Schlange und Speer Bd.2 - Leeres-Haus (Hub)

Verlag: Splitter; (Oktober 2022)
Gebundene Ausgabe: 112 Seiten; 25 €
ISBN-13: 978-3-96219-561-8

Genre: Historik/ Thriller


Klappentext

Reich der Azteken, 1454

In Tenochtitlan, der Stadt im See, kursieren seit einiger Zeit Gerüchte. Überall im Reich, bis in die entlegensten Winkel, tauchen die Mumien von Mädchen auf, die allesamt grausam ermordet und auf die gleiche Weise zugerichtet worden sind.
Um jede Unruhe zu vermeiden, versuchen die Stadtoberen, die Angelegenheit zu vertuschen. Mit der Untersuchung des Falls wird insgeheim Schlange beauftragt, ein skrupelloser, aber sehr effizienter Funktionär. Der einflussreiche Priester Cozatl wiederum fürchtet aufgrund gewisser Indizien, dass die Morde in Zusammenhang mit dem Orden stehen, den er leitet. Er will darum so schnell wie möglich seinen alten Freund Augen-Speer davon überzeugen, parallele Ermittlungen aufzunehmen. Schlange und Augen-Speer kennen sich allerdings schon seit ihrer Schulzeit, und ihr Verhältnis war stets angespannt gewesen.
Wer von den beiden wird nun dieses dunkle Rätsel als Erster lösen?


Rezension

Das Reich der Azteken wird von mehreren Morden erschüttert. Überall werden Mumien von Mädchen gefunden. Selbst in der Hauptstadt Tenochtitlan. Deswegen wurde Augen-Speer von seinem Freund und Priester Cozatl engagiert, den Täter zu finden, den dieser in den Reihen seines Ordens vermutet. Zeitgleich ermittelt Schlange im Auftrag der Obrigkeit. Augen-Speer und Schlange sind sich seit ihrer Kindheit und Jugend nicht grün und als Schlange mitbekommt, dass Augen-Speer zurück in Tenochtitlan ist, versucht er Augen-Speer dazu zu bringen, die Stadt zu verlassen, in dem er dessen Schwestern als Druckmittel benutzt. Doch die Situation ändert sich rasch und Augen-Speer wird dringender denn je benötigt. Der hat im Übrigen eine erste Spur zum Mörder und die führt ihn in die gemeinsame Vergangenheit mit Schlange und Cozatl und ihrer Ausbildung in der Schule.

Die Serienkillerjagd im Reich der Azteken geht mit Leeres-Haus in die zweite Runde. Und diese gestaltet Hub praktisch genauso gut, wie den Auftakt. Wieder ist die viele Recherche, die er geleistet haben muss, zu erkennen. Er baut viele Begriffe aus dem Nahuatl ein, nimmt Bezug auf Rituale und Folklore und erweckt so eine vollkommen fremde Welt, die selten in Büchern und Filmen behandelt wird, zum neuen Leben. Als Leser wird man direkt in eine Welt versetzt, die atmet und mit Leben erfüllt ist. Zu keinem Zeitpunkt entsteht der Eindruck, sie solle nur zur Bebilderung dienen und einen netten Hintergrund geben. Sie ist genauso Teil der Handlung und wichtig für die Geschichte wie die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander. Dies wird spätestens dann klar, wenn Priester des Tlaloc auftauchen oder eine weitere Mumie gefunden wird. Auch Augen-Speers Lehrmeister Schatten-Berg trägt hierzu bei, indem er von seiner Vergangenheit erzählt. Allein wegen der Darstellung der Welt der Azteken lohnt sich das Lesen von Schlange und Speer. Aber da sind auch noch die Charaktere und die Geschichte.
Und beide Aspekte können überzeugen, da sie sehr gut miteinander verzahnt sind und einander bedingen. Denn der Fall führt Augen-Speer in seine eigene Vergangenheit und zu seinen Mitschülern und Ereignissen, die sich damals abspielten. Denn auch zu seiner Schulzeit gab es bereits Morde an Mädchen. Durch diese Rückblicke, die den Großteil des Bandes bestimmen, steigert Hub tatsächlich die Spannung, anstatt die Handlung auszubremsen, was einen guten von einem schlechten Erzähler unterscheidet. Dies erreicht er, in dem er viele Kleinigkeiten einbaut, die beim aufmerksamen Lesen auffallen, und so Hinweise gibt, die zur Lösung des Falles führen könnten, aber nicht müssen. Wie gut er als Erzähler ist, zeigt Hub, als er diesselbe Szene zweimal erzählt und sie in beiden Fällen tatsächlich spannend ist, denn es gibt unterschiedliche Puzzlestücke zu sehen. Die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander werden von Hub immer weiter ausgearbeitet, womit schon alles gesagt ist, ohne zu viel zu verraten. Nur so viel sei erwähnt – Leeres-Haus spielt eine zentrale Rolle beim Lösen des Rätsels und bei Schlange sollte der Leser mal etwas genauer hinschauen. Mit Schlange und Speer beweist Hub, dass er anscheinend keinen schlechten Comic schreiben kann.

Die Zeichnungen überzeugen auf der ganzen Linie. Sehr detailliert in Hintergründen und bei den Charakteren erzeugen sie eine Atmosphäre, die zu einem Serienkillerthriller passt und dies trotz der vorherrschenden hellen Farben. Die Bilder zeigen eine lebendige Welt, in der nichts statisch wirkt, sondern der eine gewisse Dynamik innewohnt. Einfach gesagt, passen die Zeichnungen zur Geschichte wie die Faust aufs Auge.


Fazit

In Leeres-Haus geht es weniger um die Mordfälle, sondern um die Vergangenheit der Protagonisten und ihre Beziehungen zueinander. Dies ist jedoch genauso spannend geschrieben und inszeniert, zumal die Vergangenheit anscheinend viel mit den Morden zu tun hat. Schlange und Speer bleibt also spannend und Hub ist es gelungen, den nächsten ungewöhnlichen Helden nach Okko aufs Papier zu bringen.


Pro & Contra

+ Charaktere haben alle ihre Eigenheiten
+ komplex und spannend
+ Kaleidoskop einer interessante Welt
+ überrascht immer wieder

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Hub:

Rezension zu Okko Bd.1 – Das Buch des Wassers
Rezension zu Okko Bd.2 – Das Buch der Erde
Rezension zu Okko Bd.3 – Das Buch der Luft
Rezension zu Okko Bd.4 – Das Buch des Feuers
Rezension zu Okko Bd.5 – Das Buch der Leere

Rezension zu Schlange und Speer Bd.1 – Schatten-Berg