Fukushima (Bertrand Galic, Roger Vidal)

Verlag: Cross Cult; (August 2022)
Gebundene Ausgabe: 136 Seiten; 25 €
ISBN-13: 978-3-96658-764-8

Genre: Sachbuch


Klappentext

Am 11. März 2011 löste ein verheerendes Erdbeben vor der Küste Japans einen Tsunami aus, der eines der größten Kraftwerke der Welt, Fukushima Daiichi, erschütterte. Die unvergleichliche Gewalt der Naturkatastrophe führte zu einem technologischen Desaster.

Ein beängstigender Countdown nimmt seinen Anfang … und die ersten fünf Tage sollen sich als entscheidend erweisen. In einer völlig zerstörten Welt, in der die Gebäude in undurchdringliche Dunkelheit getaucht sind, sehen sich die Mitarbeiter des Kraftwerrks mit fatalen Explosionen und giftiger Strahlung konfrontiert.

Unter der Leitung von Masao Yoshida, dem Betriebsleiter der Anlage, legen die Mitarbeiter großen Mut, Einfallsreichtum und einen unglaublichen Opfersinn an den Tag, um sich diesem schrecklichen Unglück entgegenzustellen.

Einige Monate später bittet eine Untersuchungskommission Yoshida zu Wort, um das Ausmaß der Katastrophe zu begreifen, mit der sie konfrontiert waren.

Dies ist sein Bericht.


Rezension

Am 11. März wird Japan von einem Erdbeben erschüttert und ein Tsunami rast auf die Küste zu. Dort steht das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi und es kommt zu einer der schlimmsten Katastrophen der Menschheit.

Es gibt Ereignisse, die sich tief in das kollektive Gedächtnis der Menscheit eingraben und Fukushima gehört definitiv hierzu. 25 Jahre nach Tschernobyl war Fukushima die zweite große atomare Katastrophe in Friedenszeiten, der sich der Menschheit gegenübersah. Und beim Lesen des Berichtes, der in diesem Comic bebildert und aufbereitet wurde, drängt sich der Eindruck auf, dass die Menschen nichts dazu gelernt haben. Bei Tschernobyl war es bereits so, dass die Verantwortlichen ihren Kopf retten wollten und deswegen viel zu spät wichtige Entscheidungen trafen und auch im Falle Fukushimas bekommt der Leser den Eindruck, dass diejenigen, die darum kämpften, dass es eben nicht zur Kernschmelze kommt, von ihren weit entfernten Vorgesetzten allein gelassen wurden. Bloß nicht das Gesicht verlieren, war teilweise das Motto.
Dafür muss jedoch vor jedem einzelnen, der im Kraftwerk war und alles dafür tat, die Katastrophe abzuwenden, der Hut gezogen werden. Solch ein Mut und ein solcher Einfallsreichtum ist einfach nur zu bewundern.
Bertrand Galic stilisiert die Protagonisten jedoch nicht zu Helden oder legt ihnen heldenhafte Worte in den Mund, sondern zeigt sie als Menschen, die einfach tun, was die Situation erfordert. Er zeigt ihre Verzweiflung und ihren Mut im Angesicht des Unmöglichen. Und auch wenn nicht jede handelnde Person wirklich existieren mag, dürfte sie eine reale Entsprechung haben. Fukushima ist ein intensives Werk, welches einem mitnimmt und das auf dem Bericht des Betriebsleiters Yoshida basiert. Dieser ist besonders aussagekräftig, da er eben direkt von einem der Anwesenden stammt und am ehesten ein genaues Bild der Geschehnisse zeichnet. Denn bis heute ist noch nicht vollständig geklärt, was genau in Fukushima passiert ist.
Ein paar Dinge sind jedoch klar. Der Damm zum Meer war zu niedrig, die Notfallgeneratoren standen zu tief und ganz im Allgemeinen war die Sicherheit keineswegs unbedingt gewährleistet, was sich eben rächen sollte.
Insgesamt zeichnet der Comic ein bitteres Bild von einem Kampf, den Menschen führen müssen, den andere zwar nicht herbeigeführt haben, aber ihn in Kauf genommen haben.

Roger Vidals Zeichnungen sind effizient. In kühlen Farben inszeniert er die Ereignisse. Wie in einem Dokumentarfilm bringt er die Ereignisse aufs Papier und lässt die Bilder für sich sprechen. Er übertreibt nie bei der Darstellung von Emotionen, akzentuiert nichts in der Form und erzeugt gerade dadurch eine unglaublich dichte Atmosphäre. Er beschränkt sich auf das Wichtigste und dies ist in diesem Fall genau richtig.

Das Bonusmaterial, wenn man es denn so nennen will, besteht aus einem Dossier über Fukushima und Kernenergie im Allgemeinen. Dies fällt zwar nicht gerade üppig aus, ist aber hochinteressant und fügt noch so einige Fakten hinzu, die das Geschehen in den Tagen vom 11. - 16. März 2011 weiter beleuchten.


Fazit

Fukushima ist für jeden etwas, der mehr über die Ereignisse wissen will. Bertrand Galic und Roger Vidal bereiten den Bericht des Betriebsleiters Masao Yoshida leicht verständlich auf und legen damit einen wichtigen Comic vor.


Pro & Contra

+ Dossier am Ende des Bandes
+ Chronologie der Ereignisse wird erzählt
+ übertreibt nicht, sondern ist größtenteils nüchtern

Bewertung:

Aktualität: 5/5
Informationsgehalt: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5