Verlag: Carlsen; (Juni 2022)
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten; 32 €
ISBN-13: 978-3-551-78173-4
Genre: Historik/ Abenteuer
Klappentext
Berühmt wurde Hand G. Kresse mit Eric de Noorman, aber sein Herz schlug von klein auf für die nordamerikanischen indigenen Völker.
Diesen widmete er in seiner langen Karriere zahlreiche Comics.
Die Serie Die Indianer gilt als Höhepunkt seiner Leidenschaft.
In dieser Gesamtausgabe werden die neun Abenteuer sowie ein zehntes, das durch Kresses Tod unvollendet blieb, neu veröffentlicht.
Ergänzt werden die Comics um ausführliches redaktionelles Hintergrundmaterial zu Autor und Werk.
Rezension
Seit Kindesbeinen an faszinierten die Ureinwwohner Nordamerikas und ihre Kultur den aus den Niederlanden stammenden Zeichner und Comicautoren Hans G. Kresse. Mit neun Jahren bekam er wohl ein Karl May-Buch geschenkt und seitdem ließen ihn die indianischen Völker nicht mehr los. Er entwickelte große Bewunderung für diese und versuchte mit großer Vehemenz alles über ihre Geschichte herauszufinden und dies zu einer Zeit als in Hollywood noch die Weißen die Guten im Western waren. Stereotype waren damals also an der Tagesordnung, Hans G. Kresse wollte jedoch wissen, wie es wirklich war und ein differenziertes Bild war dafür nötig. Zeit seines Lebens sammelte er Bücher über die Geschichte der Indianer und Anfang der Siebziger Jahre bekam er die Möglichkeit, das gesammelte Wissen zu nutzen. Die Comicreihe Indianenreeks, die auf Deutsch als Die Indianer erschien und nun in dieser Gesamtausgabe als Die Ahnen der Mescaleros erscheint, sollte eine umfassende Darstellung der Geschichte sein, die von den ersten Begegnungen mit den Weißen bis hin zu zum Untergang der Indianer reichen sollte. So weit kam Hans G. Kresse leider nicht. Insgesamt erschienen neun vollständige Alben und einige Seiten eines zehnten Albums der Indianenreeks. Danach war dann allerdings Schluss und Hans G. Kresse kehrte nicht mehr zu ihnen zurück. Die Gründe dafür sind vielfältig und werden durch das ausführliche redaktionelle Material am Anfang des Bandes von Martin Jurgeit sehr gut dargestellt. Angereichert wird dessen Artikel durch viele Zeichnungen von Hans G. Kresse und Abbildungen der Cover der Einzelbände.
Die Herren des Donners
Die Faraonen, ein Stamm der Apachen, zieht über die Ebene. Sie sind auf dem Weg zum Tsewe-Dorf der Chippewas, um mit diesen zu Handeln. Sie werden unterwegs von den Toguas bedroht, können diese aber abwehren. Im Dorf angekommen werden alte Freundschaften erneuert, aber auch unter Freunden kann es zu Konflikten kommen. Dies spielt aber bald keine große Rolle mehr, als die Spanier auftauchen und sich brutal und rücksichtslos verhalten. Nach ihrem Abzug kommen die Konflikte wieder hoch und am Ende muss Chaka, Häuptling der Faraonen, sich Otsani und dessen Sohn stellen, die bereits seit langer Zeit ein falsches Spiel mit den Chippewas spielen.
Gleich mit dem Auftakt zeichnet Hans G. Kresse ein differenziertes Bild der Kultur und des Lebens der Faraonen, der Chippewas und der Toguas. Dabei überhöht er seine Hauptfiguren nicht, sondern zeigt sie als Menschen mit eigenen Voruteilen und Problemen, aber auch mit Werten und einem klaren moralischen Kompass.
Es ist klar herauszulesen, dass Hans G. Kresse bereits hier sehr viel recherchiert hat und sich um eine sehr realistische Darstellung bemühte. Das fängt bei den Waffen, der Kleidung und den Bauten der Pueblos an und hört mit den Verhältnissen unter den Stämmen und ihren Kontakt mit den Spaniern auf. Die ganz große Spannung kommt zwar nicht auf, aber die Geschichte entfaltet auch so ihre Wirkung und fasziniert liest man weiter.
Die Erben des Windes
Anua, Sohn des Chaka, ist mit Panthertöter auf der Jagd und begegnet dabei einer kleinen Herde Pferde. Während Panthertöter und die später hinzustoßenden Faraonen, die Pferde töten wollen, will Anua eins der Pferde fangen, die für die Faraonen relativ unbekannt und wahre Wundertiere sind. Seine Chance kommt, als er die Chippewas vor den Toguas warnen will und auf dem Rückweg auf einen Mestizen in Not trifft. Zwei Sklavenjäger haben ihn verletzt liegen gelassen und er hilft Anua an ein Pferd zu kommen und reiten zu lernen. Es kommt deswegen zu einem Konflikt zwischen dem Fremden und Unda, Chakas ältesten Sohn. Und auch Otsani und die Toguas machen weiterhin Ärger.
Auch im zweiten Band gibt es kein richtiges Abenteuer zu bestehen. Hans G. Kresse erzählt vielmehr weiterhin von der Kultur der auftauchenden Völkern und ihren Konflikten, in einem ruhigem Erzählton, der perfekt dazu passt.
Die Gefährten des Bösen
Die beiden Sklavenjäger, mit denen der Fremde, der mittlerweile Mes-Tieh-Se genannt wird, Probleme hatte, tauchen auf und sind in sehr schlechter Verfassung und das bringt nicht nur diesen einigen Ärger ein.
Die Gefährten des Bösen ist sozusagen der erste Band, der sich einer Geschichte widmet, die man als Abenteuer bezeichnen könnte. Gleichzeitig greift Hans G. Kresse auf viele Dinge aus den vorhergehenden Bänden zurück und erzählt seine Geschichte der Faraonen, Chaka, Anua und all den anderen weiter.
Hans G. Kresses Zeichnungen sind realistisch mit vielen Details angelegt und ihnen ist die Akribie, die Hans G. Kresse bei seinen Recherchen an den Tag gelegt haben muss ganz deutlich anzusehen. Es mag dynamischere Zeichner geben, aber atmosphärisch macht Kresse so leicht keiner etwas vor.
Fazit
Die Ahnen der Mescaleros von Hans G. Kresse ist ein spannender, detailreicher und hochinteressanter Blick auf die Geschichte der einheimischen Völker Nord- und Mittelamerikas. Kresses Comic verdient damit die Bezeichnung Klassiker.
Pro & Contra
+ sehr gut recherchiert
+ differenziert
+ vermeidet Klischees
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Hans G. Kresse:
Rezension zu Die Ahnen der Mescaleros Bd.2
Rezension zu Die Ahnen der Mescaleros Bd.3