Die Knochenschiffe – Die Gezeitenkind-Trilogie Bd.1 (R.J. Barker)

Verlag: Panini; (März 2022)
Taschenbuch: 608 Seiten; 17 €
ISBN-13: 9783833241819

Genre: Fantasy


Klappentext

Zwei Nationen im Krieg.
Ein unermesslicher Schatz.

Seit Generationen bauen die Einwohner der Hundertinseln ihre Schiffe aus den Knochen der alten Drachen, um ihren endlosen Krieg zu führen. Die legendären Riesenechsen sind zwar längst verschwunden, doch die Kämpfe um die Vorherrschaft dauern an.

Doch nun wurde seit Jahrhunderten zum ersten Mal wieder ein Drache gesichtet und die verfeindeten Nationen sehen ihre Chance gekommen, das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten zu verändern: Nur wer den Drachen fängt, gewinnt den Krieg und den Ruhm.


Rezension

Joron Twiner ist gelinde gesagt eine Katastrophe als Schiffsfrau eines Schiffes. Statt seine Mannschaft zu führen und mit ihr in See zu stechen, versteckt er sich, sein Knochenschiff und die Mannschaft auf einer Insel. Während des Aufenthaltes ist sein einziges Ziel sich zu betrinken. Denn  die Gezeitenkind ist ein Schwarzes Schiff, auf dem Verbrecher Dienst tun, ohne Aussicht je wieder aus dem Dienst entlassen zu werden, es sei denn sie sterben. Alles ändert sich, als die Glückliche Meas auftaucht und das Kommando übernimmt. Sie bringt die Mannschaft auf Vordermann, trainiert mit ihnen hart und so langsam wird auch Joron ein Seemann. Und erst als sie die Loyalität der Mannschaft besitzt, vertraut Meas Joron ihren Plan an, den schon viel zu lange währenden Krieg zu beenden, der die Welt zerreißt. Alles was sie dafür tun müssen, ist den ersten Drachen, der seit Jahrhunderten gesehen wurde, zu töten und so den Rohstoff für den Bau von Knochenschiffen nicht wieder zur Verfügung zu stellen.

Eine Welt des Wassers und weniger Landmassen hat R.J. Barker mit Die Knochenschiffe geschaffen. In dieser Welt in der die Schiffe aus Drachenknochen bestehen, indem die Menschen zumindest in einem Reich in einem Matriarchat leben, herrscht seit sehr langer Zeit Krieg. Der Grund wurde mittlerweile vergessen und dennoch ist der Hass zwischen den Völkern nur größer geworden. Die Ressourcen für den Bau der Schiffe, die Drachenknochen, werden immer knapper. Da ist es nur verständlich, dass das Auftauchen eines Drachen, die als ausgestorben gelten, für Aufregung sorgt. Viel Konfliktpotential ist vorhanden und sobald die Handlung so weit ist, dass endlich enthüllt wird, worum es eigentlich geht, nimmt sie auch richtig Fahrt auf und es entsteht Spannung, nur leider dauert es lange, bis dieser Punkt erreicht ist.

R.J. Barker lässt sich Zeit, viel Zeit bis die eigentliche Handlung über Joron Twiner und die Glückliche Meas in Gang kommt. Durch etwas über die Hälfte des Romans muss sich der Leser mal mehr, mal weniger quälen, bevor RJ Barker beweist, dass er spannend und mitreißend schreiben kann. Bis dahin stellt er seine Welt und seine Charaktere vor. Teilweise bis ins kleinste Detail. Wer nach der Lektüre nicht weiß, wie ein Knochenschiff aufgebaut ist, sollte das Buch ein weiteres Mal lesen. Das Problem dabei ist nur, dass R.J. Barker die Informationen, die er gibt, nicht in Balance hält. Während wie gesagt die Schiffe und der Schiffsalltag genau beschrieben werden, ist es bei dem genauen Aufbau der Welt schon anders. R.J. Barker wirft mit Begriffen um sich, die der Leser mit viel Phantasie für sich erschließen muss, da eine genauere Erklärung fehlt oder er zunächst alleine mit den Worten gelassen wird. Das bremst die Handlung und die Spannung aus. Ebenfalls die Beschreibung der Charaktere. Es ist eigentlich gut, wenn ein Autor sich die Zeit nimmt, seine Charaktere zu entwickeln und sie mit ihren Eigenheiten dem Leser vorzustellen, nur ist es auch hier etwas zu viel. Mit einer deutlichen Straffung bei all diesen Ausarbeitungen von Welt und Charakteren, könnte die Handlung richtig spannend sein. Leider zieht es sich bis zum letzten Drittel, als endlich die wahre Handlung hervortritt. R.J. Barker hat sich keinen Gefallen getan, so ausführlich zu werden.

Wer bis zum letzten Drittel jedoch durchhält, der wird mit einer Handlung belohnt, die politische Intrigen mit Kämpfen, Seefahrt und Drachen verknüpft und dabei zu überraschen vermag. Das Ende ist ganz stark und wäre der Roman von Anfang an so geschrieben worden, dann wäre bereits dieser Auftakt in die Gezeitenkindtrilogie ein Muss zu lesen. Da Die Knochenschiffe aber erst so zäh ist, bleibt ein solider Auftakt, der durch sein Ende Hoffnung für die weitere Reihe macht.


Fazit

Die Knochenschiffe leidet unter dem anfänglichen langsamen Tempo, wird aber in seinem Verlauf dann doch noch spannend und interessant. Der solide Grundstein für eine möglicherweise überraschende und ungewöhnliche Fantasysaga ist gelegt. Jetzt muss R.J. Barker nur das Tempo und die Spannung der letzten Seite in die Fortsetzung transportieren.


Pro & Contra

+ anfängliche zäh
+ zu detailliert und gleichzeitig dann doch nicht, da vieles auch noch nicht erklärt wird
+ Konzept des Windflüsterers ist interessant

Bewertung:


Charaktere: 4/5
Handlung: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von RJ Barker:

Rezension zu Der Ruf der Knochenschiffe