All Lovers Lost - Der Sog der Nacht (Madeleine Puljic)

Taschenbuch
368 Seiten, 12,99 EUR
ISBN: 978-3-426-52827-3

Genre:Dark / Urban Fantasy


Klappentext

Wer wirst du sein, wenn dir die Nacht zu Füßen liegt?

Die Hamburger Medizinstudentin Sina ist ebenso geschockt wie fasziniert, als sie herausfindet, wer der Mann wirklich ist, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hat. Denn Lazar ist ein Vampir – und er bietet Sina weitaus mehr als nur Unsterblichkeit in ewiger Nacht.

Doch der Traum von Liebe wird zum Albtraum, als die beiden auf brutale Weise voneinander getrennt werden. Auf sich allein gestellt in einem Leben, das ihren Prinzipien in allem widerspricht, muss Sina entscheiden, wer sie wirklich sein will: eine verfolgte Kreatur, die der Vergangenheit nachtrauert – oder eine Jägerin, die nach völlig neuen Regeln spielt


Rezension

Die Vampire Lazar und Cassius leben unerkannt im Hamburg. Während Cassius sich über die Jahrhunderte Wohlstand aufgebaut hat und die nächtliche Jagd genießt, leidet Lazar unter seinem Leben als Blutsauger und trinkt nur, wenn es absolut notwendig ist. Beide töten ihre Opfer nicht - im Gegensatz zu einer neuen Vampirin in der Stadt, die eine Spur aus Leichen hinterlässt. Die Medizinstudentin Sina ist eines ihrer Opfer, doch Lazar und Cassius können sie retten. Lazar ist fasziniert von Sina, die ihn zunächst für einen seltsamen, aber charmanten Menschen hält und sich in ihn verliebt. Als sie die Wahrheit erfährt, ist sie schockiert, hält aber an Lazar fest und führt die Beziehung weiter. Vampirjäger zerstören ihr Glück, Sina und Lazar werden getrennt und sie bleibt als neugeborene Vampirin allein zurück in einer Stadt voller Menschen, die für Sina nun Beute sind. Menschen zu verletzen widerspricht ihrem medizinischen Eid, doch zum Überleben braucht sie Blut. Während Sina noch ihren Platz in der Nacht sucht, werden die Vampirjäger auch auf sie aufmerksam und die junge Jägerin wird zur Gejagten ...

"All Lovers Lost" ist düstere Urban Fantasy mit Setting im Hamburg und die Vampire erinnern etwas an Anne Rice' "Interview mit einem Vampir". Während Lazar mit seiner vampirischen Natur hadert und in der Vergangenheit verhaftet ist, genießt Cassius sein Leben in der Nacht und hat sich der modernen Welt angepasst. Lazars Verwandlung war traumatisch, über Cassius erfährt man in der Hinsicht wenig und auch wenn Sina nicht unbedingt freiwillig zur Vampirin wird, findet sie sich relativ schnell damit ab. Dennoch hält sie an ihrem alten Leben fest und führt ihr Studium vorerst weiter. Ihre neugewonnen, vampirischen Fähigkeiten könnten ihr bei der Arbeit sogar helfen, doch sie könnten sie auch verraten und eine gute Absicht in eine Katastrophe verwandeln. So heilt Sina eine Patientin von einem Leiden und verschlimmert dadurch ungewollt eine andere Erkrankung. Vor allem aber fehlt ihr Lazar. Als Geliebter und als Mentor, der ihr zeigt, wie man jagt und dabei unauffällig bleibt.

Die meisten Vampir leben im Verborgenen und töten keine Menschen, immerhin gibt es dank ihrer Fähigkeiten genug Möglichkeiten, an Blut zu kommen - oft ohne dass die Opfer es merken. Vampire können Menschen mental beeinflussen, ihnen die Schmerzen beim Biss nehmen oder ihre Erinnerungen löschen. Bei jedem sind die Fähigkeiten etwas anders ausgeprägt und Sina muss erst herausfinden, was sie kann und wie sie ihre Fähigkeiten einsetzen kann. Nachdem sie die erste Zeit allein überstehen muss und in ihrer Verzweiflung an eine mordende Vampirin gerät, steht ihr später Cassius zur Seite, der sich von einer Nebenfigur zum Protagonisten entwickelt. In der ersten Romanhälfte erfährt man über ihn kaum mehr, als dass ihn mit Lazar eine lange und schwierige Freundschaft verbindet und er besser an die Gegenwart angepasst ist. Dabei erscheint Cassius zunächst arrogant und unnahbar. Sina bringt andere Seiten an ihm zum Vorschein und so erscheint Cassius bald sympathischer als Lazar, zu dem die Melancholie und Verbitterung zwar passt, der dadurch aber auch klischeehaft wirkt.

Die Vampirjäger bleiben dagegen recht blass. Ihr Ziel ist die Tötung aller Vampire, da sie in ihnen nur mordende Bestien sehen. Man wundert sich beim Lesen, warum die Vampirjäger so starr am Bild des Monsters festhalten und sofort mit äußersten Brutalität vorgehen. Sie gehen davon aus, dass Lazar und Cassius hinter den Morden in Hamburg stecken, insofern ist nachvollziehbar, dass sie sie zur Strecke bringen wollen - nicht nachvollziehbar ist jedoch, dass sie offenbar nicht wissen, wie viele Vampire es gibt und dass sie nicht einmal in Betracht ziehen, dass Lazar und Cassius unschuldig sind. Als Vampire sind sie automatisch die Täter. Dafür, dass die Vampirjäger Kontaktpersonen in verschiedensten Bereichen, auch in Behörden, haben, wissen sie erstaunlich wenig über Vampire bzw. Madeleine Puljic zeigt uns nur die vampirhassende, vorverurteilende Seite. Die Actionszenen sind meist kurz und blutig, während der Fokus der Handlung auf der emotionalen Entwicklung der Protagonist*innen liegt.

"All Lovers Lost" reißt auf unter vierhundert Seiten allerdings zu viele Handlungsstränge an. Der Krimiplot bleibt oberflächlich und dient vor allem dazu, eine Gefahr für die Vampire herbeizuführen, da so die Vampirjäger auf sie aufmerksam werden. Die Liebesgeschichte zwischen Sina und Lazar kommt zu einem frühen Ende, das man erst einmal verdauen muss, danach erst geht es um Sinas Leben als junge Vampirin, das insgesamt auch zu knapp geschildert wird. Der Klappentext impliziert da mehr, als die Handlung hergibt, denn auch wenn Sina sich mit ihrem Leben als Vampirin arrangiert und sogar Gefallen daran findet, passt der Begriff "Jägerin" nicht zu ihr. Sie bleibt bis zum Ende eine Verfolgte, die ungewollt in dieses Chaos schliddert und immer wieder strauchelt. Erst am Ende ist sie in der Lage, selbst Entscheidungen zu treffen und auch diese unterliegen einem gewissen Zwang. Die Autorin hält sich dabei die Tür für eine Fortsetzung offen, dennoch kommt "All Lovers Lost" zu einem Ende, mit dem man leben kann.


Fazit

"All Lovers Lost"  ist eine moderne und tragische Vampirgeschichte, in denen die Jäger zu Gejagten werden. Der Roman ist düster-romantisch, aber auch blutig und Sina bleibt wenig Zeit, ihr neues Leben in der Nacht zu entdecken. Leider sind die Vampirjäger recht blass geraten und der Krimiplot dient vor allem dazu, eine permanente Gefahr für die Vampire zu schaffen.


Pro & Contra

+ Urban Fantasy in Hamburg
+ die Vampire sind sehr unterschiedliche Jäger der Nacht
+ gute Balance zwischen düsterer Romantik und blutiger Action
+ Sinas Empathie wird belohnt
+ Lazar und Cassius sind beide auf ihre Art interessant

- schwacher Krimiplot
- überladene Handlung / ungenutztes Potential
- eindimensionale Antagonist*innen

Wertung: sterne3

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu "Zweite Heimat - Die Reise der Celeste"

Tags: Urban Fantasy, Vampire, Hamburg