Mrs. Wilcox und der Teufel in Prada (Emilie Richards)

Verlag: Mira, August 2009
Originaltitel: Beware of false profits,
übersetzt von Katja Henkel
TB, 352 Seiten, € 7,95
ISBN: 978- 3899416428

Genre: Häkelkrimi


Klappentext

Hoch und heilig hatte Pfarrersfrau Aggie Wilcox versprochen, nicht wieder die Detektivin zu spielen! Aber dann verschwindet Joe Wagner, Chef der örtlichen Hilfsorganisation Helping Hands, spurlos. Ausgerechnet im verruchten Pussycat Club in New York wurde er zum letzten Mal gesehen als Star einer Transvestitenshow! Als seine Frau nicht sonderlich besorgt ist, kurz darauf die Bürgermeistergattin vergiftet wird, und die Lagerhalle der Helping Hands in Flammen aufgeht, gibt es für Aggie kein Halten mehr. In Gottes Namen ermittelt sie und entdeckt, dass der Teufel manchmal sehr wohl Prada trägt…


Die Autorin

Bevor Emilie Richards mit dem Schreiben begann, studierte sie Psychologie. In ihrem preisgekrönten, spannenden Romanen zeigt sie sich als fundierte Kennerin der menschlichen Seele. Nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt in Australien wohnt die erfolgreiche Autorin heute mit ihrem Mann, einem Pfarrer, in North Virginia.


Rezension

Nach der Toten auf der Terrasse und der mörderischen Bescherung ermittelt die Pfarrersfrau Aggie Wilcox mal wieder. Eigentlich wollte sie ja nach den letzten Ereignissen nicht mehr, aber da sie so nett gebeten wird, kann sie auch nicht nein sagen. Und es interessiert sie ja auch brennend, was mit Joe und Hazel, der Bürgermeistergattin, passiert ist. Sie will doch nur helfen, und so stolpert sie wieder in unmögliche Situationen und entdeckt mit ihrem kriminalistischen Instinkt das ein oder andere Geheimnis.

Der Reiz dieser Bücher liegt eindeutig in der beschaulichen, ländlichen Atmosphäre, in die Aggie mit ihrer Familie gezogen ist. Ihr Mann Ed wollte eine ruhige Kirchengemeinde, in der wenig passiert und er sich mit seinen Gemeindemitgliedern beschäftigen kann. Aber Aggie scheint das Verbrechen anzuziehen wie das Licht die Motte. Skurrile Nebencharaktere, liebenswürdig oder Furcht einflössend bestimmen die Atmosphäre in der Geschichte. Eine ganz wichtige Rolle spielt dabei eine Punschschüssel, es ist jedes Mal wieder hochinteressant, was ihr wieder einfällt, um im Mittelpunkt zu stehen. Aggie und die Schüssel - eine Geschichte, bizarr und verrückt, aber immer wieder irgendwie witzig. Und sie entwickelt sich zu einem Running Gag in den Büchern, man darf noch sehr gespannt sein, was Emilie Richards wohl noch dazu einfällt.

Neben Aggie gibt es noch einige immer wiederkehrende Charaktere, die alle ihre Rolle haben. Als erstes natürlich ihren Mann Ed, der zum ersten Mal mehr als nur eine Nebenrolle in der Geschichte hat. Blieb er in den vorherigen Büchern doch immer etwas blass und unscheinbar, so ist er diesmal von Anfang an involviert und mit seinem liebenswürdigen Charakter ist er eine Bereicherung für die Geschichte. Dann sind da natürlich noch ihre Töchter Deena und Teddy, die beide ihre besonderen Gaben haben und maßgeblich zur Aufklärung des Falles beitragen. Ihre Freundin Lucy darf natürlich auch nicht fehlen genauso wie der charmante Detektiv Roussos. Neu hinzugekommen ist ihre Mutter Junie, ein Alt-Hippie, die sich bei Aggie niederlassen möchte und einen Quilt-Laden eröffnen wird. All diese Charaktere und natürlich die etablierten Mitglieder der Frauenvereinigung, die selbst gestandene, selbstbewusste Gemeindemitglieder vor Angst erzittern lassen, machen dieses Buch wieder zu einem höchst vergnüglichen Lesegenuss.

Emilie Richards ist es gelungen, sich noch weiter zu steigern. Diente das erste Buch noch mehr oder weniger zur Einführung der Personen, war das zweite schon ein Einstieg in die Abgründe einer Dorfgemeinschaft. Im dritten zeigt sie dann, was sie schriftstellerisch kann und läuft fast zur Höchstform auf. Wir können uns hoffentlich noch auf viele weitere Fälle mit Aggie und ihren Lieben freuen, das Potential ist hier noch lange nicht ausgeschöpft. Das Genre der Häkelkrimis, die ihren Ursprung bei Miss Marple haben, wird immer beliebter. Recht unblutig, dafür aber mit einer behaglichen Atmosphäre ist dieses Genre ein Zwischending zwischen einem Krimi und einer eher vergnüglichen Milieustudie und damit auch für eher zartere Gemüter geeignet, die nicht auf eine spannende Ermittlung verzichten möchten.

Allerdings ist der Klappentext eine kleine Frechheit, er verrät schon viel zu viel von der Geschichte. Hier sollte der Verlag doch wirklich vorsichtiger agieren, wenn zu viel verraten wird, lähmt das erheblich den Lesespaß. Ansonsten ist das Buch wieder in gewohnt guter Qualität von Mira, dicke Seiten, augenfreundliche Schrift und ein angenehmer Preis.


Fazit

Aggie Wilcox läuft zur neuen Höchstform auf. Skurrile Charaktere und ein interessanter Plot machen das Buch zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Mittlerweile fühlt sich der Leser schon als weiteres Familienmitglied in dieser warmherzigen, aber etwas verrückten Pfarrersfamilie, und kann es gar nicht abwarten, mit Aggie mal wieder die Abgründe menschlicher Bosheiten zu erkunden.


Pro und Contra

+ lauschige Atmosphäre
+ skurrile Charaktere
+ liebenswürdige Nebendarsteller
+ interessantes Mordmotiv
+ die Punschschüssel

- manchmal etwas zu beschaulich

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5