Verlag: Splitter; (Juni 2022)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3-95839-516-9
Genre: Fantasy
Klappentext
Die sorglose Kindheit der kleinen Sangre endet an dem Tag, als ihre Familie vor ihren Augen von finsteren Piraten ermordet wird. Dieser Schock löst bei ihr ein Stottern aus. Zehn Jahre später macht sie sich daran, die Verbrecher einen nach dem anderen aufzuspüren.
Ihre Suche nach Hovanne, der Unschlüssigen, führt sie nach Mi-Ho Dwygg. Diese Eiswelt wird von den Dwyggs beherrscht, einem Volk, das unempfindlich ist gegenüber Kälte und in Eispalästen lebt, die auf dem Packeis dahintreiben. Aber Hovanne hat die Fähigkeit, ihre Gestalt zu verändern, und es ist nicht einfach, sie unter den jungen Frauen in der Villa Mermillade ausfindig zu machen.
Rezension
Auf der Suche nach den Piraten, die ihre Familie töteten, gelangt Sangre nach Hi-Mo-Dwygg. Einer Welt des Eises, deren Gesellschaft zweigeteilt ist. Und zwar in die Dwyggs, die aufgrund ihrer Kälteunempfindlichkeit über alles herrschen und die Rigids, die ihnen als Diener bereitstehen und die die Kälte spüren können. Die wichtigsten Häuser leben in Eispalästen auf dem Packeis. Sangre schafft es von einer Familie in ihren Palast eingeladen zu werden und so lernt sie die Gesellschaft näher kennen und kommt Hovanne immer mehr auf die Spur, bis es am Ende zu einem dramatischen Finale kommt.
Die bisherigen zwei Bände von Sangre erzählten innerhalb der übergeordneten Rachegeschichte, immer auch eine eigenen Binnenhandlung in der Sangre aktiv war und eingriff. Gerade der Vorgänger ist ein Paradebeispiel hierfür. Dies bekommt der Leser in Hovanne, die Unschlüssige nicht. Sangre ist hier eher eine Beobachterin, die die Bräuche des Volkes der Dwyggs und der Rigids kennenlernt, ihnen teilweise folgt und sie begleitet. Richtig eingreifen tut sie hingegen nicht. Auch sonst plätschert die Handlung, was sie angeht, etwas dahin. Die Intrigen des Herrschenden und damit der restlichen Charaktere treten zwar zutage, aber auch sie sind nicht wirklich das Zentrum des Bandes. Vielmehr konzentrieren sich Christophe Arleston und Adrien Floch auf die Welt Mi-Ho-Dwygg an sich, die so einiges zu bieten hat. Angefangen von der Natur und den daraus resultierenden Gegebenheiten für den Bau von Gebäuden, bis hin zu der Zweiteilung des Gesellschaft und den Konsequenzen für die dort Lebenden, ist alles sehr gut durchdacht. Hierdurch entsteht ein faszinierendes Bild einer Gesellschaft, die früher oder später zum Untergang verurteilt ist, wofür in letzter Konsequenz Sangre auch sorgt und damit ihren größten Beitrag zur Handlung leistet. Nur die Charaktere hätten gerne etwas weniger schwarz-weiß sein dürfen. Das Fehlen einer packenden und wirklich interessanten Handlung wird durch die Präsentation der Welt weitestgehend ausgeglichen, so dass Hovanne, die Unschlüssige nicht zum Flop wird, sondern noch sehr gut unterhält. Aber beim nächsten Band sollte es wieder mehr Inhalt geben. Der Klappentext gibt übrigens etwas zu viel preis, so dass die große Überraschung am Ende nicht ganz so überraschend ist, andererseits dürften erfahrene Fantasyleser recht schnell auf diese kommen.
Adrien Floch schwächelt ähnlich Christophe Arleston etwas. Wenn es um Landschaften und Gebäude geht, kann er, wenn er will, nach wie vor beeindrucken. Dann ist er detailreich, üppig und atemberaubend in seiner Gestaltung der Bilder. Die Kälte der Welt und des Eises fängt er in seinen Bildern unterstützt von Claude Guths Farbgebung perfekt ein. Seine Kreaturen sind kreativ, phantasievoll und furchteinflößend. Leider ist gerade zum Ende hin zu sehen, dass er es sich oft etwas zu einfach bei den Charakteren und speziell ihren Gesichtern macht. Diese sind häufig etwas einfach gestaltet und nicht mehr so aussagekräftig, wie in den Vorgängern oder auch auf den ersten Seiten des Bandes. Das ist zwar zu verschmerzen, da der Rest so gut von ihm gezeichnet und gestaltet wurde, sorgt aber dafür, dass die Zeichnungen nicht ganz so gut wie wirken, wie gewohnt.
Fazit
Hovanne, die Unschlüssige legt mehr Wert auf die Welt, als auf die Handlung. Da die Welt so kreativ von Arleston und Floch gestaltet wurde, geht das Konzept auf. Aber beim nächsten Mal darf es wieder mehr Handlung sein. Der Band ist mit Sicherheit nicht schlecht, aber der große Wurf ist er im Vergleich mit den anderen beiden Bänden der Reihe eben auch nicht.
Pro Contra
+ eine faszinierende, kreative neue Welt
+ viele tolle Ideen für den Hintergrund
+ am Ende darf Sangre für Gerechtigkeit sorgen
0 Sangre lange ungewohnt passiv
0 die Handlung steht mehr im Hintergrund
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Arleston und Floch:
Rezension zu Sangre Bd.1
Rezension zu Sangre Bd.2