe, Tiere und Ungeheuer sehr detailliert. Häufig erinnern seine Bilder stilistisch an einen Zeichentrickfilm von Disney und unter anderem dadurch wirkt alles recht dynamisch.


Fazit

Die Chimären der Venus sieht einfach wunderbar aus und entführt den Leser in eine Zeit, als im Science Fiction- und Abenteuergenre keine Idee zu verrückt war, um ihr nicht den Anschein von Wissenschaft zu geben. Der erste Band macht definitiv Lust auf mehr.


Pro & Contra

+ farbenfrohe Zeichnungen
+ eigenständig und doch klar Teil der Welt von Das Schloss in den Sternen
+ gut geschriebene Charaktere
+ Hommage an den Pulp

Bewertung:

Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln aus der Welt von Das Schloss in den Sternen:

Rezension zu Das Schloss in den Sternen Bd.1
Rezension zu Das Schloss in den Sternen Bd.2
Rezension zu Das Schloss in den Sternen Bd.3