Verlag: Splitter; (April 2022)
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten; 39,80 €
ISBN-13: 978-3-96792-199-1
Genre: Dystopie
Klappentext
Das Jahr 2033. Der verheerende Atomkrieg, der die Welt in eine radioaktive Ödnis verwandelt hat, zwang die Bewohner Moskaus dazu, in der Metro Zuflucht zu suchen. Über die Jahre entwickelten sich die Stationen der U-Bahn zu regelrechten Staaten, die Handel und auch Krieg miteinander treiben. An der Oberfläche, so heißt es, durchstreifen mutierte Monstrositäten und Schlimmeres die verstrahlten Ruinen der Metropole. Dorthin wagen sich nur Schatzsucher und Wahnsinnige – aber wo ist da der Unterschied? Einer dieser Abenteurer beauftragt den jungen Artjom, durch die Metro zur Polis zu reisen, um einen Mann namens Kommandant Melnik zu finden und ihn vor den „Schwarzen“ zu warnen – menschenähnlichen Mutanten, die Artjoms Heimatstation bedrohen …
Rezension
Im Jahr 2033 lebt die Bevölkerung Moskaus unterirdisch in den Tunneln und Stationen der Metro. Die Oberfläche wurde durch einen atomaren Krieg verheert und Leben auf der Oberfläche scheint unmöglich. Innerhalb der Metro hat sich eine neue Gesellschaft gebildet, die aus verschiedenen „Staaten“ besteht, von denen jeder für sich meist eine Station beansprucht. In dieser Welt ist Artjom aufgewachsen und nun sichert er als Ranger die Metro und vor allem seine Station die WDNCh gegen alle Feinde, egal ob von innen oder außen, ab. In letzter Zeit hat er Träume und Visionen von den „Schwarzen“, menschenähnlichen Mutanten, die sich der Station immer wieder nähern und wie es aussieht hat Artjom als Jugendlicher dafür gesorgt, dass sie in die Metro eindringen können. Als er dies dem Stalker Hunter erzählt, bricht dieser auf, um das Problem mit den „Schwarzen“ zu lösen. Falls er nicht zurückkehrt soll Artjom zur Polis aufbrechen und sie vor der Gefahr warnen. Artjom wartet und muss dann schließlich aufbrechen. Und so beginnt eine seltsame Odyssee für ihn, bei der die Neonazis und ihr Viertes Reich noch das kleinste Problem für ihn sind.
Als Dmitry Glukhovskys Roman Metro 2033 erschien, wurde er direkt zu einem Bestseller und zog nicht nur zwei Fortsetzungen des Autors nach sich, sondern eine Vielzahl anderer medialer Umsetzungen. Andere Autoren griffen die Welt Metro 2033s auf, Computerspiele erschienen und eine filmische Umsetzung ist ebenso im Gespräch. Glukhovsky hat mit seiner düsteren Dystopie also einen Nerv getroffen und dies liegt nicht an der von ihm geschaffenen Welt, sondern vor allem auch an der komplexen Handlung, die vor allem davon erzählt, was sich Menschen trotz großer Katastrophen antun können. In der Welt von Metro 2033 gibt es kaum Hoffnung auf Besserung und dies wird mit einer dichten Atmosphäre erzählt.
Nun also liegt die Gesamtausgabe der Comicumsetzung von Peter Nuyten vor. In vier Alben erzählt er von der Odyssee Artjoms durch die Metro Moskaus. Während seiner Reise begegnet er unterschiedlichen Gruppierungen, die alle ihre eigenen Absichten hegen. Die Metro wird zu einem Spiegelbild der Welt und Weltanschauungen, die von Dmitry Glukhovsky kommentiert werden und bei denen er jeweils klar Stellung bezieht. Am eindringlichsten sind vielleicht die Szenen im Vierten Reich, in der die ganze verbrecherische Natur und Morallosigkeit klar zur Sprache kommt. Neben der eigentlichen postapokalyptischen Handlung werden so mehrfach philosophische Fragen thematisiert und gerade das Ende ist ein Musterbeispiel hierfür.
Peter Nuyten hat Metro 2033 auf ca. 220 Seiten kondensiert und musste dafür die Handlung verdichten und auf das ein oder andere Detail verzichten, den Kern des Romans konnte er jedoch bewahren und so erlebt auch der Comicleser eine düstere Vision der Zukunft, die in Zeiten des Ukrainekrieges nur umso beklemmender ist. Sicher fehlen manche Informationen, die nicht unwichtig gewesen wären, gerade das Ende profitiert davon, wenn der Roman vorher gelesen wurde, jedoch bleibt Metro 2033 einfach eine starke und gute Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Wer den Roman noch nicht kennt, wird vermutlich nach dem Lesen des Comics sicher dazu greifen, um tiefer in diese Welt einzutauchen. Egal aber ob Fan oder Erstleser die Comicumsetzung lohnt sich so oder so. Als besonders gelungen anzusehen, das sei noch erwähnt, ist, dass einige Phrasen im Russischen gelassen wurden, die als Fußnote übersetzt werden, was der ganzen Atmosphäre und dem Hintergrund zuträglich ist.
Neben der Arbeit als Autor hat Peter Nuyten ebenso die Verantwortung als Zeichner übernommen und hat dafür den perfekten Stil gewählt. Er benutzt einen sehr detaillierten und realistischen Ansatz, der häufig auf die Personen konzentriert ist und damit eine beklemmende, freudlose Atmosphäre heraufbeschwört, die zum Leben in der Moskauer Metro passt. Wenn es die Geschichte erfordert, kann er aber auch beeindruckende Bilder erschaffen. Gerade die erste Seite ist ein Paradebeispiel hierfür, aber auch einige Szenen an der Oberfläche. Bei der Farbauswahl beschränkt er sich hauptsächlich auf dunkle, erdige Töne, die die hoffnungslose Atmosphäre weiter herausarbeiten.
Der Band wird mit interessantem Bonusmaterial abgerundet, in der auf die Entstehung des Comic eingegangen wird und in dem Peter Nuyten, der ein großer Fan von Metro 2033 ist, allgemein über das Genre der postapokalyptischen Dystopie und spezifisch über Metro 2033 schreibt.
Fazit
Peter Nuyten setzt Metro 2033 gelungen als Comic um, der neugierig auf den Roman macht, aber auch für sich alleine stehen kann. Dmitry Glukhovskys Dystopie verliert jedenfalls nicht wesentlich an Kraft und Eindringlichkeit.
Pro & Contra
+ destilliert das Wichtigste aus dem Roman
+ Atmosphäre
+ gute und passende Zeichnungen
+ informatives Bonusmaterial
0 einige Details fehlen
Bewertung:
Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Dmitry Glukhovsky:
Rezension zu Metro 2033 (Roman)