Einstein (Jim Ottaviani, Jerel Dye)

Verlag: Panini; (Dezember 2022)
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten; 29 €
ISBN-13: 9783741630873

Genre: Biographie


Klappentext

Das Leben von Albert Einstein als packende Graphic Novel

Wenn an Albert Einstein denkt, kommt vielen von uns das berühmte Foto in den Sinn, das ihn mit den wirren Haaren und herausgestreckter Zunge zeigt. Das Bild prägt bis heute den Typus des „zerstreuten Professors“. In Teilen trifft das auch auf den vielleicht genialsten Wissenschaftler aller Zeiten zu: Von Albert Einstein, dem Mann, der mit E=mc^2 das Universum auf den Kopf gestellt hat, ist bekannt, dass er bisweilen so in seine Gedanken vertieft war, dass er alles um sich herum vergaß, sogar das Essen. Außerdem hatte er einen ganz besonderen Humor, hinterfragte alles und was zeitlebens unangepasst. Das brachte das 1879 geborene Genie immer wieder auch in Schwierigkeiten. Doch am Ende blieb mit der Relativitätstheorie ein Vermächtnis, das unsere Welt so verändert hat und noch immer verändert.

Diese packende Graphic Novel fasst das Leben von Albert Einstein in einer grandiosen Geschichte und wundervollen Bildern zusammen und zeigt authentisch nicht nur den genialen Physiker und dessen Errungenschaften, sondern auch den Menschen, den Revolutionär … und natürlich auch den zerstreuten Professor.


Rezension

Biographien können auf vielen unterschiedlichen Wegen angegangen werden. Man kann das Lebenswerk einer Personen betrachten, ihr Privatleben, ihre Schriften und persönlichen Briefe oder alles gemeinsam. Im Idealfall sollte eine Biographie am Ende immer ein Bild der Person und ihres Charakters vermitteln, denn schließlich ist es ihr Charakter, die ihr Handeln bestimmt. Zudem können Legenden, die sich im Laufe der Zeit um manche Prominenten gebildet habe, bestätigt oder beseitigt werden, wenn dies mit Fakten unterfüttert wird. Dementsprechend viele gute, aber auch schlechte Biographien. Ist Einstein von Jim Ottaviani und Jerel Dye nun eine Gute?
Nun was den Aspekt der Legende, dass Albert Einstein in Mathematik durchgefallen sei, mit Sicherheit. Was den Rest angeht, eher weniger.
Dies liegt daran, dass Jim Ottaviani, obwohl er aus Briefen zitiert und Weggefährten zu Wort kommen lässt, es nie schafft, ein Bild von Einstein zu vermitteln. Es ist mehr reines Faktenwissen, das er hier präsentiert, auch wenn es durchaus auch mal persönliche Meinung von anderen sind, die er aufs Papier bringt. Einstein selbst kommt hier eigentlich fast nie selbst zu Wort. Es wird über ihn geredet, aber nicht mit ihm. Dabei hätte dies gerade eine Stärke einer Comicbiographie sein können, die anders als Biographien in Buchform, ganz andere Möglichkeiten der Präsentation hat. Es ist schon sehr bezeichnend, dass der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman in seinem Buch Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman! es schafft mit einer kleinen Anekdote über wenige Zeilen und Seiten, ein besseres Bild von Einstein zu zeichnen, als Jim Ottaviani auf den ganzen fast 300 Seiten dieses Comics.
Das liegt auch daran, dass er den völlig falschen Schwerpunkt gewählt hat. Statt auf Einsteins Leben einzugehen und gerade seine politischen Ansichten herauszuarbeiten, die gerade gegen Ende seines Lebens, entscheidend und wichtig wurden, Stichwort Atombombe, Zionismus und Präsidentschaft Israels, konzentriert er sich auf Einsteins Theorien.
Theorien, die er, wie er selbst im Nachwort zugibt, selbst nicht wirklich verstanden hat und deswegen einen Physiker über seinen Text drübergucken ließ. Und genau da liegt das Problem. Denn auch wenn die Physik runtergekocht wurde, ist das alles einfach für den Durchschnittsleser zu abstrakt. Zusammenhänge, die selbst vielen Physikern zu abstrakt sind, auf etwas herunterzudampfen, dass jeder lesen und verstehen kann, ist nicht jedem gegeben und Jim Ottaviani und seinem Helfer ist es das nicht. Kaum einer dürfte verstehen, warum Einsteins Geige blau ist und was ihre grotesken Formen bedeuten sollen, auch wenn dies gut umgesetzt wurde.

Dadurch stellt sich die Frage, an wen richtet sich die Biographie. An jemanden, der sich für den Menschen Einstein interessiert? Wohl kaum, dafür ist der Fokus zu sehr auf der Physik. An jemanden der sich für Physik interessiert und da schon deutliches Vorwissen besitzt, um die angesprochenen versuchten Erklärungen zu verstehen? Auch nicht, denn dafür gibt es genug andere und deutlich bessere Bücher.
Was bleibt ist also eine Biographie, die an ihrem eigenen Anspruch scheitert und dabei vor allem auch immer mal wieder das Klischee, des entrückten und zerstreuten Professors bemüht. Dabei gibt es immer wieder gute Ansätze, die Einstein menschlicher zeigen, aber diese gehen unter in dem Rest. Hätte sich Jim Ottaviani auf diese Ansätze konzentriert und sie weiter ausgebaut, hätte diese Comicbiographie großartig werden können, so aber fällt eine Bewertung des Comics schwer. Vollkommen schlecht ist er nicht, jedoch ist er auch weit entfernt von gut.
Einzig die Schlussszene ist gelungen und zeigt einen Einstein, wie er wohl am nächsten an den großartigen Physiker herankommt.
Wer wirklich wissen will, wie ein Genie und Nobelpreisträger denken könnte, sollte zu Richard Feynmans oben erwähntem Buch greifen. Es lohnt sich mehr.

Die Zeichnungen sind ganz gut und zweckmäßig. Jerel Dye kann zeichnen, soviel steht fest. Luft nach oben besteht jedoch. Die künstlerische Umsetzung von Einsteins Geige ist auf jeden Fall äußerst gelungen.


Fazit

Einsteins Biographie von Jim Ottaviani und Jerel Dye ist eine Enttäuschung. Statt sich auf den Menschen hinter der Physik und die Fakten zu konzentrieren, stürzt sich Jim Ottaviani auf Einsteins Theorien und scheitert daran. Es gibt jedoch auch gute Ansätze und diese retten den Comic davor ein totaler Flop zu sein.


Pro & Contra

+ gute Ansätze

- falscher Fokus
- kann kein Bild von Einstein vermitteln
- anfangs viele Fakten, gegen Ende zu wenige
- Klappentext verspricht viel mehr, als der Inhalt halten kann

Bewertung: stern2

Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Zeichnungen: 3/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2,5/5


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Tags: Biographie